Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Zustande ein Hymen (a). Diese und die
übrigen schon oben erwähnten Eigenheiten, denen
sich leicht noch mehrere minder wichtige beyfügen
liessen, berechtigen uns, bey der Eintheilung der
Säugthiere, die wir jetzt entwerfen werden, den
Menschen in eine besondere Ordnung zu setzen,
und die übrigen Familien nach der geringern oder
grössern Abweichung ihrer Organisation von der sei-
nigen zu bestimmen.

Wir setzen dieser Regel gemäss in die zweyte
Classe die Affen, welche die Struktur des Men-
schen mit folgenden Ausnahmen haben: ein behaar-
ter Körper mit vier Händen; ein weniger gewölbter
Schädel; mehr hervorstehende Kinnladen, und
ein weiter nach hinten liegendes Hinterhauptsloch,
als beym Menschen; kein vorderer Nasenstachel;
grössere Zähne; eine bogenförmige, nicht, wie
beym Menschen, wellenförmige Wirbelsäule; Schen-
kelbeine, die gerade, nicht nach vorne sanft gebo-
gen sind, und deren auswendige Gelenkknöpfe
nicht kürzer, sondern eben so lang, als die inwen-
digen sind; ein Knie, das tiefer, als breit ist; zum
Theil Backentaschen und an der Vorderseite des
Halses liegende membranöse Luftbehälter, die sich
in den Kehlkopf öffnen; eine grössere Clitoris, wie
beym Weibe; zwey Muskeln am männlichen Gliede,

die
(a) Blumenbach de varietate gen. hum. nativa. Ed. 3.

lichen Zustande ein Hymen (a). Diese und die
übrigen schon oben erwähnten Eigenheiten, denen
sich leicht noch mehrere minder wichtige beyfügen
liessen, berechtigen uns, bey der Eintheilung der
Säugthiere, die wir jetzt entwerfen werden, den
Menschen in eine besondere Ordnung zu setzen,
und die übrigen Familien nach der geringern oder
gröſsern Abweichung ihrer Organisation von der sei-
nigen zu bestimmen.

Wir setzen dieser Regel gemäſs in die zweyte
Classe die Affen, welche die Struktur des Men-
schen mit folgenden Ausnahmen haben: ein behaar-
ter Körper mit vier Händen; ein weniger gewölbter
Schädel; mehr hervorstehende Kinnladen, und
ein weiter nach hinten liegendes Hinterhauptsloch,
als beym Menschen; kein vorderer Nasenstachel;
gröſsere Zähne; eine bogenförmige, nicht, wie
beym Menschen, wellenförmige Wirbelsäule; Schen-
kelbeine, die gerade, nicht nach vorne sanft gebo-
gen sind, und deren auswendige Gelenkknöpfe
nicht kürzer, sondern eben so lang, als die inwen-
digen sind; ein Knie, das tiefer, als breit ist; zum
Theil Backentaschen und an der Vorderseite des
Halses liegende membranöse Luftbehälter, die sich
in den Kehlkopf öffnen; eine gröſsere Clitoris, wie
beym Weibe; zwey Muskeln am männlichen Gliede,

die
(a) Blumenbach de varietate gen. hum. nativa. Ed. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0212" n="192"/>
lichen Zustande ein Hymen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#k">Blumenbach</hi> de varietate gen. hum. nativa. Ed. 3.</note>. Diese und die<lb/>
übrigen schon oben erwähnten Eigenheiten, denen<lb/>
sich leicht noch mehrere minder wichtige beyfügen<lb/>
liessen, berechtigen uns, bey der Eintheilung der<lb/>
Säugthiere, die wir jetzt entwerfen werden, den<lb/>
Menschen in eine besondere Ordnung zu setzen,<lb/>
und die übrigen Familien nach der geringern oder<lb/>
grö&#x017F;sern Abweichung ihrer Organisation von der sei-<lb/>
nigen zu bestimmen.</p><lb/>
              <p>Wir setzen dieser Regel gemä&#x017F;s in die zweyte<lb/>
Classe die <hi rendition="#g">Affen</hi>, welche die Struktur des Men-<lb/>
schen mit folgenden Ausnahmen haben: ein behaar-<lb/>
ter Körper mit vier Händen; ein weniger gewölbter<lb/>
Schädel; mehr hervorstehende Kinnladen, und<lb/>
ein weiter nach hinten liegendes Hinterhauptsloch,<lb/>
als beym Menschen; kein vorderer Nasenstachel;<lb/>
grö&#x017F;sere Zähne; eine bogenförmige, nicht, wie<lb/>
beym Menschen, wellenförmige Wirbelsäule; Schen-<lb/>
kelbeine, die gerade, nicht nach vorne sanft gebo-<lb/>
gen sind, und deren auswendige Gelenkknöpfe<lb/>
nicht kürzer, sondern eben so lang, als die inwen-<lb/>
digen sind; ein Knie, das tiefer, als breit ist; zum<lb/>
Theil Backentaschen und an der Vorderseite des<lb/>
Halses liegende membranöse Luftbehälter, die sich<lb/>
in den Kehlkopf öffnen; eine grö&#x017F;sere Clitoris, wie<lb/>
beym Weibe; zwey Muskeln am männlichen Gliede,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0212] lichen Zustande ein Hymen (a). Diese und die übrigen schon oben erwähnten Eigenheiten, denen sich leicht noch mehrere minder wichtige beyfügen liessen, berechtigen uns, bey der Eintheilung der Säugthiere, die wir jetzt entwerfen werden, den Menschen in eine besondere Ordnung zu setzen, und die übrigen Familien nach der geringern oder gröſsern Abweichung ihrer Organisation von der sei- nigen zu bestimmen. Wir setzen dieser Regel gemäſs in die zweyte Classe die Affen, welche die Struktur des Men- schen mit folgenden Ausnahmen haben: ein behaar- ter Körper mit vier Händen; ein weniger gewölbter Schädel; mehr hervorstehende Kinnladen, und ein weiter nach hinten liegendes Hinterhauptsloch, als beym Menschen; kein vorderer Nasenstachel; gröſsere Zähne; eine bogenförmige, nicht, wie beym Menschen, wellenförmige Wirbelsäule; Schen- kelbeine, die gerade, nicht nach vorne sanft gebo- gen sind, und deren auswendige Gelenkknöpfe nicht kürzer, sondern eben so lang, als die inwen- digen sind; ein Knie, das tiefer, als breit ist; zum Theil Backentaschen und an der Vorderseite des Halses liegende membranöse Luftbehälter, die sich in den Kehlkopf öffnen; eine gröſsere Clitoris, wie beym Weibe; zwey Muskeln am männlichen Gliede, die (a) Blumenbach de varietate gen. hum. nativa. Ed. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/212
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/212>, abgerufen am 05.12.2024.