Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

ses mit Leinewand, und setzte dasselbe ins Freye
den Sonnenstrahlen aus. Die andere Hälfte B blieb
in dem vorigen Gefässe, und an ihrer bisherigen
Stelle.

Die letztere Hälfte wurde von Tage zu Tage
immer trüber und stinkender, und auf ihr erzeug-
ten sich dünne, weisse Membranen ohne allen
Schimmel. -- Nach 8 Tagen war der Geruch der
selben äusserst widrig. Bey der Besichtigung meh-
rerer, aus verschiedenen Stellen der Infusion ge-
nommenen Tropfen fanden sich nur noch wenige,
meist kugelrunde Thiere (Volvox globator), wovon
sich einige um ihre Axe dreheten, andere unbeweg-
lich lagen, andere während des Schwimmens eine
zitternde Bewegung äusserten, und noch andere,
die sich in der Nähe von flockichter Materie befan-
den, von dieser bald angezogen, bald zurückge-
stossen wurden. -- Eben so verhielt sich diese In-
fusion noch nach vier Wochen, nur fand ich da-
mals in einer Menge Tropfen, die ich unter das
Vergrösserungsglas brachte, nicht mehr als drey
lebende Wesen. -- Am Ende des dritten Monats
war der Aufguss völlig geruchlos geworden. Aber
auch keine Spuhr von Leben war in demselben
mehr zu entdecken.

Ganz anders verhielt sich die Infusion A. Die-
se wurde von Tage zu Tage klarer und durchsich-
tiger. -- Vom 8ten Tage an stiegen aus ihr Luft-

bla-
Y 2

ses mit Leinewand, und setzte dasselbe ins Freye
den Sonnenstrahlen aus. Die andere Hälfte B blieb
in dem vorigen Gefäſse, und an ihrer bisherigen
Stelle.

Die letztere Hälfte wurde von Tage zu Tage
immer trüber und stinkender, und auf ihr erzeug-
ten sich dünne, weisse Membranen ohne allen
Schimmel. — Nach 8 Tagen war der Geruch der
selben äusserst widrig. Bey der Besichtigung meh-
rerer, aus verschiedenen Stellen der Infusion ge-
nommenen Tropfen fanden sich nur noch wenige,
meist kugelrunde Thiere (Volvox globator), wovon
sich einige um ihre Axe dreheten, andere unbeweg-
lich lagen, andere während des Schwimmens eine
zitternde Bewegung äusserten, und noch andere,
die sich in der Nähe von flockichter Materie befan-
den, von dieser bald angezogen, bald zurückge-
stoſsen wurden. — Eben so verhielt sich diese In-
fusion noch nach vier Wochen, nur fand ich da-
mals in einer Menge Tropfen, die ich unter das
Vergröſserungsglas brachte, nicht mehr als drey
lebende Wesen. — Am Ende des dritten Monats
war der Aufguſs völlig geruchlos geworden. Aber
auch keine Spuhr von Leben war in demselben
mehr zu entdecken.

Ganz anders verhielt sich die Infusion A. Die-
se wurde von Tage zu Tage klárer und durchsich-
tiger. — Vom 8ten Tage an stiegen aus ihr Luft-

bla-
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0349" n="339"/>
ses mit Leinewand, und setzte dasselbe ins Freye<lb/>
den Sonnenstrahlen aus. Die andere Hälfte B blieb<lb/>
in dem vorigen Gefä&#x017F;se, und an ihrer bisherigen<lb/>
Stelle.</p><lb/>
                <p>Die letztere Hälfte wurde von Tage zu Tage<lb/>
immer trüber und stinkender, und auf ihr erzeug-<lb/>
ten sich dünne, weisse Membranen ohne allen<lb/>
Schimmel. &#x2014; Nach 8 Tagen war der Geruch der<lb/>
selben äusserst widrig. Bey der Besichtigung meh-<lb/>
rerer, aus verschiedenen Stellen der Infusion ge-<lb/>
nommenen Tropfen fanden sich nur noch wenige,<lb/>
meist kugelrunde Thiere (Volvox globator), wovon<lb/>
sich einige um ihre Axe dreheten, andere unbeweg-<lb/>
lich lagen, andere während des Schwimmens eine<lb/>
zitternde Bewegung äusserten, und noch andere,<lb/>
die sich in der Nähe von flockichter Materie befan-<lb/>
den, von dieser bald angezogen, bald zurückge-<lb/>
sto&#x017F;sen wurden. &#x2014; Eben so verhielt sich diese In-<lb/>
fusion noch nach vier Wochen, nur fand ich da-<lb/>
mals in einer Menge Tropfen, die ich unter das<lb/>
Vergrö&#x017F;serungsglas brachte, nicht mehr als drey<lb/>
lebende Wesen. &#x2014; Am Ende des dritten Monats<lb/>
war der Aufgu&#x017F;s völlig geruchlos geworden. Aber<lb/>
auch keine Spuhr von Leben war in demselben<lb/>
mehr zu entdecken.</p><lb/>
                <p>Ganz anders verhielt sich die Infusion A. Die-<lb/>
se wurde von Tage zu Tage klárer und durchsich-<lb/>
tiger. &#x2014; Vom 8ten Tage an stiegen aus ihr Luft-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">bla-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0349] ses mit Leinewand, und setzte dasselbe ins Freye den Sonnenstrahlen aus. Die andere Hälfte B blieb in dem vorigen Gefäſse, und an ihrer bisherigen Stelle. Die letztere Hälfte wurde von Tage zu Tage immer trüber und stinkender, und auf ihr erzeug- ten sich dünne, weisse Membranen ohne allen Schimmel. — Nach 8 Tagen war der Geruch der selben äusserst widrig. Bey der Besichtigung meh- rerer, aus verschiedenen Stellen der Infusion ge- nommenen Tropfen fanden sich nur noch wenige, meist kugelrunde Thiere (Volvox globator), wovon sich einige um ihre Axe dreheten, andere unbeweg- lich lagen, andere während des Schwimmens eine zitternde Bewegung äusserten, und noch andere, die sich in der Nähe von flockichter Materie befan- den, von dieser bald angezogen, bald zurückge- stoſsen wurden. — Eben so verhielt sich diese In- fusion noch nach vier Wochen, nur fand ich da- mals in einer Menge Tropfen, die ich unter das Vergröſserungsglas brachte, nicht mehr als drey lebende Wesen. — Am Ende des dritten Monats war der Aufguſs völlig geruchlos geworden. Aber auch keine Spuhr von Leben war in demselben mehr zu entdecken. Ganz anders verhielt sich die Infusion A. Die- se wurde von Tage zu Tage klárer und durchsich- tiger. — Vom 8ten Tage an stiegen aus ihr Luft- bla- Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/349
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/349>, abgerufen am 15.08.2024.