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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Einzelne Knochen eines Crocodils wurden fer-
ner zu Rozzo an der Tyroler Gränze in einem
mergelartigen Steine, der zugleich Skelette von
Pflanzenblättern enthält (g), und die Kinnladen
eines solchen Thiers in dem Felsen bey Honfleur
gefunden. Cuvier, der die letztern untersuchte,
erklärt sie für Ueberbleibsel einer Art, die dem
Gavial verwandt, aber doch von demselben
durch auffallende Charaktere leicht zu unter-
scheiden ist (h). Eben dieser Naturforscher er-

wähnt
(g) Faujas-St-Fond a. a. O. p. 165.
(h) "Die Kiefer dieses Crocodils von Honfleur", sagt
er, "gleichen ihrer Verlängerung nach denen des Ga-
"vial's, nur sind die Zähne minder gleich, und
"die Näthe der Kopfknochen anders gebildet. Der
"auffallendste Unterschied liegt in den Halswirbeln.
"Bey allen übrigen bekaunten Crocodilarten ist die
"vordere Fläche des Körpers der Halswirbel concav,
"und die hintere convex; bey der von Honfleur
"findet gerade das Gegentheil statt. Auch sind die
"Fortsätze der Halswirbel verwickelter, als bey den
"gewöhnlichen Crocodilen. Das Thier scheint 18
"Fuss Länge gehabt zu haben. Die Knochen sind
"versteinert und geben am Stahle Funken. Das
"schwammige Gewebe derselben ist mit Schwefel-
"kies ausgefüllt. Sie liegen in einem sehr verhär-
"teten graulichen mergelartigen Steine, woraus sie
"sich nur mit Mühe losmachen lassen" (Bulletin
des sc. de la Soc. philomath. n. 44.).
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Einzelne Knochen eines Crocodils wurden fer-
ner zu Rozzo an der Tyroler Gränze in einem
mergelartigen Steine, der zugleich Skelette von
Pflanzenblättern enthält (g), und die Kinnladen
eines solchen Thiers in dem Felsen bey Honfleur
gefunden. Cuvier, der die letztern untersuchte,
erklärt sie für Ueberbleibsel einer Art, die dem
Gavial verwandt, aber doch von demselben
durch auffallende Charaktere leicht zu unter-
scheiden ist (h). Eben dieser Naturforscher er-

wähnt
(g) Faujas-St-Fond a. a. O. p. 165.
(h) “Die Kiefer dieses Crocodils von Honfleur”, sagt
er, “gleichen ihrer Verlängerung nach denen des Ga-
„vial’s, nur sind die Zähne minder gleich, und
„die Näthe der Kopfknochen anders gebildet. Der
„auffallendste Unterschied liegt in den Halswirbeln.
„Bey allen übrigen bekaunten Crocodilarten ist die
„vordere Fläche des Körpers der Halswirbel concav,
„und die hintere convex; bey der von Honfleur
„findet gerade das Gegentheil statt. Auch sind die
„Fortsätze der Halswirbel verwickelter, als bey den
„gewöhnlichen Crocodilen. Das Thier scheint 18
„Fuſs Länge gehabt zu haben. Die Knochen sind
„versteinert und geben am Stahle Funken. Das
„schwammige Gewebe derselben ist mit Schwefel-
„kies ausgefüllt. Sie liegen in einem sehr verhär-
„teten graulichen mergelartigen Steine, woraus sie
„sich nur mit Mühe losmachen lassen” (Bulletin
des sc. de la Soc. philomath. n. 44.).
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[115/0125] Einzelne Knochen eines Crocodils wurden fer- ner zu Rozzo an der Tyroler Gränze in einem mergelartigen Steine, der zugleich Skelette von Pflanzenblättern enthält (g), und die Kinnladen eines solchen Thiers in dem Felsen bey Honfleur gefunden. Cuvier, der die letztern untersuchte, erklärt sie für Ueberbleibsel einer Art, die dem Gavial verwandt, aber doch von demselben durch auffallende Charaktere leicht zu unter- scheiden ist (h). Eben dieser Naturforscher er- wähnt (g) Faujas-St-Fond a. a. O. p. 165. (h) “Die Kiefer dieses Crocodils von Honfleur”, sagt er, “gleichen ihrer Verlängerung nach denen des Ga- „vial’s, nur sind die Zähne minder gleich, und „die Näthe der Kopfknochen anders gebildet. Der „auffallendste Unterschied liegt in den Halswirbeln. „Bey allen übrigen bekaunten Crocodilarten ist die „vordere Fläche des Körpers der Halswirbel concav, „und die hintere convex; bey der von Honfleur „findet gerade das Gegentheil statt. Auch sind die „Fortsätze der Halswirbel verwickelter, als bey den „gewöhnlichen Crocodilen. Das Thier scheint 18 „Fuſs Länge gehabt zu haben. Die Knochen sind „versteinert und geben am Stahle Funken. Das „schwammige Gewebe derselben ist mit Schwefel- „kies ausgefüllt. Sie liegen in einem sehr verhär- „teten graulichen mergelartigen Steine, woraus sie „sich nur mit Mühe losmachen lassen” (Bulletin des sc. de la Soc. philomath. n. 44.). H 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/125>, abgerufen am 24.11.2024.