Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

auch hier die Bewegung jener Partikeln durch klei-
ne in denselben enthaltene Infusionsthiere verur-
sacht wäre. Die zweyte Beobachtung von Need-
ham
beweist, wie jeder positive Versuch, immer
mehr als Spallanzani's negative Erfahrungen. In-
zwischen liesse sich allerdings auf diese einzelne
Beobachtung, wobey so leicht Täuschung möglich
war, nicht viel bauen, wenn sie nicht sowohl Wris-
berg
's, als Spallanzani's eigene Beobachtungen
über das abwechselnde Entstehen und Verschwin-
den verschiedener Arten von Thieren, eine Erschei-
nung, welche mit der Entstehung der Infusions-
thiere aus Eyern weit unvereinbarer ist, wie Spal-
lanzani
geglaubt zu haben scheint, und Wris-
berg
's Erfahrungen über die nahe Verwandschaft
der Erzeugung des Schimmels mit der der Infu-
sionsthiere, worauf wir unten zurückkommen wer-
den, auf ihrer Seite hätte.

Needham kochte ein Stück Fleisch, presste
den Saft heraus, und fand, nachdem er einen Auf-
guss davon gemacht hatte, am folgenden Tage eine
Menge Infusionsthiere darin. Er glaubt, man kön-
ne nicht annehmen, dass diese aus Eyern entstan-
den seyen, welche schon vorher in der Infusion
vorhanden gewesen wären, weil das Feuer diesel-
ben zum Auskriechen untüchtig gemacht haben
würde. Da nun gleichwohl bey diesem Versuche
Thiere entstanden, so folgert er, dass dieselben

nicht

auch hier die Bewegung jener Partikeln durch klei-
ne in denselben enthaltene Infusionsthiere verur-
sacht wäre. Die zweyte Beobachtung von Need-
ham
beweist, wie jeder positive Versuch, immer
mehr als Spallanzani’s negative Erfahrungen. In-
zwischen liesse sich allerdings auf diese einzelne
Beobachtung, wobey so leicht Täuschung möglich
war, nicht viel bauen, wenn sie nicht sowohl Wris-
berg
’s, als Spallanzani’s eigene Beobachtungen
über das abwechselnde Entstehen und Verschwin-
den verschiedener Arten von Thieren, eine Erschei-
nung, welche mit der Entstehung der Infusions-
thiere aus Eyern weit unvereinbarer ist, wie Spal-
lanzani
geglaubt zu haben scheint, und Wris-
berg
’s Erfahrungen über die nahe Verwandschaft
der Erzeugung des Schimmels mit der der Infu-
sionsthiere, worauf wir unten zurückkommen wer-
den, auf ihrer Seite hätte.

Needham kochte ein Stück Fleisch, preſste
den Saft heraus, und fand, nachdem er einen Auf-
guſs davon gemacht hatte, am folgenden Tage eine
Menge Infusionsthiere darin. Er glaubt, man kön-
ne nicht annehmen, daſs diese aus Eyern entstan-
den seyen, welche schon vorher in der Infusion
vorhanden gewesen wären, weil das Feuer diesel-
ben zum Auskriechen untüchtig gemacht haben
würde. Da nun gleichwohl bey diesem Versuche
Thiere entstanden, so folgert er, daſs dieselben

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0297" n="287"/>
auch hier die Bewegung jener Partikeln durch klei-<lb/>
ne in denselben enthaltene Infusionsthiere verur-<lb/>
sacht wäre. Die zweyte Beobachtung von <hi rendition="#k">Need-<lb/>
ham</hi> beweist, wie jeder positive Versuch, immer<lb/>
mehr als <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>&#x2019;s negative Erfahrungen. In-<lb/>
zwischen liesse sich allerdings auf diese einzelne<lb/>
Beobachtung, wobey so leicht Täuschung möglich<lb/>
war, nicht viel bauen, wenn sie nicht sowohl <hi rendition="#k">Wris-<lb/>
berg</hi>&#x2019;s, als <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>&#x2019;s eigene Beobachtungen<lb/>
über das abwechselnde Entstehen und Verschwin-<lb/>
den verschiedener Arten von Thieren, eine Erschei-<lb/>
nung, welche mit der Entstehung der Infusions-<lb/>
thiere aus Eyern weit unvereinbarer ist, wie <hi rendition="#k">Spal-<lb/>
lanzani</hi> geglaubt zu haben scheint, und <hi rendition="#k">Wris-<lb/>
berg</hi>&#x2019;s Erfahrungen über die nahe Verwandschaft<lb/>
der Erzeugung des Schimmels mit der der Infu-<lb/>
sionsthiere, worauf wir unten zurückkommen wer-<lb/>
den, auf ihrer Seite hätte.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#k">Needham</hi> kochte ein Stück Fleisch, pre&#x017F;ste<lb/>
den Saft heraus, und fand, nachdem er einen Auf-<lb/>
gu&#x017F;s davon gemacht hatte, am folgenden Tage eine<lb/>
Menge Infusionsthiere darin. Er glaubt, man kön-<lb/>
ne nicht annehmen, da&#x017F;s diese aus Eyern entstan-<lb/>
den seyen, welche schon vorher in der Infusion<lb/>
vorhanden gewesen wären, weil das Feuer diesel-<lb/>
ben zum Auskriechen untüchtig gemacht haben<lb/>
würde. Da nun gleichwohl bey diesem Versuche<lb/>
Thiere entstanden, so folgert er, da&#x017F;s dieselben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0297] auch hier die Bewegung jener Partikeln durch klei- ne in denselben enthaltene Infusionsthiere verur- sacht wäre. Die zweyte Beobachtung von Need- ham beweist, wie jeder positive Versuch, immer mehr als Spallanzani’s negative Erfahrungen. In- zwischen liesse sich allerdings auf diese einzelne Beobachtung, wobey so leicht Täuschung möglich war, nicht viel bauen, wenn sie nicht sowohl Wris- berg’s, als Spallanzani’s eigene Beobachtungen über das abwechselnde Entstehen und Verschwin- den verschiedener Arten von Thieren, eine Erschei- nung, welche mit der Entstehung der Infusions- thiere aus Eyern weit unvereinbarer ist, wie Spal- lanzani geglaubt zu haben scheint, und Wris- berg’s Erfahrungen über die nahe Verwandschaft der Erzeugung des Schimmels mit der der Infu- sionsthiere, worauf wir unten zurückkommen wer- den, auf ihrer Seite hätte. Needham kochte ein Stück Fleisch, preſste den Saft heraus, und fand, nachdem er einen Auf- guſs davon gemacht hatte, am folgenden Tage eine Menge Infusionsthiere darin. Er glaubt, man kön- ne nicht annehmen, daſs diese aus Eyern entstan- den seyen, welche schon vorher in der Infusion vorhanden gewesen wären, weil das Feuer diesel- ben zum Auskriechen untüchtig gemacht haben würde. Da nun gleichwohl bey diesem Versuche Thiere entstanden, so folgert er, daſs dieselben nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/297
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/297>, abgerufen am 28.11.2024.