Und sollten sich nicht auf eben die Art auch die Erfahrungen erklären lassen, wo man Amphi- bien, besonders Kröten, in Bäumen, Marmor- blöcken u. s. w. eingeschlossen fand (t)? Dass die- se Thiere mit den Bäumen oder Steinen, worin sie gefunden wurden, ein gleiches Alter sollten ge- habt haben, ist unmöglich. Unter vielen hundert Fröschen, die ich zu Galvanischen Versuchen auf- bewahrt habe, lebte keiner in blossem Wasser län- ger als einige Monate. Klapperschlangen hat man sechs bis sieben Monate ohne Nahrung erhalten (u). Aber diese Thiere hatten doch Wasser und respi- rable Luft. Und was sind einige Monate gegen die Zeit, die zur Bildung dicker Holz- und Stein- massen erforderlich ist? Dass ein fruchtbares Ey in eine Oeffnung des Bodens oder Steins gefallen, und nach der Verschliessung dieser Oeffnung ausge- brütet seyn sollte, wie Le Cat(v) und Ger- hard(w) annehmen, ist eben so unmöglich, da kein Wachsthum ohne Nahrung statt findet. Aus- ser diesen beyden Erklärungsarten sehe ich aber keine andere Möglichkeit, von den obigen Erfah- rungen einen Grund anzugeben, als dass man an-
nimmt,
(t) M. s. oben. S. 11 ff.
(u)Michaelis im Götting. Mag. von Lichtenberg u. Forster. J. IV. St. 1. S. 94.
(v) Melanges d'Hist. nat. Vol. IV. p. 615. Bremisches Mag. B. 1. S. 596.
(w) Memoires de l'Acad. des sc. de Berlin. 1782. p. 13.
Und sollten sich nicht auf eben die Art auch die Erfahrungen erklären lassen, wo man Amphi- bien, besonders Kröten, in Bäumen, Marmor- blöcken u. s. w. eingeschlossen fand (t)? Daſs die- se Thiere mit den Bäumen oder Steinen, worin sie gefunden wurden, ein gleiches Alter sollten ge- habt haben, ist unmöglich. Unter vielen hundert Fröschen, die ich zu Galvanischen Versuchen auf- bewahrt habe, lebte keiner in bloſsem Wasser län- ger als einige Monate. Klapperschlangen hat man sechs bis sieben Monate ohne Nahrung erhalten (u). Aber diese Thiere hatten doch Wasser und respi- rable Luft. Und was sind einige Monate gegen die Zeit, die zur Bildung dicker Holz- und Stein- massen erforderlich ist? Daſs ein fruchtbares Ey in eine Oeffnung des Bodens oder Steins gefallen, und nach der Verschliessung dieser Oeffnung ausge- brütet seyn sollte, wie Le Cat(v) und Ger- hard(w) annehmen, ist eben so unmöglich, da kein Wachsthum ohne Nahrung statt findet. Aus- ser diesen beyden Erklärungsarten sehe ich aber keine andere Möglichkeit, von den obigen Erfah- rungen einen Grund anzugeben, als daſs man an-
nimmt,
(t) M. s. oben. S. 11 ff.
(u)Michaelis im Götting. Mag. von Lichtenberg u. Forster. J. IV. St. 1. S. 94.
(v) Melanges d’Hist. nat. Vol. IV. p. 615. Bremisches Mag. B. 1. S. 596.
(w) Mémoires de l’Acad. des sc. de Berlin. 1782. p. 13.
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Und sollten sich nicht auf eben die Art auch
die Erfahrungen erklären lassen, wo man Amphi-
bien, besonders Kröten, in Bäumen, Marmor-
blöcken u. s. w. eingeschlossen fand (t)? Daſs die-
se Thiere mit den Bäumen oder Steinen, worin
sie gefunden wurden, ein gleiches Alter sollten ge-
habt haben, ist unmöglich. Unter vielen hundert
Fröschen, die ich zu Galvanischen Versuchen auf-
bewahrt habe, lebte keiner in bloſsem Wasser län-
ger als einige Monate. Klapperschlangen hat man
sechs bis sieben Monate ohne Nahrung erhalten (u).
Aber diese Thiere hatten doch Wasser und respi-
rable Luft. Und was sind einige Monate gegen
die Zeit, die zur Bildung dicker Holz- und Stein-
massen erforderlich ist? Daſs ein fruchtbares Ey
in eine Oeffnung des Bodens oder Steins gefallen,
und nach der Verschliessung dieser Oeffnung ausge-
brütet seyn sollte, wie Le Cat (v) und Ger-
hard (w) annehmen, ist eben so unmöglich, da
kein Wachsthum ohne Nahrung statt findet. Aus-
ser diesen beyden Erklärungsarten sehe ich aber
keine andere Möglichkeit, von den obigen Erfah-
rungen einen Grund anzugeben, als daſs man an-
nimmt,
(t) M. s. oben. S. 11 ff.
(u) Michaelis im Götting. Mag. von Lichtenberg u.
Forster. J. IV. St. 1. S. 94.
(v) Melanges d’Hist. nat. Vol. IV. p. 615. Bremisches
Mag. B. 1. S. 596.
(w) Mémoires de l’Acad. des sc. de Berlin. 1782. p. 13.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/384>, abgerufen am 24.11.2024.
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