Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

fleische menschlicher Leichen fanden, und in deren
Aussenblase man die Blutgefässe der Leber, oder
des sonstigen Organs, worin jener Wurm seinen
Sitz hat, fortlaufen sieht (h), ausserhalb dem thie-
rischen Körper existiren.

Allein wird hierdurch unser obiger Satz, dass
die Charaktere der Ordnungen und Geschlechter in
keiner nothwendigen Verbindung mit dem Medium
stehen, worin sich das Thier aufhält, nicht umge-
stossen? Eine genauere Untersuchung wird diesen
Einwurf bald heben. Es giebt nehmlich in der Or-
ganisation der Eingeweidewürmer durchaus keinen,
allen gemeinschaftlichen Charakter, wodurch sie
sich von den übrigen Würmern unterscheiden,
und blos ihre so ausgezeichnete Lebensweise hat
uns bewogen, sie im ersten Buche (i) in Einer Ord-
nung zu vereinigen, und nicht manche von ihnen
in die Familie der Naiden neben den Regenwürmern,
Sprützwürmern, Blutigeln und Planarien zu setzen.
Statt unsern obigen Satz zu widerlegen, dienen al-
so jene Würmer vielmehr zur Bestätigung dessel-
ben, und wir können also jetzt als allgemein gül-
tig annehmen, dass es, wie bey den Pflanzen, so
auch bey den Thieren gewisse Charaktere in der
Struktur giebt, worin die Einwirkung äusserer Po-

tenzen
(h) Goeze a. a. O. S. 50.
(i) S. 387.

fleische menschlicher Leichen fanden, und in deren
Aussenblase man die Blutgefäſse der Leber, oder
des sonstigen Organs, worin jener Wurm seinen
Sitz hat, fortlaufen sieht (h), ausserhalb dem thie-
rischen Körper existiren.

Allein wird hierdurch unser obiger Satz, daſs
die Charaktere der Ordnungen und Geschlechter in
keiner nothwendigen Verbindung mit dem Medium
stehen, worin sich das Thier aufhält, nicht umge-
stoſsen? Eine genauere Untersuchung wird diesen
Einwurf bald heben. Es giebt nehmlich in der Or-
ganisation der Eingeweidewürmer durchaus keinen,
allen gemeinschaftlichen Charakter, wodurch sie
sich von den übrigen Würmern unterscheiden,
und blos ihre so ausgezeichnete Lebensweise hat
uns bewogen, sie im ersten Buche (i) in Einer Ord-
nung zu vereinigen, und nicht manche von ihnen
in die Familie der Naiden neben den Regenwürmern,
Sprützwürmern, Blutigeln und Planarien zu setzen.
Statt unsern obigen Satz zu widerlegen, dienen al-
so jene Würmer vielmehr zur Bestätigung dessel-
ben, und wir können also jetzt als allgemein gül-
tig annehmen, daſs es, wie bey den Pflanzen, so
auch bey den Thieren gewisse Charaktere in der
Struktur giebt, worin die Einwirkung äusserer Po-

tenzen
(h) Goeze a. a. O. S. 50.
(i) S. 387.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0176" n="166"/>
fleische menschlicher Leichen fanden, und in deren<lb/>
Aussenblase man die Blutgefä&#x017F;se der Leber, oder<lb/>
des sonstigen Organs, worin jener Wurm seinen<lb/>
Sitz hat, fortlaufen sieht <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#k">Goeze</hi> a. a. O. S. 50.</note>, ausserhalb dem thie-<lb/>
rischen Körper existiren.</p><lb/>
                <p>Allein wird hierdurch unser obiger Satz, da&#x017F;s<lb/>
die Charaktere der Ordnungen und Geschlechter in<lb/>
keiner nothwendigen Verbindung mit dem Medium<lb/>
stehen, worin sich das Thier aufhält, nicht umge-<lb/>
sto&#x017F;sen? Eine genauere Untersuchung wird diesen<lb/>
Einwurf bald heben. Es giebt nehmlich in der Or-<lb/>
ganisation der Eingeweidewürmer durchaus keinen,<lb/>
allen gemeinschaftlichen Charakter, wodurch sie<lb/>
sich von den übrigen Würmern unterscheiden,<lb/>
und blos ihre so ausgezeichnete Lebensweise hat<lb/>
uns bewogen, sie im ersten Buche <note place="foot" n="(i)">S. 387.</note> in Einer Ord-<lb/>
nung zu vereinigen, und nicht manche von ihnen<lb/>
in die Familie der Naiden neben den Regenwürmern,<lb/>
Sprützwürmern, Blutigeln und Planarien zu setzen.<lb/>
Statt unsern obigen Satz zu widerlegen, dienen al-<lb/>
so jene Würmer vielmehr zur Bestätigung dessel-<lb/>
ben, und wir können also jetzt als allgemein gül-<lb/>
tig annehmen, da&#x017F;s es, wie bey den Pflanzen, so<lb/>
auch bey den Thieren gewisse Charaktere in der<lb/>
Struktur giebt, worin die Einwirkung äusserer Po-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tenzen</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0176] fleische menschlicher Leichen fanden, und in deren Aussenblase man die Blutgefäſse der Leber, oder des sonstigen Organs, worin jener Wurm seinen Sitz hat, fortlaufen sieht (h), ausserhalb dem thie- rischen Körper existiren. Allein wird hierdurch unser obiger Satz, daſs die Charaktere der Ordnungen und Geschlechter in keiner nothwendigen Verbindung mit dem Medium stehen, worin sich das Thier aufhält, nicht umge- stoſsen? Eine genauere Untersuchung wird diesen Einwurf bald heben. Es giebt nehmlich in der Or- ganisation der Eingeweidewürmer durchaus keinen, allen gemeinschaftlichen Charakter, wodurch sie sich von den übrigen Würmern unterscheiden, und blos ihre so ausgezeichnete Lebensweise hat uns bewogen, sie im ersten Buche (i) in Einer Ord- nung zu vereinigen, und nicht manche von ihnen in die Familie der Naiden neben den Regenwürmern, Sprützwürmern, Blutigeln und Planarien zu setzen. Statt unsern obigen Satz zu widerlegen, dienen al- so jene Würmer vielmehr zur Bestätigung dessel- ben, und wir können also jetzt als allgemein gül- tig annehmen, daſs es, wie bey den Pflanzen, so auch bey den Thieren gewisse Charaktere in der Struktur giebt, worin die Einwirkung äusserer Po- tenzen (h) Goeze a. a. O. S. 50. (i) S. 387.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/176
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/176>, abgerufen am 25.11.2024.