Erklärung richtig wäre. Allein man betrachte auch die bey der künstlichen Erzeugung der Schwämme statt findenden Phänomene, und man wird schwer- lich den Muth haben, diese Entstehung noch fer- ner von Saamen abzuleiten. Zuerst erzeugt sich auf dem Pferdemiste eine weisse haarichte Substanz, die das Ansehn von Schimmel und den Geruch von Schwämmen hat. Das obere Ende der Haare, wor- aus jene Substanz besteht, ist rund; hieraus wird ein Knöpfchen, und dieses verwandelt sich in einen Champignon (q). Hier ist also eine ganz ähnliche Erscheinung, wie in animalischen und vegetabili- schen Aufgüssen, wo Eine Art von Infusionsthieren in eine andere übergeht, aber nichts, was dem Keimen der Saamenkörner auch nur analog wäre.
Eine ähnliche schimmelartige und nach Schwäm- men riechende Substanz, wie jene ist, die sich auf dem Pferdemiste erzeugt, sahe Monti(r) auch häufig an halbfaulen Wurzeln eingegangener Bäu- me, und in dem faulen Unrathe aufgerührter Mist- haufen.
Eben dieser Naturforscher traf an einigen auf Bäumen wachsenden Schwämmen eben die Verbin- dung und dasselbe Geflechte von faserichten Bün- deln an, welches in den Bäumen selbst war, aus
deren
(q)Tournefort ebendas.
(r) Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 156. Altes Hamburg. Mag. B. XIX. S. 583.
Erklärung richtig wäre. Allein man betrachte auch die bey der künstlichen Erzeugung der Schwämme statt findenden Phänomene, und man wird schwer- lich den Muth haben, diese Entstehung noch fer- ner von Saamen abzuleiten. Zuerst erzeugt sich auf dem Pferdemiste eine weisse haarichte Substanz, die das Ansehn von Schimmel und den Geruch von Schwämmen hat. Das obere Ende der Haare, wor- aus jene Substanz besteht, ist rund; hieraus wird ein Knöpfchen, und dieses verwandelt sich in einen Champignon (q). Hier ist also eine ganz ähnliche Erscheinung, wie in animalischen und vegetabili- schen Aufgüssen, wo Eine Art von Infusionsthieren in eine andere übergeht, aber nichts, was dem Keimen der Saamenkörner auch nur analog wäre.
Eine ähnliche schimmelartige und nach Schwäm- men riechende Substanz, wie jene ist, die sich auf dem Pferdemiste erzeugt, sahe Monti(r) auch häufig an halbfaulen Wurzeln eingegangener Bäu- me, und in dem faulen Unrathe aufgerührter Mist- haufen.
Eben dieser Naturforscher traf an einigen auf Bäumen wachsenden Schwämmen eben die Verbin- dung und dasselbe Geflechte von faserichten Bün- deln an, welches in den Bäumen selbst war, aus
deren
(q)Tournefort ebendas.
(r) Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 156. Altes Hamburg. Mag. B. XIX. S. 583.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0370"n="360"/>
Erklärung richtig wäre. Allein man betrachte auch<lb/>
die bey der künstlichen Erzeugung der Schwämme<lb/>
statt findenden Phänomene, und man wird schwer-<lb/>
lich den Muth haben, diese Entstehung noch fer-<lb/>
ner von Saamen abzuleiten. Zuerst erzeugt sich auf<lb/>
dem Pferdemiste eine weisse haarichte Substanz,<lb/>
die das Ansehn von Schimmel und den Geruch von<lb/>
Schwämmen hat. Das obere Ende der Haare, wor-<lb/>
aus jene Substanz besteht, ist rund; hieraus wird<lb/>
ein Knöpfchen, und dieses verwandelt sich in einen<lb/>
Champignon <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#k">Tournefort</hi> ebendas.</note>. Hier ist also eine ganz ähnliche<lb/>
Erscheinung, wie in animalischen und vegetabili-<lb/>
schen Aufgüssen, wo Eine Art von Infusionsthieren<lb/>
in eine andere übergeht, aber nichts, was dem<lb/>
Keimen der Saamenkörner auch nur analog wäre.</p><lb/><p>Eine ähnliche schimmelartige und nach Schwäm-<lb/>
men riechende Substanz, wie jene ist, die sich auf<lb/>
dem Pferdemiste erzeugt, sahe <hirendition="#k">Monti</hi><noteplace="foot"n="(r)">Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 156. Altes<lb/>
Hamburg. Mag. B. XIX. S. 583.</note> auch<lb/>
häufig an halbfaulen Wurzeln eingegangener Bäu-<lb/>
me, und in dem faulen Unrathe aufgerührter Mist-<lb/>
haufen.</p><lb/><p>Eben dieser Naturforscher traf an einigen auf<lb/>
Bäumen wachsenden Schwämmen eben die Verbin-<lb/>
dung und dasselbe Geflechte von faserichten Bün-<lb/>
deln an, welches in den Bäumen selbst war, aus<lb/><fwplace="bottom"type="catch">deren</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[360/0370]
Erklärung richtig wäre. Allein man betrachte auch
die bey der künstlichen Erzeugung der Schwämme
statt findenden Phänomene, und man wird schwer-
lich den Muth haben, diese Entstehung noch fer-
ner von Saamen abzuleiten. Zuerst erzeugt sich auf
dem Pferdemiste eine weisse haarichte Substanz,
die das Ansehn von Schimmel und den Geruch von
Schwämmen hat. Das obere Ende der Haare, wor-
aus jene Substanz besteht, ist rund; hieraus wird
ein Knöpfchen, und dieses verwandelt sich in einen
Champignon (q). Hier ist also eine ganz ähnliche
Erscheinung, wie in animalischen und vegetabili-
schen Aufgüssen, wo Eine Art von Infusionsthieren
in eine andere übergeht, aber nichts, was dem
Keimen der Saamenkörner auch nur analog wäre.
Eine ähnliche schimmelartige und nach Schwäm-
men riechende Substanz, wie jene ist, die sich auf
dem Pferdemiste erzeugt, sahe Monti (r) auch
häufig an halbfaulen Wurzeln eingegangener Bäu-
me, und in dem faulen Unrathe aufgerührter Mist-
haufen.
Eben dieser Naturforscher traf an einigen auf
Bäumen wachsenden Schwämmen eben die Verbin-
dung und dasselbe Geflechte von faserichten Bün-
deln an, welches in den Bäumen selbst war, aus
deren
(q) Tournefort ebendas.
(r) Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 156. Altes
Hamburg. Mag. B. XIX. S. 583.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/370>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.