Aber woher die Gründe für diese Erklärung? Ist sie richtig, so hat uns blos eine dunkele Ahn- dung der Wahrheit auf sie geführt, und ehe wir Gebrauch von ihr machen dürfen, liegt es uns ob, ihre Wahrheit aus höhern Gründen zu beweisen.
Soviel ist ohne weitläuftige Erläuterung ein- leuchtend, dass die Einwirkungen der Aussenwelt auf den lebenden Körper zufällig sind. Denn alle lebende Körper sind mittel- oder unmittelbar den Einflüssen geistiger Naturen, deren Charakter Freyheit ist, ausgesetzt. Wo aber Freyheit herrscht, ist Nothwendigkeit beschränkt, oder ganz aufge- hoben. Einleuchtend ist es auch, dass, dieser Zu- fälligkeit der äussern Einwirkungen ohngeachtet, die Erscheinungen, wodurch sich das Leben äus- sert, doch einen gleichförmigen Gang behaupten. Der Mensch und mit ihm jeder andere lebende Körper wächst, pflanzt sein Geschlecht fort, und verrichtet mit einem Worte alle vitale Funktionen bey den verschiedensten Graden des Lichts und der Wärme, bey den verschiedensten Nahrungs- mitteln u. s. w. Es ist freylich wahr, dass diese Gleichförmigkeit allerdings gestört wird, wenn jene Zufälligkeit gewisse Gränzen überschreitet. Aber dies schränkt unsern Satz nur ein, ohne ihn aufzuheben.
Es ist uns also nur übrig, zu beweisen, dass in der leblosen Natur keine Gleichförmigkeit der
Erschei-
Aber woher die Gründe für diese Erklärung? Ist sie richtig, so hat uns blos eine dunkele Ahn- dung der Wahrheit auf sie geführt, und ehe wir Gebrauch von ihr machen dürfen, liegt es uns ob, ihre Wahrheit aus höhern Gründen zu beweisen.
Soviel ist ohne weitläuftige Erläuterung ein- leuchtend, daſs die Einwirkungen der Aussenwelt auf den lebenden Körper zufällig sind. Denn alle lebende Körper sind mittel- oder unmittelbar den Einflüssen geistiger Naturen, deren Charakter Freyheit ist, ausgesetzt. Wo aber Freyheit herrscht, ist Nothwendigkeit beschränkt, oder ganz aufge- hoben. Einleuchtend ist es auch, daſs, dieser Zu- fälligkeit der äussern Einwirkungen ohngeachtet, die Erscheinungen, wodurch sich das Leben äus- sert, doch einen gleichförmigen Gang behaupten. Der Mensch und mit ihm jeder andere lebende Körper wächst, pflanzt sein Geschlecht fort, und verrichtet mit einem Worte alle vitale Funktionen bey den verschiedensten Graden des Lichts und der Wärme, bey den verschiedensten Nahrungs- mitteln u. s. w. Es ist freylich wahr, daſs diese Gleichförmigkeit allerdings gestört wird, wenn jene Zufälligkeit gewisse Gränzen überschreitet. Aber dies schränkt unsern Satz nur ein, ohne ihn aufzuheben.
Es ist uns also nur übrig, zu beweisen, daſs in der leblosen Natur keine Gleichförmigkeit der
Erschei-
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Aber woher die Gründe für diese Erklärung?
Ist sie richtig, so hat uns blos eine dunkele Ahn-
dung der Wahrheit auf sie geführt, und ehe wir
Gebrauch von ihr machen dürfen, liegt es uns ob,
ihre Wahrheit aus höhern Gründen zu beweisen.
Soviel ist ohne weitläuftige Erläuterung ein-
leuchtend, daſs die Einwirkungen der Aussenwelt
auf den lebenden Körper zufällig sind. Denn alle
lebende Körper sind mittel- oder unmittelbar den
Einflüssen geistiger Naturen, deren Charakter
Freyheit ist, ausgesetzt. Wo aber Freyheit herrscht,
ist Nothwendigkeit beschränkt, oder ganz aufge-
hoben. Einleuchtend ist es auch, daſs, dieser Zu-
fälligkeit der äussern Einwirkungen ohngeachtet,
die Erscheinungen, wodurch sich das Leben äus-
sert, doch einen gleichförmigen Gang behaupten.
Der Mensch und mit ihm jeder andere lebende
Körper wächst, pflanzt sein Geschlecht fort, und
verrichtet mit einem Worte alle vitale Funktionen
bey den verschiedensten Graden des Lichts und
der Wärme, bey den verschiedensten Nahrungs-
mitteln u. s. w. Es ist freylich wahr, daſs diese
Gleichförmigkeit allerdings gestört wird, wenn
jene Zufälligkeit gewisse Gränzen überschreitet.
Aber dies schränkt unsern Satz nur ein, ohne ihn
aufzuheben.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/44>, abgerufen am 23.11.2024.
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