Vorzüglich aber gedeihen die meisten Gewächse auf Kalkgebirgen. Selbst den Mangel der Wärme ver- mag ein gewisser Grad von Kalkgehalt des Bodens einigermassen zu ersetzen, wie die so hoch am kal- ten Altaischen Gebirge gelegene Gegend von Tige- räk beweiset, wo das Getreide, das auf den dorti- gen hohen Kalkbergen gesäet wird, ungemein schnell heranwächst, und alle wilde Pflanzen zu einer Riesengrösse gelangen, z. B. Rittersporn, Geisbart und Brennesseln zu einer Höhe von 12 Fuss, und der Stamm der Angelica zu einer baumartigen Dicke (x).
Auch ein salziger Boden befördert das Wachs- thum aller für ihn passender Pflanzen. Dies zeigt sich vorzüglich in Egypten, wo nicht nur der Bo- den, sondern auch die Athmosphäre so mit Salz- theilen geschwängert ist, dass die Steine allenthal- halben von Natrum angefressen, und alle feuchte Oerter voll langer, salpeterähnlicher Salzcrystalle sind. Hier giebt diese Salzigkeit der Luft und des Erdbodens, in Verbindung mit der Hitze, den Pflanzen ein Leben und ein Wachsthum, wovon der Bewohner des kalten Nordens keinen Begriff hat. Allenthalben, wo die Gewächse nur Wasser haben, geschieht ihre Entwickelung mit einer be-
wun-
(x)Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs. Th. 2. S. 578. Patrin a. a. O. B. 2. S. 370.
C 4
Vorzüglich aber gedeihen die meisten Gewächse auf Kalkgebirgen. Selbst den Mangel der Wärme ver- mag ein gewisser Grad von Kalkgehalt des Bodens einigermaſsen zu ersetzen, wie die so hoch am kal- ten Altaischen Gebirge gelegene Gegend von Tige- räk beweiset, wo das Getreide, das auf den dorti- gen hohen Kalkbergen gesäet wird, ungemein schnell heranwächst, und alle wilde Pflanzen zu einer Riesengröſse gelangen, z. B. Rittersporn, Geisbart und Brennesseln zu einer Höhe von 12 Fuſs, und der Stamm der Angelica zu einer baumartigen Dicke (x).
Auch ein salziger Boden befördert das Wachs- thum aller für ihn passender Pflanzen. Dies zeigt sich vorzüglich in Egypten, wo nicht nur der Bo- den, sondern auch die Athmosphäre so mit Salz- theilen geschwängert ist, daſs die Steine allenthal- halben von Natrum angefressen, und alle feuchte Oerter voll langer, salpeterähnlicher Salzcrystalle sind. Hier giebt diese Salzigkeit der Luft und des Erdbodens, in Verbindung mit der Hitze, den Pflanzen ein Leben und ein Wachsthum, wovon der Bewohner des kalten Nordens keinen Begriff hat. Allenthalben, wo die Gewächse nur Wasser haben, geschieht ihre Entwickelung mit einer be-
wun-
(x)Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs. Th. 2. S. 578. Patrin a. a. O. B. 2. S. 370.
C 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0049"n="39"/>
Vorzüglich aber gedeihen die meisten Gewächse auf<lb/>
Kalkgebirgen. Selbst den Mangel der Wärme ver-<lb/>
mag ein gewisser Grad von Kalkgehalt des Bodens<lb/>
einigermaſsen zu ersetzen, wie die so hoch am kal-<lb/>
ten Altaischen Gebirge gelegene Gegend von Tige-<lb/>
räk beweiset, wo das Getreide, das auf den dorti-<lb/>
gen hohen Kalkbergen gesäet wird, ungemein<lb/>
schnell heranwächst, und alle wilde Pflanzen zu<lb/>
einer Riesengröſse gelangen, z. B. Rittersporn,<lb/>
Geisbart und Brennesseln zu einer Höhe von 12 Fuſs,<lb/>
und der Stamm der Angelica zu einer baumartigen<lb/>
Dicke <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#k">Pallas</hi> Reise durch verschiedene Provinzen des<lb/>
Russischen Reichs. Th. 2. S. 578. <hirendition="#k">Patrin</hi> a. a. O. B. 2.<lb/>
S. 370.</note>.</p><lb/><p>Auch ein salziger Boden befördert das Wachs-<lb/>
thum aller für ihn passender Pflanzen. Dies zeigt<lb/>
sich vorzüglich in Egypten, wo nicht nur der Bo-<lb/>
den, sondern auch die Athmosphäre so mit Salz-<lb/>
theilen geschwängert ist, daſs die Steine allenthal-<lb/>
halben von Natrum angefressen, und alle feuchte<lb/>
Oerter voll langer, salpeterähnlicher Salzcrystalle<lb/>
sind. Hier giebt diese Salzigkeit der Luft und des<lb/>
Erdbodens, in Verbindung mit der Hitze, den<lb/>
Pflanzen ein Leben und ein Wachsthum, wovon<lb/>
der Bewohner des kalten Nordens keinen Begriff<lb/>
hat. Allenthalben, wo die Gewächse nur Wasser<lb/>
haben, geschieht ihre Entwickelung mit einer be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wun-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[39/0049]
Vorzüglich aber gedeihen die meisten Gewächse auf
Kalkgebirgen. Selbst den Mangel der Wärme ver-
mag ein gewisser Grad von Kalkgehalt des Bodens
einigermaſsen zu ersetzen, wie die so hoch am kal-
ten Altaischen Gebirge gelegene Gegend von Tige-
räk beweiset, wo das Getreide, das auf den dorti-
gen hohen Kalkbergen gesäet wird, ungemein
schnell heranwächst, und alle wilde Pflanzen zu
einer Riesengröſse gelangen, z. B. Rittersporn,
Geisbart und Brennesseln zu einer Höhe von 12 Fuſs,
und der Stamm der Angelica zu einer baumartigen
Dicke (x).
Auch ein salziger Boden befördert das Wachs-
thum aller für ihn passender Pflanzen. Dies zeigt
sich vorzüglich in Egypten, wo nicht nur der Bo-
den, sondern auch die Athmosphäre so mit Salz-
theilen geschwängert ist, daſs die Steine allenthal-
halben von Natrum angefressen, und alle feuchte
Oerter voll langer, salpeterähnlicher Salzcrystalle
sind. Hier giebt diese Salzigkeit der Luft und des
Erdbodens, in Verbindung mit der Hitze, den
Pflanzen ein Leben und ein Wachsthum, wovon
der Bewohner des kalten Nordens keinen Begriff
hat. Allenthalben, wo die Gewächse nur Wasser
haben, geschieht ihre Entwickelung mit einer be-
wun-
(x) Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des
Russischen Reichs. Th. 2. S. 578. Patrin a. a. O. B. 2.
S. 370.
C 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/49>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.