schriebenen Infusionsthiere, durch deren Zusam- menhäufung die grüne Materie gebildet wird. Ich sahe dieselben aus Infusionsthieren von einer an- dern Art entstehen, sich eine Zeitlang in dem Auf- gusse herumbewegen, hierauf sich mit andern ähn- lichen Thieren vereinigen, bey dieser Vereinigung ihre Bewegung verliehren, und durch ihre Zusam- menhäufung die erwähnte Materie bilden. Ich sahe endlich in einigen von jenen Aufgüssen vor der Er- scheinung der grünen Materie erst gelatinöse Mem- branen und Schimmel entstehen, und diese wieder verzehrt werden, so bald sich jene Materie zu er- zeugen anfing. Das Nähere von diesen Beobach- tungen findet man in den beyden nachstehenden Versuchen.
Eilfter Versuch. Ich machte gegen das Ende des Aprils in fayencenen Untertassen Infu- sionen von Roggenkörnern mit Brunnenwasser, und setzte dieselben vor ein mässig erleuchtetes, gegen Westen gelegenes Fenster. Es erzeugten sich auf ihnen nach 8 Tagen dünne Membranen ohne allen Schimmel, und darauf viele Luftblasen. Nach 14 Tagen zeigten sich in ihnen Infusionsthiere, welche die Gestalt eines Kahns mit einem krummen, vorwärts gebogenen Schnabel hatten. Die Roggen- körner hatten unterdess gekeimet, und vegetirten so gut, wie es in blossem Wasser möglich war.
Nach
schriebenen Infusionsthiere, durch deren Zusam- menhäufung die grüne Materie gebildet wird. Ich sahe dieselben aus Infusionsthieren von einer an- dern Art entstehen, sich eine Zeitlang in dem Auf- gusse herumbewegen, hierauf sich mit andern ähn- lichen Thieren vereinigen, bey dieser Vereinigung ihre Bewegung verliehren, und durch ihre Zusam- menhäufung die erwähnte Materie bilden. Ich sahe endlich in einigen von jenen Aufgüssen vor der Er- scheinung der grünen Materie erst gelatinöse Mem- branen und Schimmel entstehen, und diese wieder verzehrt werden, so bald sich jene Materie zu er- zeugen anfing. Das Nähere von diesen Beobach- tungen findet man in den beyden nachstehenden Versuchen.
Eilfter Versuch. Ich machte gegen das Ende des Aprils in fayencenen Untertassen Infu- sionen von Roggenkörnern mit Brunnenwasser, und setzte dieselben vor ein mäſsig erleuchtetes, gegen Westen gelegenes Fenster. Es erzeugten sich auf ihnen nach 8 Tagen dünne Membranen ohne allen Schimmel, und darauf viele Luftblasen. Nach 14 Tagen zeigten sich in ihnen Infusionsthiere, welche die Gestalt eines Kahns mit einem krummen, vorwärts gebogenen Schnabel hatten. Die Roggen- körner hatten unterdeſs gekeimet, und vegetirten so gut, wie es in bloſsem Wasser möglich war.
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schriebenen Infusionsthiere, durch deren Zusam-
menhäufung die grüne Materie gebildet wird. Ich
sahe dieselben aus Infusionsthieren von einer an-
dern Art entstehen, sich eine Zeitlang in dem Auf-
gusse herumbewegen, hierauf sich mit andern ähn-
lichen Thieren vereinigen, bey dieser Vereinigung
ihre Bewegung verliehren, und durch ihre Zusam-
menhäufung die erwähnte Materie bilden. Ich sahe
endlich in einigen von jenen Aufgüssen vor der Er-
scheinung der grünen Materie erst gelatinöse Mem-
branen und Schimmel entstehen, und diese wieder
verzehrt werden, so bald sich jene Materie zu er-
zeugen anfing. Das Nähere von diesen Beobach-
tungen findet man in den beyden nachstehenden
Versuchen.
Eilfter Versuch. Ich machte gegen das
Ende des Aprils in fayencenen Untertassen Infu-
sionen von Roggenkörnern mit Brunnenwasser,
und setzte dieselben vor ein mäſsig erleuchtetes,
gegen Westen gelegenes Fenster. Es erzeugten sich
auf ihnen nach 8 Tagen dünne Membranen ohne
allen Schimmel, und darauf viele Luftblasen. Nach
14 Tagen zeigten sich in ihnen Infusionsthiere,
welche die Gestalt eines Kahns mit einem krummen,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/354>, abgerufen am 24.11.2024.
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