nicht auf dem Wege der Fortpflanzung erzeugt worden. Spallanzani wiederhohlte diesen Ver- such mit einer Menge sowohl animalischer, als vegetabilischer Substanzen. Das Resultat war, dass die Gewalt des Feuers zwar sehr viele Infusionen untüchtig macht, Thiere hervorzubringen, aber auch eben so vielen dieses Vermögen nicht benimmt, und dass dieses Vermögen bleibt, man mag die In- fusion wenige Stunden erwärmen, oder so heftig kochen lassen, dass alles darin zu einem Teige wird. Es ist ferner einerley, ob man die gekoch- ten Materien in demselben Wasser, worin sie ge- kocht sind, kalt werden lässt, oder in frisches Was- ser legt; in beyden Fällen bringen sie Thiere her- vor, doch mit dem Unterschiede, dass die Thiere der gekochten Aufgüsse von denen der ungekochten an Gestalt und Grösse verschieden sind (d).
Ohngeachtet also Needham's Erfahrung ihre Richtigkeit hat, so lässt sich diese, nach Spallan- zani's Meinung, mit der Hypothese von der Erzeu- gung der Infusionsthiere aus Eyern doch vereinigen, wenn man annimmt, dass die Eyer aus der Luft in die Aufgüsse kommen. Zwar machte auch hierüber schon Needham eine Erfahrung, welche dieser Vor- aussetzung nicht günstig zu seyn scheint. Er ver- schloss ein Glas mit einem Aufgusse von Kalbfleisch
durch
(d) S. 186 ff.
nicht auf dem Wege der Fortpflanzung erzeugt worden. Spallanzani wiederhohlte diesen Ver- such mit einer Menge sowohl animalischer, als vegetabilischer Substanzen. Das Resultat war, daſs die Gewalt des Feuers zwar sehr viele Infusionen untüchtig macht, Thiere hervorzubringen, aber auch eben so vielen dieses Vermögen nicht benimmt, und daſs dieses Vermögen bleibt, man mag die In- fusion wenige Stunden erwärmen, oder so heftig kochen lassen, daſs alles darin zu einem Teige wird. Es ist ferner einerley, ob man die gekoch- ten Materien in demselben Wasser, worin sie ge- kocht sind, kalt werden läſst, oder in frisches Was- ser legt; in beyden Fällen bringen sie Thiere her- vor, doch mit dem Unterschiede, daſs die Thiere der gekochten Aufgüsse von denen der ungekochten an Gestalt und Gröſse verschieden sind (d).
Ohngeachtet also Needham’s Erfahrung ihre Richtigkeit hat, so läſst sich diese, nach Spallan- zani’s Meinung, mit der Hypothese von der Erzeu- gung der Infusionsthiere aus Eyern doch vereinigen, wenn man annimmt, daſs die Eyer aus der Luft in die Aufgüsse kommen. Zwar machte auch hierüber schon Needham eine Erfahrung, welche dieser Vor- aussetzung nicht günstig zu seyn scheint. Er ver- schloſs ein Glas mit einem Aufgusse von Kalbfleisch
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(d) S. 186 ff.
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nicht auf dem Wege der Fortpflanzung erzeugt
worden. Spallanzani wiederhohlte diesen Ver-
such mit einer Menge sowohl animalischer, als
vegetabilischer Substanzen. Das Resultat war, daſs
die Gewalt des Feuers zwar sehr viele Infusionen
untüchtig macht, Thiere hervorzubringen, aber
auch eben so vielen dieses Vermögen nicht benimmt,
und daſs dieses Vermögen bleibt, man mag die In-
fusion wenige Stunden erwärmen, oder so heftig
kochen lassen, daſs alles darin zu einem Teige
wird. Es ist ferner einerley, ob man die gekoch-
ten Materien in demselben Wasser, worin sie ge-
kocht sind, kalt werden läſst, oder in frisches Was-
ser legt; in beyden Fällen bringen sie Thiere her-
vor, doch mit dem Unterschiede, daſs die Thiere
der gekochten Aufgüsse von denen der ungekochten
an Gestalt und Gröſse verschieden sind (d).
Ohngeachtet also Needham’s Erfahrung ihre
Richtigkeit hat, so läſst sich diese, nach Spallan-
zani’s Meinung, mit der Hypothese von der Erzeu-
gung der Infusionsthiere aus Eyern doch vereinigen,
wenn man annimmt, daſs die Eyer aus der Luft in
die Aufgüsse kommen. Zwar machte auch hierüber
schon Needham eine Erfahrung, welche dieser Vor-
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schloſs ein Glas mit einem Aufgusse von Kalbfleisch
durch
(d) S. 186 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/298>, abgerufen am 24.11.2024.
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