bey den Phänomenen der Priestleyschen grünen Materie gefunden haben, etwas Aehnliches bey grössern Organismen aufzuweisen hätten.
Es lässt sich schon zum voraus erwarten, dass sich wirklich solche analoge Erfahrungen finden werden. Im dritten Kapitel des vorigen Abschnitts führten uns nehmlich unsere Untersuchungen über die Verbreitung der Zoophyten auf den Satz, dass diese abhängiger von den Einwirkungen der Aus- senwelt sind, als die Pflanzen und Thiere. Da wir nun schon bey den Amphibien so auffallende Verwandlungen einer Thierform in eine andere, und noch auffallendere bey den Insekten antref- fen (z), sollten denn nicht die Zoophyten noch weit grössere Metamorphosen erleiden?
Zu den Erfahrungen, wodurch diese Vermu- thung bestätigt wird, gehören zuvörderst Lichten- stein's Beobachtungen über die Verwandlung der Federbuschpolypen in Alcyonien, und dieser in Spongien. Nach den Untersuchungen jenes Natur- forschers sind die bekannten Körper auf dem Boden der Spongien des süssen Wassers die Eyer der Fe- derbuschpolypen. Lässt man diese vorsichtig aus- kriechen, so kömmt die Tubularia Sultana heraus; diese wird zur Tubularia campanulata, reptans und repens, indem sie älter wird und sich rankenweise vervielfältigt. Eine üppige Fruchtbarkeit bildet
dar-
(z) Biol. B. 1. S. 260. 372 ff.
bey den Phänomenen der Priestleyschen grünen Materie gefunden haben, etwas Aehnliches bey gröſsern Organismen aufzuweisen hätten.
Es läſst sich schon zum voraus erwarten, daſs sich wirklich solche analoge Erfahrungen finden werden. Im dritten Kapitel des vorigen Abschnitts führten uns nehmlich unsere Untersuchungen über die Verbreitung der Zoophyten auf den Satz, daſs diese abhängiger von den Einwirkungen der Aus- senwelt sind, als die Pflanzen und Thiere. Da wir nun schon bey den Amphibien so auffallende Verwandlungen einer Thierform in eine andere, und noch auffallendere bey den Insekten antref- fen (z), sollten denn nicht die Zoophyten noch weit gröſsere Metamorphosen erleiden?
Zu den Erfahrungen, wodurch diese Vermu- thung bestätigt wird, gehören zuvörderst Lichten- stein’s Beobachtungen über die Verwandlung der Federbuschpolypen in Alcyonien, und dieser in Spongien. Nach den Untersuchungen jenes Natur- forschers sind die bekannten Körper auf dem Boden der Spongien des süſsen Wassers die Eyer der Fe- derbuschpolypen. Läſst man diese vorsichtig aus- kriechen, so kömmt die Tubularia Sultana heraus; diese wird zur Tubularia campanulata, reptans und repens, indem sie älter wird und sich rankenweise vervielfältigt. Eine üppige Fruchtbarkeit bildet
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(z) Biol. B. 1. S. 260. 372 ff.
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bey den Phänomenen der Priestleyschen grünen
Materie gefunden haben, etwas Aehnliches bey
gröſsern Organismen aufzuweisen hätten.
Es läſst sich schon zum voraus erwarten, daſs
sich wirklich solche analoge Erfahrungen finden
werden. Im dritten Kapitel des vorigen Abschnitts
führten uns nehmlich unsere Untersuchungen über
die Verbreitung der Zoophyten auf den Satz, daſs
diese abhängiger von den Einwirkungen der Aus-
senwelt sind, als die Pflanzen und Thiere. Da
wir nun schon bey den Amphibien so auffallende
Verwandlungen einer Thierform in eine andere,
und noch auffallendere bey den Insekten antref-
fen (z), sollten denn nicht die Zoophyten noch weit
gröſsere Metamorphosen erleiden?
Zu den Erfahrungen, wodurch diese Vermu-
thung bestätigt wird, gehören zuvörderst Lichten-
stein’s Beobachtungen über die Verwandlung der
Federbuschpolypen in Alcyonien, und dieser in
Spongien. Nach den Untersuchungen jenes Natur-
forschers sind die bekannten Körper auf dem Boden
der Spongien des süſsen Wassers die Eyer der Fe-
derbuschpolypen. Läſst man diese vorsichtig aus-
kriechen, so kömmt die Tubularia Sultana heraus;
diese wird zur Tubularia campanulata, reptans und
repens, indem sie älter wird und sich rankenweise
vervielfältigt. Eine üppige Fruchtbarkeit bildet
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(z) Biol. B. 1. S. 260. 372 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/389>, abgerufen am 24.11.2024.
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