von dieser getrennt sind, bringen sie wieder eine Tremelle hervor. "Deutlich," sagt Schrank(q), "entstand an den kleinen Stellen des Uhrglases, wo "sich solche Gruppen festgesetzt hatten, eine klei- "ne Ulva (Tremella) pruniformis von der Grösse "eines Stecknadelknopfs, und die Wände des gro- "ssen Glases, worin ich eine Anzahl dieser angebli- "chen Pflanzen aufbewahrt hatte, waren am fol- "genden Morgen ganz mit solchen anfänglichen Ul- "ven tapezirt."
Alle Beobachtungen über die Lebensweise der Conferven und Tremellen deuten also darauf hin, dass bey diesen Pflanzenthieren eine ähnliche Ver- wandlung, wie bey den Thierpflanzen, statt findet, und dass die Tremelle eben das für den Wasserfa- den ist, was das Alcyonium, nach Lichtenstein's Erfahrungen, für die Tubularie. So wie die Tu- bularie ihre thierische Natur weit lebhafter äussert, als das Alcyonium, und dieses mit zunehmendem Alter sich immer mehr der vegetabilischen Existenz nähert, so ist es nach jenen Beobachtungen wahr- scheinlich auch der Fall bey den Conferven und Tremellen. So lange die Fäden der erstern von einander abgesondert leben, äussern sie unter ge- wissen, durch künftige Untersuchungen näher zu bestimmenden Umständen thierische Bewegungen.
Mit
(q) A. a. O. S. 100.
Bb 5
von dieser getrennt sind, bringen sie wieder eine Tremelle hervor. “Deutlich,” sagt Schrank(q), „entstand an den kleinen Stellen des Uhrglases, wo „sich solche Gruppen festgesetzt hatten, eine klei- „ne Ulva (Tremella) pruniformis von der Gröſse „eines Stecknadelknopfs, und die Wände des gro- „ſsen Glases, worin ich eine Anzahl dieser angebli- „chen Pflanzen aufbewahrt hatte, waren am fol- „genden Morgen ganz mit solchen anfänglichen Ul- „ven tapezirt.”
Alle Beobachtungen über die Lebensweise der Conferven und Tremellen deuten also darauf hin, daſs bey diesen Pflanzenthieren eine ähnliche Ver- wandlung, wie bey den Thierpflanzen, statt findet, und daſs die Tremelle eben das für den Wasserfa- den ist, was das Alcyonium, nach Lichtenstein’s Erfahrungen, für die Tubularie. So wie die Tu- bularie ihre thierische Natur weit lebhafter äussert, als das Alcyonium, und dieses mit zunehmendem Alter sich immer mehr der vegetabilischen Existenz nähert, so ist es nach jenen Beobachtungen wahr- scheinlich auch der Fall bey den Conferven und Tremellen. So lange die Fäden der erstern von einander abgesondert leben, äussern sie unter ge- wissen, durch künftige Untersuchungen näher zu bestimmenden Umständen thierische Bewegungen.
Mit
(q) A. a. O. S. 100.
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von dieser getrennt sind, bringen sie wieder eine
Tremelle hervor. “Deutlich,” sagt Schrank (q),
„entstand an den kleinen Stellen des Uhrglases, wo
„sich solche Gruppen festgesetzt hatten, eine klei-
„ne Ulva (Tremella) pruniformis von der Gröſse
„eines Stecknadelknopfs, und die Wände des gro-
„ſsen Glases, worin ich eine Anzahl dieser angebli-
„chen Pflanzen aufbewahrt hatte, waren am fol-
„genden Morgen ganz mit solchen anfänglichen Ul-
„ven tapezirt.”
Alle Beobachtungen über die Lebensweise der
Conferven und Tremellen deuten also darauf hin,
daſs bey diesen Pflanzenthieren eine ähnliche Ver-
wandlung, wie bey den Thierpflanzen, statt findet,
und daſs die Tremelle eben das für den Wasserfa-
den ist, was das Alcyonium, nach Lichtenstein’s
Erfahrungen, für die Tubularie. So wie die Tu-
bularie ihre thierische Natur weit lebhafter äussert,
als das Alcyonium, und dieses mit zunehmendem
Alter sich immer mehr der vegetabilischen Existenz
nähert, so ist es nach jenen Beobachtungen wahr-
scheinlich auch der Fall bey den Conferven und
Tremellen. So lange die Fäden der erstern von
einander abgesondert leben, äussern sie unter ge-
wissen, durch künftige Untersuchungen näher zu
bestimmenden Umständen thierische Bewegungen.
Mit
(q) A. a. O. S. 100.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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