wie bey der vorigen Hypothese, andern, die vor ihm waren, sein Entstehen. Allein bey jener Vor- aussetzung vermag derselbe nur Individuen von der nehmlichen Art, wozu er selber gehört, zu er- zeugen, und diese Erzeugung geschieht immer nur in der Periode der vita maxima; der Tod ist hier wirklicher Uebergang von der vita minima zur leblosen Natur. Hingegen bey der letztern Voraus- setzung erzeugt zwar auch der lebende Organis- mus zur Zeit der vita maxima andere ihm ähnliche Individuen; aber der Tod ist hier Uebergang von der vita maxima nicht zur leblosen Natur, sondern zu andern Formen des Lebens.
Die Fragen, die wir jetzt untersuchen werden, sind also diese: Vermag die Kunst, oder der Zu- fall aus Stoffen der todten Natur lebende Organis- men hervorzubringen? Oder, wenn dies nicht ist, geht jedes lebende Individuum nach dem Tode in andere Formen des Lebens über? Unser Gang bey dieser wichtigen Untersuchung kann nicht vor- sichtig genug seyn, und es ist daher nothwendig, alle bedeutende Erfahrungen, die hierbey in An- schlag kommen können, der strengsten Prüfung zu unterwerfen, ehe wir ein entscheidendes Urtheil zu fällen wagen.
Was die erste jener Fragen betrifft, so giebt es keine Erfahrung, die für eine Entstehung leben- der Körper aus Stoffen der leblosen Natur spräche,
hin-
wie bey der vorigen Hypothese, andern, die vor ihm waren, sein Entstehen. Allein bey jener Vor- aussetzung vermag derselbe nur Individuen von der nehmlichen Art, wozu er selber gehört, zu er- zeugen, und diese Erzeugung geschieht immer nur in der Periode der vita maxima; der Tod ist hier wirklicher Uebergang von der vita minima zur leblosen Natur. Hingegen bey der letztern Voraus- setzung erzeugt zwar auch der lebende Organis- mus zur Zeit der vita maxima andere ihm ähnliche Individuen; aber der Tod ist hier Uebergang von der vita maxima nicht zur leblosen Natur, sondern zu andern Formen des Lebens.
Die Fragen, die wir jetzt untersuchen werden, sind also diese: Vermag die Kunst, oder der Zu- fall aus Stoffen der todten Natur lebende Organis- men hervorzubringen? Oder, wenn dies nicht ist, geht jedes lebende Individuum nach dem Tode in andere Formen des Lebens über? Unser Gang bey dieser wichtigen Untersuchung kann nicht vor- sichtig genug seyn, und es ist daher nothwendig, alle bedeutende Erfahrungen, die hierbey in An- schlag kommen können, der strengsten Prüfung zu unterwerfen, ehe wir ein entscheidendes Urtheil zu fällen wagen.
Was die erste jener Fragen betrifft, so giebt es keine Erfahrung, die für eine Entstehung leben- der Körper aus Stoffen der leblosen Natur spräche,
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wie bey der vorigen Hypothese, andern, die vor
ihm waren, sein Entstehen. Allein bey jener Vor-
aussetzung vermag derselbe nur Individuen von
der nehmlichen Art, wozu er selber gehört, zu er-
zeugen, und diese Erzeugung geschieht immer
nur in der Periode der vita maxima; der Tod ist
hier wirklicher Uebergang von der vita minima zur
leblosen Natur. Hingegen bey der letztern Voraus-
setzung erzeugt zwar auch der lebende Organis-
mus zur Zeit der vita maxima andere ihm ähnliche
Individuen; aber der Tod ist hier Uebergang von
der vita maxima nicht zur leblosen Natur, sondern
zu andern Formen des Lebens.
Die Fragen, die wir jetzt untersuchen werden,
sind also diese: Vermag die Kunst, oder der Zu-
fall aus Stoffen der todten Natur lebende Organis-
men hervorzubringen? Oder, wenn dies nicht ist,
geht jedes lebende Individuum nach dem Tode in
andere Formen des Lebens über? Unser Gang
bey dieser wichtigen Untersuchung kann nicht vor-
sichtig genug seyn, und es ist daher nothwendig,
alle bedeutende Erfahrungen, die hierbey in An-
schlag kommen können, der strengsten Prüfung
zu unterwerfen, ehe wir ein entscheidendes Urtheil
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Was die erste jener Fragen betrifft, so giebt
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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