die lebenden Organismen nach dem Beharrlichen, was es an ihnen anträfe, classificiren, hierauf die ganze lebende Natur als einen einzigen grossen Or- ganismus betrachten, und sehen, in welchen Ver- hältnissen die verschiedenen Classen, Ordnungen und Gattungen, woraus derselbe zusammengesetzt ist, gegen einander und gegen die leblose Natur stehen, und nun in den Ruinen der Vorwelt den Veränderungen nachforschen, welche diese Verhält- nisse und jener Organismus selber erlitten haben. Von diesen Untersuchungen würde es sich zur Be- trachtung der Lebens-Erscheinungen wenden, die wir bey den verschiedenen Classen und Familien der lebenden Körper antreffen, dieselben durch alle verschiedene Modifikationen des Lebens verfolgen, und die Bedingungen und Gesetze derselben bestim- men. Es würde versuchen, diese Erscheinungen aus den Eigenschaften der letzten Grundtheile, worin sich der lebende Organismus durch mechani- sche Hülfsmittel zerlegen lässt, zu erklären, und wäre dieser Versuch gelungen, so würde es endlich noch sich bemühen auszumachen, welchen Antheil die verschiedenen Grundstoffe, woraus die organi- sirten Körper zusammengesetzt sind, an der Ent- stehung und Fortdauer der verschiedenen Lebens- Erscheinungen haben.
Dies ist nun auch der Weg, den wir bey un- sern künftigen Untersuchungen einschlagen werden.
Wir
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die lebenden Organismen nach dem Beharrlichen, was es an ihnen anträfe, classificiren, hierauf die ganze lebende Natur als einen einzigen groſsen Or- ganismus betrachten, und sehen, in welchen Ver- hältnissen die verschiedenen Classen, Ordnungen und Gattungen, woraus derselbe zusammengesetzt ist, gegen einander und gegen die leblose Natur stehen, und nun in den Ruinen der Vorwelt den Veränderungen nachforschen, welche diese Verhält- nisse und jener Organismus selber erlitten haben. Von diesen Untersuchungen würde es sich zur Be- trachtung der Lebens-Erscheinungen wenden, die wir bey den verschiedenen Classen und Familien der lebenden Körper antreffen, dieselben durch alle verschiedene Modifikationen des Lebens verfolgen, und die Bedingungen und Gesetze derselben bestim- men. Es würde versuchen, diese Erscheinungen aus den Eigenschaften der letzten Grundtheile, worin sich der lebende Organismus durch mechani- sche Hülfsmittel zerlegen läſst, zu erklären, und wäre dieser Versuch gelungen, so würde es endlich noch sich bemühen auszumachen, welchen Antheil die verschiedenen Grundstoffe, woraus die organi- sirten Körper zusammengesetzt sind, an der Ent- stehung und Fortdauer der verschiedenen Lebens- Erscheinungen haben.
Dies ist nun auch der Weg, den wir bey un- sern künftigen Untersuchungen einschlagen werden.
Wir
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die lebenden Organismen nach dem Beharrlichen,
was es an ihnen anträfe, classificiren, hierauf die
ganze lebende Natur als einen einzigen groſsen Or-
ganismus betrachten, und sehen, in welchen Ver-
hältnissen die verschiedenen Classen, Ordnungen
und Gattungen, woraus derselbe zusammengesetzt
ist, gegen einander und gegen die leblose Natur
stehen, und nun in den Ruinen der Vorwelt den
Veränderungen nachforschen, welche diese Verhält-
nisse und jener Organismus selber erlitten haben.
Von diesen Untersuchungen würde es sich zur Be-
trachtung der Lebens-Erscheinungen wenden, die
wir bey den verschiedenen Classen und Familien
der lebenden Körper antreffen, dieselben durch alle
verschiedene Modifikationen des Lebens verfolgen,
und die Bedingungen und Gesetze derselben bestim-
men. Es würde versuchen, diese Erscheinungen
aus den Eigenschaften der letzten Grundtheile,
worin sich der lebende Organismus durch mechani-
sche Hülfsmittel zerlegen läſst, zu erklären, und
wäre dieser Versuch gelungen, so würde es endlich
noch sich bemühen auszumachen, welchen Antheil
die verschiedenen Grundstoffe, woraus die organi-
sirten Körper zusammengesetzt sind, an der Ent-
stehung und Fortdauer der verschiedenen Lebens-
Erscheinungen haben.
Dies ist nun auch der Weg, den wir bey un-
sern künftigen Untersuchungen einschlagen werden.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/125>, abgerufen am 04.12.2024.
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