Hält man auch diese Erfahrungen von Ingen- houss zur Bestätigung derer von Girod-Chantran noch nicht für hinreichend, so lassen sich noch frü- here Beobachtungen anführen, wobey nicht der mindeste Verdacht einer vorgefassten Meinung statt findet. Diese machte J. C. Wilke an einer Confer- venart, die sich in Trinkgläsern erzeugt, und er- zählt sie in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie für das Jahr 1764 (n). Nachdem er hier die Gestalt jenes Wasserfadens beschrieben hat, fährt er fort: "Wie es mit der Befruchtung zuge- "he, habe ich zwar bey einem so kleinen Gewächse "nicht entdecken können, aber doch ist es glauh- "lich, dass es sich auf irgend eine Art durch Wur- "zeln oder Saamen fortpflanzt. Wenn es anfängt, "sich im Glase zu zeigen, so ereignet es sich meist, "dass ein grösserer Busch erst an einer Stelle auf- "wächst, von dem sich nach und nach immer klei- "nere und kleinere ausbreiten, aber es läuft nicht um "den ganzen Rand herum gleich hinauf. Wenn das "Glas mit destillirtem Wasser wohl ausgespühlt wird, "das man nachgehends weggiesst, und in anderem "destillirtem Wasser mit seinem Moose zertheilt, "so sieht man zwar darin viele kleine runde Kör- "per, an denen man weder Leben noch Bewegung "wahrnimmt; aber diese können vom Bodensatze "herrühren. Gleichwohl verdienet bemerkt zu wer-
"den,
(n) B. 26. S. 273 der Deutschen Uebers.
Bb 4
Hält man auch diese Erfahrungen von Ingen- houss zur Bestätigung derer von Girod-Chantran noch nicht für hinreichend, so lassen sich noch frü- here Beobachtungen anführen, wobey nicht der mindeste Verdacht einer vorgefaſsten Meinung statt findet. Diese machte J. C. Wilke an einer Confer- venart, die sich in Trinkgläsern erzeugt, und er- zählt sie in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie für das Jahr 1764 (n). Nachdem er hier die Gestalt jenes Wasserfadens beschrieben hat, fährt er fort: “Wie es mit der Befruchtung zuge- „he, habe ich zwar bey einem so kleinen Gewächse „nicht entdecken können, aber doch ist es glauh- „lich, daſs es sich auf irgend eine Art durch Wur- „zeln oder Saamen fortpflanzt. Wenn es anfängt, „sich im Glase zu zeigen, so ereignet es sich meist, „daſs ein gröſserer Busch erst an einer Stelle auf- „wächst, von dem sich nach und nach immer klei- „nere und kleinere ausbreiten, aber es läuft nicht um „den ganzen Rand herum gleich hinauf. Wenn das „Glas mit destillirtem Wasser wohl ausgespühlt wird, „das man nachgehends weggieſst, und in anderem „destillirtem Wasser mit seinem Moose zertheilt, „so sieht man zwar darin viele kleine runde Kör- „per, an denen man weder Leben noch Bewegung „wahrnimmt; aber diese können vom Bodensatze „herrühren. Gleichwohl verdienet bemerkt zu wer-
„den,
(n) B. 26. S. 273 der Deutschen Uebers.
Bb 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0401"n="391"/><p>Hält man auch diese Erfahrungen von <hirendition="#k">Ingen-<lb/>
houss</hi> zur Bestätigung derer von <hirendition="#k">Girod-Chantran</hi><lb/>
noch nicht für hinreichend, so lassen sich noch frü-<lb/>
here Beobachtungen anführen, wobey nicht der<lb/>
mindeste Verdacht einer vorgefaſsten Meinung statt<lb/>
findet. Diese machte J. C. <hirendition="#k">Wilke</hi> an einer Confer-<lb/>
venart, die sich in Trinkgläsern erzeugt, und er-<lb/>
zählt sie in den Abhandlungen der Schwedischen<lb/>
Akademie für das Jahr 1764 <noteplace="foot"n="(n)">B. 26. S. 273 der Deutschen Uebers.</note>. Nachdem er hier<lb/>
die Gestalt jenes Wasserfadens beschrieben hat,<lb/>
fährt er fort: “Wie es mit der Befruchtung zuge-<lb/>„he, habe ich zwar bey einem so kleinen Gewächse<lb/>„nicht entdecken können, aber doch ist es glauh-<lb/>„lich, daſs es sich auf irgend eine Art durch Wur-<lb/>„zeln oder Saamen fortpflanzt. Wenn es anfängt,<lb/>„sich im Glase zu zeigen, so ereignet es sich meist,<lb/>„daſs ein gröſserer Busch erst an einer Stelle auf-<lb/>„wächst, von dem sich nach und nach immer klei-<lb/>„nere und kleinere ausbreiten, aber es läuft nicht um<lb/>„den ganzen Rand herum gleich hinauf. Wenn das<lb/>„Glas mit destillirtem Wasser wohl ausgespühlt wird,<lb/>„das man nachgehends weggieſst, und in anderem<lb/>„destillirtem Wasser mit seinem Moose zertheilt,<lb/>„so sieht man zwar darin viele kleine runde Kör-<lb/>„per, an denen man weder Leben noch Bewegung<lb/>„wahrnimmt; aber diese können vom Bodensatze<lb/>„herrühren. Gleichwohl verdienet bemerkt zu wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„den,</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Bb</hi> 4</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[391/0401]
Hält man auch diese Erfahrungen von Ingen-
houss zur Bestätigung derer von Girod-Chantran
noch nicht für hinreichend, so lassen sich noch frü-
here Beobachtungen anführen, wobey nicht der
mindeste Verdacht einer vorgefaſsten Meinung statt
findet. Diese machte J. C. Wilke an einer Confer-
venart, die sich in Trinkgläsern erzeugt, und er-
zählt sie in den Abhandlungen der Schwedischen
Akademie für das Jahr 1764 (n). Nachdem er hier
die Gestalt jenes Wasserfadens beschrieben hat,
fährt er fort: “Wie es mit der Befruchtung zuge-
„he, habe ich zwar bey einem so kleinen Gewächse
„nicht entdecken können, aber doch ist es glauh-
„lich, daſs es sich auf irgend eine Art durch Wur-
„zeln oder Saamen fortpflanzt. Wenn es anfängt,
„sich im Glase zu zeigen, so ereignet es sich meist,
„daſs ein gröſserer Busch erst an einer Stelle auf-
„wächst, von dem sich nach und nach immer klei-
„nere und kleinere ausbreiten, aber es läuft nicht um
„den ganzen Rand herum gleich hinauf. Wenn das
„Glas mit destillirtem Wasser wohl ausgespühlt wird,
„das man nachgehends weggieſst, und in anderem
„destillirtem Wasser mit seinem Moose zertheilt,
„so sieht man zwar darin viele kleine runde Kör-
„per, an denen man weder Leben noch Bewegung
„wahrnimmt; aber diese können vom Bodensatze
„herrühren. Gleichwohl verdienet bemerkt zu wer-
„den,
(n) B. 26. S. 273 der Deutschen Uebers.
Bb 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/401>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.