"Wunden, welche ihnen unsere dreyzackichten Wurf- "spiesse verursacht hatten, sehr deutlich wahrnahmen, "waren so kennbar, dass wir sie von andern ihrer Art sehr "genau unterscheiden konnten. Täglich sahen wir die "nehmlichen Fische rings um uns her, die wir bereits am "vorhergehenden Tage bemerkt hatten. Ich glanbe ganz "gewiss, wenn wir uns nicht bey den Sandwichinseln "aufgehalten hätten, würden sie uns noch zwey-bis drey- "hundert Meilen weit nachgezogen seyn, bis sie endlich "in solche Gewässer gekommen wären, worin sie, ihrer "Natur nach, nicht länger Nahrung gefunden hätten." (La Perouse's Entdeckungsreise. B. 1. S. 254.) -- Von manchen Vögeln, und besonders allen Seevögeln, ist es übrigens bekannt, dass sie sich oft ausserordentlich weit von den Küsten entfernen. Wenn man nach den Westindischen Inseln segelt, sieht man oft Vögel 200 Seemeilen weit vom Lande (Sloane Hist. of Jamaika. Vol. 1. p. 30.). Catesby sahe eine Eule zur See, als das Schiff 600 Seemeilen weit vom Lande entfernt war (Nat. Hist. of Carolina. praef. p. 7. Hist. nat. de Buffon. T. XVI. p. 32.).
S. 381. 382,
Im Juny und July 1803 habe ich selber Gelegenheit gehabt, die hier erwähnte, sich willkührlich bewegende Conferve (Conferva limosa Roth.) häufig zu beobachten. Ich fand sie in einem doppelten Zustande: in dem einen bestand sie aus sehr zarten, farbenlosen, divergirenden Fäden, die mit dem einen Ende in Schlamm oder grüner Materie sassen; in dem andern Zustande waren die Fäden weit länger, stärker und gedrängter, hatten eine schöne blaugrüne Farbe, und bildeten eine Art von Rasen. Jener Zustand ist der, worin ich diese Conferve in den Gräben antraf. Aus ihm ging sie in den letztern über, wenn ich sie in reinem Wasser dem Tageslichte aussetzte.
In dem erstern Zustande war die häufigste Bewegung jener Conferve die pendelförmige. Ihre einzelnen Fäden
beug-
„Wunden, welche ihnen unsere dreyzackichten Wurf- „spiesse verursacht hatten, sehr deutlich wahrnahmen, „waren so kennbar, daſs wir sie von andern ihrer Art sehr „genau unterscheiden konnten. Täglich sahen wir die „nehmlichen Fische rings um uns her, die wir bereits am „vorhergehenden Tage bemerkt hatten. Ich glanbe ganz „gewiſs, wenn wir uns nicht bey den Sandwichinseln „aufgehalten hätten, würden sie uns noch zwey-bis drey- „hundert Meilen weit nachgezogen seyn, bis sie endlich „in solche Gewässer gekommen wären, worin sie, ihrer „Natur nach, nicht länger Nahrung gefunden hätten.” (La Perouse’s Entdeckungsreise. B. 1. S. 254.) — Von manchen Vögeln, und besonders allen Seevögeln, ist es übrigens bekannt, daſs sie sich oft ausserordentlich weit von den Küsten entfernen. Wenn man nach den Westindischen Inseln segelt, sieht man oft Vögel 200 Seemeilen weit vom Lande (Sloane Hist. of Jamaika. Vol. 1. p. 30.). Catesby sahe eine Eule zur See, als das Schiff 600 Seemeilen weit vom Lande entfernt war (Nat. Hist. of Carolina. praef. p. 7. Hist. nat. de Buffon. T. XVI. p. 32.).
S. 381. 382,
Im Juny und July 1803 habe ich selber Gelegenheit gehabt, die hier erwähnte, sich willkührlich bewegende Conferve (Conferva limosa Roth.) häufig zu beobachten. Ich fand sie in einem doppelten Zustande: in dem einen bestand sie aus sehr zarten, farbenlosen, divergirenden Fäden, die mit dem einen Ende in Schlamm oder grüner Materie saſsen; in dem andern Zustande waren die Fäden weit länger, stärker und gedrängter, hatten eine schöne blaugrüne Farbe, und bildeten eine Art von Rasen. Jener Zustand ist der, worin ich diese Conferve in den Gräben antraf. Aus ihm ging sie in den letztern über, wenn ich sie in reinem Wasser dem Tageslichte aussetzte.
In dem erstern Zustande war die häufigste Bewegung jener Conferve die pendelförmige. Ihre einzelnen Fäden
beug-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0515"n="505"/>„Wunden, welche ihnen unsere dreyzackichten Wurf-<lb/>„spiesse verursacht hatten, sehr deutlich wahrnahmen,<lb/>„waren so kennbar, daſs wir sie von andern ihrer Art sehr<lb/>„genau unterscheiden konnten. Täglich sahen wir die<lb/>„nehmlichen Fische rings um uns her, die wir bereits am<lb/>„vorhergehenden Tage bemerkt hatten. Ich glanbe ganz<lb/>„gewiſs, wenn wir uns nicht bey den Sandwichinseln<lb/>„aufgehalten hätten, würden sie uns noch zwey-bis drey-<lb/>„hundert Meilen weit nachgezogen seyn, bis sie endlich<lb/>„in solche Gewässer gekommen wären, worin sie, ihrer<lb/>„Natur nach, nicht länger Nahrung gefunden hätten.”<lb/>
(<hirendition="#k">La Perouse</hi>’s Entdeckungsreise. B. 1. S. 254.) — Von<lb/>
manchen Vögeln, und besonders allen Seevögeln, ist es<lb/>
übrigens bekannt, daſs sie sich oft ausserordentlich weit von<lb/>
den Küsten entfernen. Wenn man nach den Westindischen<lb/>
Inseln segelt, sieht man oft Vögel 200 Seemeilen weit vom<lb/>
Lande (<hirendition="#k">Sloane</hi> Hist. of Jamaika. Vol. 1. p. 30.). <hirendition="#k">Catesby</hi><lb/>
sahe eine Eule zur See, als das Schiff 600 Seemeilen weit<lb/>
vom Lande entfernt war (Nat. Hist. of Carolina. praef.<lb/>
p. 7. Hist. nat. de <hirendition="#k">Buffon</hi>. T. XVI. p. 32.).</p><lb/><p>S. 381. 382,</p><lb/><p>Im Juny und July 1803 habe ich selber Gelegenheit<lb/>
gehabt, die hier erwähnte, sich willkührlich bewegende<lb/>
Conferve (Conferva limosa <hirendition="#k">Roth</hi>.) häufig zu beobachten.<lb/>
Ich fand sie in einem doppelten Zustande: in dem einen<lb/>
bestand sie aus sehr zarten, farbenlosen, divergirenden<lb/>
Fäden, die mit dem einen Ende in Schlamm oder grüner<lb/>
Materie saſsen; in dem andern Zustande waren die Fäden<lb/>
weit länger, stärker und gedrängter, hatten eine schöne<lb/>
blaugrüne Farbe, und bildeten eine Art von Rasen. Jener<lb/>
Zustand ist der, worin ich diese Conferve in den Gräben<lb/>
antraf. Aus ihm ging sie in den letztern über, wenn ich<lb/>
sie in reinem Wasser dem Tageslichte aussetzte.</p><lb/><p>In dem erstern Zustande war die häufigste Bewegung<lb/>
jener Conferve die pendelförmige. Ihre einzelnen Fäden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beug-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[505/0515]
„Wunden, welche ihnen unsere dreyzackichten Wurf-
„spiesse verursacht hatten, sehr deutlich wahrnahmen,
„waren so kennbar, daſs wir sie von andern ihrer Art sehr
„genau unterscheiden konnten. Täglich sahen wir die
„nehmlichen Fische rings um uns her, die wir bereits am
„vorhergehenden Tage bemerkt hatten. Ich glanbe ganz
„gewiſs, wenn wir uns nicht bey den Sandwichinseln
„aufgehalten hätten, würden sie uns noch zwey-bis drey-
„hundert Meilen weit nachgezogen seyn, bis sie endlich
„in solche Gewässer gekommen wären, worin sie, ihrer
„Natur nach, nicht länger Nahrung gefunden hätten.”
(La Perouse’s Entdeckungsreise. B. 1. S. 254.) — Von
manchen Vögeln, und besonders allen Seevögeln, ist es
übrigens bekannt, daſs sie sich oft ausserordentlich weit von
den Küsten entfernen. Wenn man nach den Westindischen
Inseln segelt, sieht man oft Vögel 200 Seemeilen weit vom
Lande (Sloane Hist. of Jamaika. Vol. 1. p. 30.). Catesby
sahe eine Eule zur See, als das Schiff 600 Seemeilen weit
vom Lande entfernt war (Nat. Hist. of Carolina. praef.
p. 7. Hist. nat. de Buffon. T. XVI. p. 32.).
S. 381. 382,
Im Juny und July 1803 habe ich selber Gelegenheit
gehabt, die hier erwähnte, sich willkührlich bewegende
Conferve (Conferva limosa Roth.) häufig zu beobachten.
Ich fand sie in einem doppelten Zustande: in dem einen
bestand sie aus sehr zarten, farbenlosen, divergirenden
Fäden, die mit dem einen Ende in Schlamm oder grüner
Materie saſsen; in dem andern Zustande waren die Fäden
weit länger, stärker und gedrängter, hatten eine schöne
blaugrüne Farbe, und bildeten eine Art von Rasen. Jener
Zustand ist der, worin ich diese Conferve in den Gräben
antraf. Aus ihm ging sie in den letztern über, wenn ich
sie in reinem Wasser dem Tageslichte aussetzte.
In dem erstern Zustande war die häufigste Bewegung
jener Conferve die pendelförmige. Ihre einzelnen Fäden
beug-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/515>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.