Schimmel (Mucor mucedo L.) bedeckt. Auf Nro. 2 aber hatte sich weit mehr erzeugt, als auf Nro. 1. Auf jener Infusion schwamm eine dicke ganz mit Schimmel bewachsene Haut. In dieser hingegen war blos die Oberfläche der Aepfelscheiben mit Schimmel bezogen.
Am 29ten Tage fing der Schimmel auf Nro. 1 wieder an zu verschwinden. An dem in Nro. 2 hingegen war noch keine Abnahme zu bemerken.
Am Ende der 6ten Woche war in beyden Ge- fässen der Schimmel gänzlich verzehrt.
Infusionsthiere habe ich während dieser Zeit in Nro. 1 so wenig, als in Nro. 2 entdecken können.
So weit meine Erfahrungen über die Erzeu- gung der Infusionsthiere und des Schimmels. Von denjenigen meiner Beobachtungen, welche die Ent- stehung der Priestleyschen grünen Materie betref- fen, werde ich zuerst einen Versuch anführen, woraus erhellet, dass diese Substanz ohne präexi- stirende Keime gebildet wird, und dass sie im An- fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Neunter Versuch. Einen der Aufgüsse von Irisblättern, die zum zweyten Versuche gedient hatten, theilte ich am 27ten Tage, nachdem ich frisches Brunnenwasser hinzugegossen hatte, in zwey Hälften, goss die eine Hälfte A in ein enges und langes Gefäss von weissem Glase, verband die-
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Schimmel (Mucor mucedo L.) bedeckt. Auf Nro. 2 aber hatte sich weit mehr erzeugt, als auf Nro. 1. Auf jener Infusion schwamm eine dicke ganz mit Schimmel bewachsene Haut. In dieser hingegen war blos die Oberfläche der Aepfelscheiben mit Schimmel bezogen.
Am 29ten Tage fing der Schimmel auf Nro. 1 wieder an zu verschwinden. An dem in Nro. 2 hingegen war noch keine Abnahme zu bemerken.
Am Ende der 6ten Woche war in beyden Ge- fäſsen der Schimmel gänzlich verzehrt.
Infusionsthiere habe ich während dieser Zeit in Nro. 1 so wenig, als in Nro. 2 entdecken können.
So weit meine Erfahrungen über die Erzeu- gung der Infusionsthiere und des Schimmels. Von denjenigen meiner Beobachtungen, welche die Ent- stehung der Priestleyschen grünen Materie betref- fen, werde ich zuerst einen Versuch anführen, woraus erhellet, daſs diese Substanz ohne präexi- stirende Keime gebildet wird, und daſs sie im An- fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Neunter Versuch. Einen der Aufgüsse von Irisblättern, die zum zweyten Versuche gedient hatten, theilte ich am 27ten Tage, nachdem ich frisches Brunnenwasser hinzugegossen hatte, in zwey Hälften, goſs die eine Hälfte A in ein enges und langes Gefäſs von weissem Glase, verband die-
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Schimmel (Mucor mucedo L.) bedeckt. Auf Nro. 2
aber hatte sich weit mehr erzeugt, als auf Nro. 1.
Auf jener Infusion schwamm eine dicke ganz mit
Schimmel bewachsene Haut. In dieser hingegen
war blos die Oberfläche der Aepfelscheiben mit
Schimmel bezogen.
Am 29ten Tage fing der Schimmel auf Nro. 1
wieder an zu verschwinden. An dem in Nro. 2
hingegen war noch keine Abnahme zu bemerken.
Am Ende der 6ten Woche war in beyden Ge-
fäſsen der Schimmel gänzlich verzehrt.
Infusionsthiere habe ich während dieser Zeit in
Nro. 1 so wenig, als in Nro. 2 entdecken können.
So weit meine Erfahrungen über die Erzeu-
gung der Infusionsthiere und des Schimmels. Von
denjenigen meiner Beobachtungen, welche die Ent-
stehung der Priestleyschen grünen Materie betref-
fen, werde ich zuerst einen Versuch anführen,
woraus erhellet, daſs diese Substanz ohne präexi-
stirende Keime gebildet wird, und daſs sie im An-
fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.
Neunter Versuch. Einen der Aufgüsse von
Irisblättern, die zum zweyten Versuche gedient
hatten, theilte ich am 27ten Tage, nachdem ich
frisches Brunnenwasser hinzugegossen hatte, in
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/348>, abgerufen am 24.11.2024.
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