Die drey erstern Sätze zusammengenommen lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, dass nicht nur der lebende Körper, gleich al- len leblosen, organisirt ist, sondern dass auch die Organisation desselben weit deutlicher, als die der letztern, in die Augen fällt. Und hieraus erhellet, wie man darauf verfallen konnte, Organisation für ein ausschliessliches Eigenthum der lebenden Körper zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn- zeichen derselben aufzustellen.
Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem Namen der Funktionen, denen der leblosen Körper, unter dem Namen der Actionen ent- gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig, jene aber mehr oder weniger unabhängig von den äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück- sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin- det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt, und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniss zum charakteristischen Merkmale der erstern macht.
Aus dem vierten Satze lässt sich ferner abneh- men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen seit Gautier's(w) Zeiten, ausser der Organisation,
auch
(w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55. §. 9.
Die drey erstern Sätze zusammengenommen lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, daſs nicht nur der lebende Körper, gleich al- len leblosen, organisirt ist, sondern daſs auch die Organisation desselben weit deutlicher, als die der letztern, in die Augen fällt. Und hieraus erhellet, wie man darauf verfallen konnte, Organisation für ein ausschlieſsliches Eigenthum der lebenden Körper zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn- zeichen derselben aufzustellen.
Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem Namen der Funktionen, denen der leblosen Körper, unter dem Namen der Actionen ent- gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig, jene aber mehr oder weniger unabhängig von den äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück- sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin- det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt, und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniſs zum charakteristischen Merkmale der erstern macht.
Aus dem vierten Satze läſst sich ferner abneh- men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen seit Gautier’s(w) Zeiten, ausser der Organisation,
auch
(w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55. §. 9.
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Die drey erstern Sätze zusammengenommen
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daſs auch die Organisation desselben
weit deutlicher, als die der letztern, in
die Augen fällt. Und hieraus erhellet, wie
man darauf verfallen konnte, Organisation für ein
ausschlieſsliches Eigenthum der lebenden Körper
zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn-
zeichen derselben aufzustellen.
Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die
Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem
Namen der Funktionen, denen der leblosen
Körper, unter dem Namen der Actionen ent-
gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in
so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig,
jene aber mehr oder weniger unabhängig von den
äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück-
sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin-
det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt,
und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniſs
zum charakteristischen Merkmale der erstern
macht.
Aus dem vierten Satze läſst sich ferner abneh-
men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen
seit Gautier’s (w) Zeiten, ausser der Organisation,
auch
(w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55.
§. 9.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/80>, abgerufen am 04.12.2024.
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