de und dehnte sich in die Länge aus; am obern Ende blieb er zwar noch immer durchsichtig, doch wurde er in eben dem Maasse dunkler, als er der Pflanzengestalt näher kam. Als die Flechte etliche Zolle lang war, verschwand der Wassertropfen, und die Pflanze nährte sich nun durch ihre äus- sern Organe. "Ausgemacht ist es", fährt De Rey- nier nach dieser Erzählung fort, "dass sich diese "Pflanze in der ersten Zeit ihrer Entstehung nicht "durch Intussusception nähret. Sie hat gleich von "Anfange die Stärke, die sie auch in der Folge bey- "behält, und ihre äussere Fläche, auf welcher die "von dem Wasser herbeygeführten Bestandthei- "le sich vereinigen, zeigt ihre Bildung deutlich "genug."
Eine ganz ähnliche Beobachtung machte ich an der einen (Nro. 1) von den beyden Erbsen - Infu- sionen, welche zu dem oben erzählten siebenten Versuche über den Einfluss des Kirschlorbeerwas- sers auf die Erzeugung der Infusionsthiere und des Schimmels dienten. Nachdem dieser Aufguss 48 Tage gestanden hatte, fand ich auf dem Schimmel, womit derselbe bedeckt war, eine Menge kugelrun- der Tropfen von der Grösse eines Stecknadelknopfs bis zu der einer Erbse, die so klar und durchsich- tig wie Crystall waren. Nach 4 Tagen wurden die- se Tropfen an den Rändern schmutzig weiss. Ihr oberster Theil aber blieb noch klar und hell. Nach
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de und dehnte sich in die Länge aus; am obern Ende blieb er zwar noch immer durchsichtig, doch wurde er in eben dem Maaſse dunkler, als er der Pflanzengestalt näher kam. Als die Flechte etliche Zolle lang war, verschwand der Wassertropfen, und die Pflanze nährte sich nun durch ihre äus- sern Organe. “Ausgemacht ist es”, fährt De Rey- nier nach dieser Erzählung fort, “daſs sich diese „Pflanze in der ersten Zeit ihrer Entstehung nicht „durch Intussusception nähret. Sie hat gleich von „Anfange die Stärke, die sie auch in der Folge bey- „behält, und ihre äussere Fläche, auf welcher die „von dem Wasser herbeygeführten Bestandthei- „le sich vereinigen, zeigt ihre Bildung deutlich „genug.”
Eine ganz ähnliche Beobachtung machte ich an der einen (Nro. 1) von den beyden Erbsen - Infu- sionen, welche zu dem oben erzählten siebenten Versuche über den Einfluſs des Kirschlorbeerwas- sers auf die Erzeugung der Infusionsthiere und des Schimmels dienten. Nachdem dieser Aufguſs 48 Tage gestanden hatte, fand ich auf dem Schimmel, womit derselbe bedeckt war, eine Menge kugelrun- der Tropfen von der Gröſse eines Stecknadelknopfs bis zu der einer Erbse, die so klar und durchsich- tig wie Crystall waren. Nach 4 Tagen wurden die- se Tropfen an den Rändern schmutzig weiſs. Ihr oberster Theil aber blieb noch klar und hell. Nach
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de und dehnte sich in die Länge aus; am obern
Ende blieb er zwar noch immer durchsichtig, doch
wurde er in eben dem Maaſse dunkler, als er der
Pflanzengestalt näher kam. Als die Flechte etliche
Zolle lang war, verschwand der Wassertropfen,
und die Pflanze nährte sich nun durch ihre äus-
sern Organe. “Ausgemacht ist es”, fährt De Rey-
nier nach dieser Erzählung fort, “daſs sich diese
„Pflanze in der ersten Zeit ihrer Entstehung nicht
„durch Intussusception nähret. Sie hat gleich von
„Anfange die Stärke, die sie auch in der Folge bey-
„behält, und ihre äussere Fläche, auf welcher die
„von dem Wasser herbeygeführten Bestandthei-
„le sich vereinigen, zeigt ihre Bildung deutlich
„genug.”
Eine ganz ähnliche Beobachtung machte ich
an der einen (Nro. 1) von den beyden Erbsen - Infu-
sionen, welche zu dem oben erzählten siebenten
Versuche über den Einfluſs des Kirschlorbeerwas-
sers auf die Erzeugung der Infusionsthiere und des
Schimmels dienten. Nachdem dieser Aufguſs 48
Tage gestanden hatte, fand ich auf dem Schimmel,
womit derselbe bedeckt war, eine Menge kugelrun-
der Tropfen von der Gröſse eines Stecknadelknopfs
bis zu der einer Erbse, die so klar und durchsich-
tig wie Crystall waren. Nach 4 Tagen wurden die-
se Tropfen an den Rändern schmutzig weiſs. Ihr
oberster Theil aber blieb noch klar und hell. Nach
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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