Ist es die Mischung der Athmosphäre? Aber die grössten Veränderungen, die man in dieser be- obachtet hat, betragen nach von Humboldt(r) 0,290 bis 0,236, und nach Berthollet(s) noch weniger an Sauerstoffgas, und dem erstern zufol- ge (t) 0,005 bis 0,015 an kohlensaurem Gas, ein Unterschied, der viel zu gering ist, als dass sich von ihm bedeutende und bleibende Wirkungen auf die lebende Natur erwarten liessen. Zudem be- rechtigt uns weder Theorie, noch Erfahrung zu der Voraussetzung, dass die Mischung der Athmo- sphäre in der südlichen Erdhälfte anders ist, als in der nördlichen.
Auch bemerken wir da, wo locale Ursachen eine veränderte Mischung der Athmosphäre vermu- then lassen, keinen formellen, sondern blos einen materiellen Einfluss auf die lebende Natur. Wir finden, dass in solchen Gegenden entweder die Ve- getation üppig von statten geht, indem die Thiere kein Gedeihen haben, oder dass umgekehrt die letztern sich dort in ihrem Elemente fühlen, indem die Pflanzen keine Nahrung finden. Jenes ist z. B. der Fall in Sennaar, wo vielleicht der fette Boden dem Luftkreise sehr vielen Sauerstoff entzieht, und
dage-
(r)Von Humboldt's Vers. über die chem. Zerlegung des Luftkreises. S. 167.
(s)Scherer's allg. Journal der Chemie. B. IV. S. 596 ff.
(t)Von Humboldt a. a. O. S. 104.
Ist es die Mischung der Athmosphäre? Aber die gröſsten Veränderungen, die man in dieser be- obachtet hat, betragen nach von Humboldt(r) 0,290 bis 0,236, und nach Berthollet(s) noch weniger an Sauerstoffgas, und dem erstern zufol- ge (t) 0,005 bis 0,015 an kohlensaurem Gas, ein Unterschied, der viel zu gering ist, als daſs sich von ihm bedeutende und bleibende Wirkungen auf die lebende Natur erwarten liessen. Zudem be- rechtigt uns weder Theorie, noch Erfahrung zu der Voraussetzung, daſs die Mischung der Athmo- sphäre in der südlichen Erdhälfte anders ist, als in der nördlichen.
Auch bemerken wir da, wo locale Ursachen eine veränderte Mischung der Athmosphäre vermu- then lassen, keinen formellen, sondern blos einen materiellen Einfluſs auf die lebende Natur. Wir finden, daſs in solchen Gegenden entweder die Ve- getation üppig von statten geht, indem die Thiere kein Gedeihen haben, oder daſs umgekehrt die letztern sich dort in ihrem Elemente fühlen, indem die Pflanzen keine Nahrung finden. Jenes ist z. B. der Fall in Sennaar, wo vielleicht der fette Boden dem Luftkreise sehr vielen Sauerstoff entzieht, und
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(r)Von Humboldt’s Vers. über die chem. Zerlegung des Luftkreises. S. 167.
(s)Scherer’s allg. Journal der Chemie. B. IV. S. 596 ff.
(t)Von Humboldt a. a. O. S. 104.
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Ist es die Mischung der Athmosphäre? Aber
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0,290 bis 0,236, und nach Berthollet (s) noch
weniger an Sauerstoffgas, und dem erstern zufol-
ge (t) 0,005 bis 0,015 an kohlensaurem Gas, ein
Unterschied, der viel zu gering ist, als daſs sich
von ihm bedeutende und bleibende Wirkungen auf
die lebende Natur erwarten liessen. Zudem be-
rechtigt uns weder Theorie, noch Erfahrung zu
der Voraussetzung, daſs die Mischung der Athmo-
sphäre in der südlichen Erdhälfte anders ist, als in
der nördlichen.
Auch bemerken wir da, wo locale Ursachen
eine veränderte Mischung der Athmosphäre vermu-
then lassen, keinen formellen, sondern blos einen
materiellen Einfluſs auf die lebende Natur. Wir
finden, daſs in solchen Gegenden entweder die Ve-
getation üppig von statten geht, indem die Thiere
kein Gedeihen haben, oder daſs umgekehrt die
letztern sich dort in ihrem Elemente fühlen, indem
die Pflanzen keine Nahrung finden. Jenes ist z. B.
der Fall in Sennaar, wo vielleicht der fette Boden
dem Luftkreise sehr vielen Sauerstoff entzieht, und
dage-
(r) Von Humboldt’s Vers. über die chem. Zerlegung
des Luftkreises. S. 167.
(s) Scherer’s allg. Journal der Chemie. B. IV. S. 596 ff.
(t) Von Humboldt a. a. O. S. 104.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/448>, abgerufen am 22.11.2024.
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