chung entscheidende Resultate liefern kann, wird sich am Ende unserer Untersuchungen zeigen. Dass aber unzählige Hindernisse fast jeden unserer Schritte erschweren werden, wird schon dieses Ca- pitel lehren.
Das erste jener Hindernisse legt uns schon gleich die Ordnung in den Weg, worin wir unsere Untersuchungen anzustellen haben. Wir haben hier mit einem Gegenstande zu thun, worin alles ein ewiger Cirkel ist, und wie wir es auch anfan- gen mögen, so werden wir es doch nie dahin brin- gen, die Regel, nichts als erklärt oder bewiesen vorauszusetzen, was erst im Folgenden seine Erklä- rung oder seinen Beweis findet, immer streng zu befolgen. Wie leicht sind hier also nicht Trug- schlüsse, und Cirkel in den Beweisen möglich!
Um indess eine Ordnung zu finden, die an je- nen Mängeln so wenig als möglich leidet, lasst uns annehmen, ein Wesen aus einer andern Welt, das in geistiger Hinsicht eben so beschränkt wäre, wie der Mensch, aber nicht die körperlichen Fesseln trüge, womit dieser beladen ist, beträte die Erde und machte denselben Gegenstand, womit wir uns in diesem Werke beschäftigen, zum Vorwurfe sei- ner Untersuchungen: nach welchem Plane würde dasselbe bey seinen Nachforschungen verfahren? Es würde zuerst eine Gränzlinie zwischen der le- benden und leblosen Natur zu ziehen suchen, dann
die
chung entscheidende Resultate liefern kann, wird sich am Ende unserer Untersuchungen zeigen. Daſs aber unzählige Hindernisse fast jeden unserer Schritte erschweren werden, wird schon dieses Ca- pitel lehren.
Das erste jener Hindernisse legt uns schon gleich die Ordnung in den Weg, worin wir unsere Untersuchungen anzustellen haben. Wir haben hier mit einem Gegenstande zu thun, worin alles ein ewiger Cirkel ist, und wie wir es auch anfan- gen mögen, so werden wir es doch nie dahin brin- gen, die Regel, nichts als erklärt oder bewiesen vorauszusetzen, was erst im Folgenden seine Erklä- rung oder seinen Beweis findet, immer streng zu befolgen. Wie leicht sind hier also nicht Trug- schlüsse, und Cirkel in den Beweisen möglich!
Um indeſs eine Ordnung zu finden, die an je- nen Mängeln so wenig als möglich leidet, laſst uns annehmen, ein Wesen aus einer andern Welt, das in geistiger Hinsicht eben so beschränkt wäre, wie der Mensch, aber nicht die körperlichen Fesseln trüge, womit dieser beladen ist, beträte die Erde und machte denselben Gegenstand, womit wir uns in diesem Werke beschäftigen, zum Vorwurfe sei- ner Untersuchungen: nach welchem Plane würde dasselbe bey seinen Nachforschungen verfahren? Es würde zuerst eine Gränzlinie zwischen der le- benden und leblosen Natur zu ziehen suchen, dann
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chung entscheidende Resultate liefern kann, wird
sich am Ende unserer Untersuchungen zeigen.
Daſs aber unzählige Hindernisse fast jeden unserer
Schritte erschweren werden, wird schon dieses Ca-
pitel lehren.
Das erste jener Hindernisse legt uns schon
gleich die Ordnung in den Weg, worin wir unsere
Untersuchungen anzustellen haben. Wir haben
hier mit einem Gegenstande zu thun, worin alles
ein ewiger Cirkel ist, und wie wir es auch anfan-
gen mögen, so werden wir es doch nie dahin brin-
gen, die Regel, nichts als erklärt oder bewiesen
vorauszusetzen, was erst im Folgenden seine Erklä-
rung oder seinen Beweis findet, immer streng zu
befolgen. Wie leicht sind hier also nicht Trug-
schlüsse, und Cirkel in den Beweisen möglich!
Um indeſs eine Ordnung zu finden, die an je-
nen Mängeln so wenig als möglich leidet, laſst uns
annehmen, ein Wesen aus einer andern Welt, das
in geistiger Hinsicht eben so beschränkt wäre, wie
der Mensch, aber nicht die körperlichen Fesseln
trüge, womit dieser beladen ist, beträte die Erde
und machte denselben Gegenstand, womit wir uns
in diesem Werke beschäftigen, zum Vorwurfe sei-
ner Untersuchungen: nach welchem Plane würde
dasselbe bey seinen Nachforschungen verfahren?
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/124>, abgerufen am 04.12.2024.
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