jeher begriffen gewesen ist, noch begriffen ist, und stets begriffen seyn wird, aber auch zwey- tens in diesen Verwandlungen einen festen, ge setzmässigen Gang annehmen.
Jetzt lasst uns zuerst Thatsachen sammeln, und diese ordnen; lasst uns dabey von den spä- testen Zeiten zu den frühesten, wovon Denkmä- ler übrig sind, aufsteigen, und von diesen wie- der zu jenen zurückkehren; lasst uns aus jeder dieser Thatsachen die Resultate ableiten, die sich aus ihr ziehen lassen; die letztern unter einan- der vergleichen, und uns so zu immer höhern Folgerungen erheben.
§. 2.
Das Meer naget unaufhörlich an den Festen der Erde, und verändert die Gestalt derselben. Es vermindert in einigen Gegenden das feste Land, indem es in andern Gegenden dasselbe vergrössert. Städte prangen jetzt da, wo einst die Meereswellen schäumten, und wo vormals der Fischer seine Netze warf, weidet jetzt der Hirt seine Heerden. Aber Städte und Wälder wurden auch vom Wasser verschlungen. Schon Ovid singet:
Fluctibus ambitae fuerant Antissa Pharosque Et Phoenissa Tyros, quarum nunc insula illa est. Leucada continuam veteres habuere coloni:
Nunc
A 3
jeher begriffen gewesen ist, noch begriffen ist, und stets begriffen seyn wird, aber auch zwey- tens in diesen Verwandlungen einen festen, ge setzmäſsigen Gang annehmen.
Jetzt laſst uns zuerst Thatsachen sammeln, und diese ordnen; laſst uns dabey von den spä- testen Zeiten zu den frühesten, wovon Denkmä- ler übrig sind, aufsteigen, und von diesen wie- der zu jenen zurückkehren; laſst uns aus jeder dieser Thatsachen die Resultate ableiten, die sich aus ihr ziehen lassen; die letztern unter einan- der vergleichen, und uns so zu immer höhern Folgerungen erheben.
§. 2.
Das Meer naget unaufhörlich an den Festen der Erde, und verändert die Gestalt derselben. Es vermindert in einigen Gegenden das feste Land, indem es in andern Gegenden dasselbe vergröſsert. Städte prangen jetzt da, wo einst die Meereswellen schäumten, und wo vormals der Fischer seine Netze warf, weidet jetzt der Hirt seine Heerden. Aber Städte und Wälder wurden auch vom Wasser verschlungen. Schon Ovid singet:
Fluctibus ambitae fuerant Antissa Pharosque Et Phoenissa Tyros, quarum nunc insula illa est. Leucada continuam veteres habuere coloni:
Nunc
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0015"n="5"/>
jeher begriffen gewesen ist, noch begriffen ist,<lb/>
und stets begriffen seyn wird, aber auch zwey-<lb/>
tens in diesen Verwandlungen einen festen, ge<lb/>
setzmäſsigen Gang annehmen.</p><lb/><p>Jetzt laſst uns zuerst Thatsachen sammeln,<lb/>
und diese ordnen; laſst uns dabey von den spä-<lb/>
testen Zeiten zu den frühesten, wovon Denkmä-<lb/>
ler übrig sind, aufsteigen, und von diesen wie-<lb/>
der zu jenen zurückkehren; laſst uns aus jeder<lb/>
dieser Thatsachen die Resultate ableiten, die sich<lb/>
aus ihr ziehen lassen; die letztern unter einan-<lb/>
der vergleichen, und uns so zu immer höhern<lb/>
Folgerungen erheben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><lb/><p>Das Meer naget unaufhörlich an den Festen<lb/>
der Erde, und verändert die Gestalt derselben.<lb/>
Es vermindert in einigen Gegenden das feste<lb/>
Land, indem es in andern Gegenden dasselbe<lb/>
vergröſsert. Städte prangen jetzt da, wo einst<lb/>
die Meereswellen schäumten, und wo vormals<lb/>
der Fischer seine Netze warf, weidet jetzt der<lb/>
Hirt seine Heerden. Aber Städte und Wälder<lb/>
wurden auch vom Wasser verschlungen. Schon<lb/><hirendition="#k">Ovid</hi> singet:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#et">Fluctibus ambitae fuerant Antissa Pharosque<lb/>
Et Phoenissa Tyros, quarum nunc insula illa est.<lb/>
Leucada continuam veteres habuere coloni:</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Nunc</fw><lb/></quote></cit></div></div></div></body></text></TEI>
[5/0015]
jeher begriffen gewesen ist, noch begriffen ist,
und stets begriffen seyn wird, aber auch zwey-
tens in diesen Verwandlungen einen festen, ge
setzmäſsigen Gang annehmen.
Jetzt laſst uns zuerst Thatsachen sammeln,
und diese ordnen; laſst uns dabey von den spä-
testen Zeiten zu den frühesten, wovon Denkmä-
ler übrig sind, aufsteigen, und von diesen wie-
der zu jenen zurückkehren; laſst uns aus jeder
dieser Thatsachen die Resultate ableiten, die sich
aus ihr ziehen lassen; die letztern unter einan-
der vergleichen, und uns so zu immer höhern
Folgerungen erheben.
§. 2.
Das Meer naget unaufhörlich an den Festen
der Erde, und verändert die Gestalt derselben.
Es vermindert in einigen Gegenden das feste
Land, indem es in andern Gegenden dasselbe
vergröſsert. Städte prangen jetzt da, wo einst
die Meereswellen schäumten, und wo vormals
der Fischer seine Netze warf, weidet jetzt der
Hirt seine Heerden. Aber Städte und Wälder
wurden auch vom Wasser verschlungen. Schon
Ovid singet:
Fluctibus ambitae fuerant Antissa Pharosque
Et Phoenissa Tyros, quarum nunc insula illa est.
Leucada continuam veteres habuere coloni:
Nunc
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/15>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.