Blute, als Blute, sondern der plastischen Lymphe nach ihrer Absonderung von den übrigen Bestand- theilen des erstern ihr Entstehen verdanken (e). Allein wenn gerade die nach der Trennung vom übrigen Organismus aufhörende Verbindung dieser Bestandtheile zu einer homogenen Masse Wirkung der Vitalität des Bluts wäre, so würde dieser Ein- wurf seine Kraft verliehren. Und wendete man hiergegen ein, dass auch die Einwirkung todter Kräfte auf das gelassene Blut jene Verbindung un- terhielte, so liesse sich das Beyspiel der Muskeln entgegensetzen, die im lebenden Organismus durch den vitalen Reitz der Nerven in Thätigkeit gesetzt werden, obgleich auch Kräfte der leblosen Natur auf sie als Reitze wirken.
Aus dem Angeführten erhellet hinlänglich, dass nur die Beantwortung der Frage, was Leben ist? uns die Data zur Entscheidung des Streits über die Vitalität des Bluts an die Hand geben kann. Aber nicht bloss dieser Punkt erwartet von jener Beant- wortung seine Aufklärung; bey jedem Blicke in die theoretische Medicin zeigen sich Dunkelheiten, die nur von ihr Licht erhalten können. Wir gehen da- her an die Ausführung unsers Unternehmens in der festen Erwartung, dass schon der Entwurf unsers Werks, wenn auch nicht die Vollendung desselben von den nützlichsten Folgen seyn wird. Um uns
aber
(e)Blumenbach a. a. O.
Blute, als Blute, sondern der plastischen Lymphe nach ihrer Absonderung von den übrigen Bestand- theilen des erstern ihr Entstehen verdanken (e). Allein wenn gerade die nach der Trennung vom übrigen Organismus aufhörende Verbindung dieser Bestandtheile zu einer homogenen Masse Wirkung der Vitalität des Bluts wäre, so würde dieser Ein- wurf seine Kraft verliehren. Und wendete man hiergegen ein, daſs auch die Einwirkung todter Kräfte auf das gelassene Blut jene Verbindung un- terhielte, so lieſse sich das Beyspiel der Muskeln entgegensetzen, die im lebenden Organismus durch den vitalen Reitz der Nerven in Thätigkeit gesetzt werden, obgleich auch Kräfte der leblosen Natur auf sie als Reitze wirken.
Aus dem Angeführten erhellet hinlänglich, daſs nur die Beantwortung der Frage, was Leben ist? uns die Data zur Entscheidung des Streits über die Vitalität des Bluts an die Hand geben kann. Aber nicht bloſs dieser Punkt erwartet von jener Beant- wortung seine Aufklärung; bey jedem Blicke in die theoretische Medicin zeigen sich Dunkelheiten, die nur von ihr Licht erhalten können. Wir gehen da- her an die Ausführung unsers Unternehmens in der festen Erwartung, daſs schon der Entwurf unsers Werks, wenn auch nicht die Vollendung desselben von den nützlichsten Folgen seyn wird. Um uns
aber
(e)Blumenbach a. a. O.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="14"/>
Blute, als Blute, sondern der plastischen Lymphe<lb/>
nach ihrer Absonderung von den übrigen Bestand-<lb/>
theilen des erstern ihr Entstehen verdanken <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#k">Blumenbach</hi> a. a. O.</note>.<lb/>
Allein wenn gerade die nach der Trennung vom<lb/>
übrigen Organismus aufhörende Verbindung dieser<lb/>
Bestandtheile zu einer homogenen Masse Wirkung<lb/>
der Vitalität des Bluts wäre, so würde dieser Ein-<lb/>
wurf seine Kraft verliehren. Und wendete man<lb/>
hiergegen ein, daſs auch die Einwirkung todter<lb/>
Kräfte auf das gelassene Blut jene Verbindung un-<lb/>
terhielte, so lieſse sich das Beyspiel der Muskeln<lb/>
entgegensetzen, die im lebenden Organismus durch<lb/>
den vitalen Reitz der Nerven in Thätigkeit gesetzt<lb/>
werden, obgleich auch Kräfte der leblosen Natur<lb/>
auf sie als Reitze wirken.</p><lb/><p>Aus dem Angeführten erhellet hinlänglich, daſs<lb/>
nur die Beantwortung der Frage, was Leben ist?<lb/>
uns die Data zur Entscheidung des Streits über die<lb/>
Vitalität des Bluts an die Hand geben kann. Aber<lb/>
nicht bloſs dieser Punkt erwartet von jener Beant-<lb/>
wortung seine Aufklärung; bey jedem Blicke in die<lb/>
theoretische Medicin zeigen sich Dunkelheiten, die<lb/>
nur von ihr Licht erhalten können. Wir gehen da-<lb/>
her an die Ausführung unsers Unternehmens in der<lb/>
festen Erwartung, daſs schon der Entwurf unsers<lb/>
Werks, wenn auch nicht die Vollendung desselben<lb/>
von den nützlichsten Folgen seyn wird. Um uns<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aber</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[14/0034]
Blute, als Blute, sondern der plastischen Lymphe
nach ihrer Absonderung von den übrigen Bestand-
theilen des erstern ihr Entstehen verdanken (e).
Allein wenn gerade die nach der Trennung vom
übrigen Organismus aufhörende Verbindung dieser
Bestandtheile zu einer homogenen Masse Wirkung
der Vitalität des Bluts wäre, so würde dieser Ein-
wurf seine Kraft verliehren. Und wendete man
hiergegen ein, daſs auch die Einwirkung todter
Kräfte auf das gelassene Blut jene Verbindung un-
terhielte, so lieſse sich das Beyspiel der Muskeln
entgegensetzen, die im lebenden Organismus durch
den vitalen Reitz der Nerven in Thätigkeit gesetzt
werden, obgleich auch Kräfte der leblosen Natur
auf sie als Reitze wirken.
Aus dem Angeführten erhellet hinlänglich, daſs
nur die Beantwortung der Frage, was Leben ist?
uns die Data zur Entscheidung des Streits über die
Vitalität des Bluts an die Hand geben kann. Aber
nicht bloſs dieser Punkt erwartet von jener Beant-
wortung seine Aufklärung; bey jedem Blicke in die
theoretische Medicin zeigen sich Dunkelheiten, die
nur von ihr Licht erhalten können. Wir gehen da-
her an die Ausführung unsers Unternehmens in der
festen Erwartung, daſs schon der Entwurf unsers
Werks, wenn auch nicht die Vollendung desselben
von den nützlichsten Folgen seyn wird. Um uns
aber
(e) Blumenbach a. a. O.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/34>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.