wicht im allgemeinen Organismus zu erhalten. In- dess würde dieses dennoch leiden, wenn das ältere Individuum bey der Näherung des neu erzeugten zur vita maxima dieselbe Energie des Lebens be- hielte, die es beym Entstehen des letztern hatte. Folglich muss sich das ältere in eben dem Verhält- nisse der niedrigsten Lebensstufe nähern, in wel- chem das jüngere zur höchsten hinaufsteigt. Da- her liegt das männliche Alter, die Zeit der Geschlechtsvermehrung, zwischen den Perioden der Jugend und des eigentlichen Alters; daher lässt die Natur das Individuum sinken, sobald sie das Geschlecht gesichert hat.
Gesundheit, Krankheit, Jugend, Mannheit, Alter und Sterben sind also verschiedene Modifika- tionen des Lebens, die Fortpflanzung des Ge- schlechts ist Bestimmung desselben. Diese zweckt zunächst auf die Erhaltung der lebenden Natur, mittelbar auch auf die Erhaltung des allgemeinen Organismus ab; ohne jene Modifikationen des Le- bens war dieser Zweck nicht erreichbar.
Hieraus erhellet nun, wie die Erhaltung der lebenden Natur und des allgemeinen Organismus mit dem natürlichen Tode bestehen kann. Die un- gestöhrte Fortdauer derselben bey der intensiven Beschränktheit des Lebens bleibt indess hierbey noch unerklärt. Folgende Voraussetzungen lösen aber endlich auch dieses Problem:
1) Nicht
wicht im allgemeinen Organismus zu erhalten. In- deſs würde dieses dennoch leiden, wenn das ältere Individuum bey der Näherung des neu erzeugten zur vita maxima dieselbe Energie des Lebens be- hielte, die es beym Entstehen des letztern hatte. Folglich muſs sich das ältere in eben dem Verhält- nisse der niedrigsten Lebensstufe nähern, in wel- chem das jüngere zur höchsten hinaufsteigt. Da- her liegt das männliche Alter, die Zeit der Geschlechtsvermehrung, zwischen den Perioden der Jugend und des eigentlichen Alters; daher läſst die Natur das Individuum sinken, sobald sie das Geschlecht gesichert hat.
Gesundheit, Krankheit, Jugend, Mannheit, Alter und Sterben sind also verschiedene Modifika- tionen des Lebens, die Fortpflanzung des Ge- schlechts ist Bestimmung desselben. Diese zweckt zunächst auf die Erhaltung der lebenden Natur, mittelbar auch auf die Erhaltung des allgemeinen Organismus ab; ohne jene Modifikationen des Le- bens war dieser Zweck nicht erreichbar.
Hieraus erhellet nun, wie die Erhaltung der lebenden Natur und des allgemeinen Organismus mit dem natürlichen Tode bestehen kann. Die un- gestöhrte Fortdauer derselben bey der intensiven Beschränktheit des Lebens bleibt indeſs hierbey noch unerklärt. Folgende Voraussetzungen lösen aber endlich auch dieses Problem:
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wicht im allgemeinen Organismus zu erhalten. In-
deſs würde dieses dennoch leiden, wenn das ältere
Individuum bey der Näherung des neu erzeugten
zur vita maxima dieselbe Energie des Lebens be-
hielte, die es beym Entstehen des letztern hatte.
Folglich muſs sich das ältere in eben dem Verhält-
nisse der niedrigsten Lebensstufe nähern, in wel-
chem das jüngere zur höchsten hinaufsteigt. Da-
her liegt das männliche Alter, die Zeit der
Geschlechtsvermehrung, zwischen den Perioden
der Jugend und des eigentlichen Alters; daher läſst
die Natur das Individuum sinken, sobald sie das
Geschlecht gesichert hat.
Gesundheit, Krankheit, Jugend, Mannheit,
Alter und Sterben sind also verschiedene Modifika-
tionen des Lebens, die Fortpflanzung des Ge-
schlechts ist Bestimmung desselben. Diese zweckt
zunächst auf die Erhaltung der lebenden Natur,
mittelbar auch auf die Erhaltung des allgemeinen
Organismus ab; ohne jene Modifikationen des Le-
bens war dieser Zweck nicht erreichbar.
Hieraus erhellet nun, wie die Erhaltung der
lebenden Natur und des allgemeinen Organismus
mit dem natürlichen Tode bestehen kann. Die un-
gestöhrte Fortdauer derselben bey der intensiven
Beschränktheit des Lebens bleibt indeſs hierbey
noch unerklärt. Folgende Voraussetzungen lösen
aber endlich auch dieses Problem:
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/98>, abgerufen am 04.12.2024.
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