Zwar gab es immer schon Männer, und Linne selbst gehörte zu diesen, welche ein- sahen, dass alle jene künstlichen Systeme, ohne Beziehung auf höhere Zwecke, nur schwerer Tand seyen. Allein sie erhoben sich nicht zu dem höchsten dieser Zwecke, und darum blieb alles, was sie in Beziehung auf diesen liefer- ten, blosses Stückwerk. Das letzte Ziel aller Naturforschung aber ist die Erforschung der Triebfedern, wodurch jener grosse Organis- mus, den wir Natur nennen, in ewig reger Thätigkeit erhalten wird, und zu diesem Ziele sind jene künstlichen Systeme, an denen so Vie- le ganze Lebensalter hindurch ihre Kräfte ver- schwenden, noch nicht der erste Schritt. Wir haben erst ein blosses Register, noch keine Wissenschaft der Natur, so lange wir ewig nur an diesen Systemen kleben, und nicht auf die Erreichung jenes Ziels ausgehen. Ein Werk, worin die vielen Thatsachen, die in den Schriften der Naturforscher zerstreut lie- gen, in Beziehung auf jenen Zweck zu einem Ganzen verbunden wären, würde einen hö- hern Werth haben, als alle Beschreibungen neuer Thiere und Pflanzen, die uns weiter
nichts
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Zwar gab es immer schon Männer, und Linné selbst gehörte zu diesen, welche ein- sahen, daſs alle jene künstlichen Systeme, ohne Beziehung auf höhere Zwecke, nur schwerer Tand seyen. Allein sie erhoben sich nicht zu dem höchsten dieser Zwecke, und darum blieb alles, was sie in Beziehung auf diesen liefer- ten, bloſses Stückwerk. Das letzte Ziel aller Naturforschung aber ist die Erforschung der Triebfedern, wodurch jener groſse Organis- mus, den wir Natur nennen, in ewig reger Thätigkeit erhalten wird, und zu diesem Ziele sind jene künstlichen Systeme, an denen so Vie- le ganze Lebensalter hindurch ihre Kräfte ver- schwenden, noch nicht der erste Schritt. Wir haben erst ein bloſses Register, noch keine Wissenschaft der Natur, so lange wir ewig nur an diesen Systemen kleben, und nicht auf die Erreichung jenes Ziels ausgehen. Ein Werk, worin die vielen Thatsachen, die in den Schriften der Naturforscher zerstreut lie- gen, in Beziehung auf jenen Zweck zu einem Ganzen verbunden wären, würde einen hö- hern Werth haben, als alle Beschreibungen neuer Thiere und Pflanzen, die uns weiter
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[V/0011]
Zwar gab es immer schon Männer, und
Linné selbst gehörte zu diesen, welche ein-
sahen, daſs alle jene künstlichen Systeme, ohne
Beziehung auf höhere Zwecke, nur schwerer
Tand seyen. Allein sie erhoben sich nicht zu
dem höchsten dieser Zwecke, und darum blieb
alles, was sie in Beziehung auf diesen liefer-
ten, bloſses Stückwerk. Das letzte Ziel aller
Naturforschung aber ist die Erforschung der
Triebfedern, wodurch jener groſse Organis-
mus, den wir Natur nennen, in ewig reger
Thätigkeit erhalten wird, und zu diesem Ziele
sind jene künstlichen Systeme, an denen so Vie-
le ganze Lebensalter hindurch ihre Kräfte ver-
schwenden, noch nicht der erste Schritt. Wir
haben erst ein bloſses Register, noch keine
Wissenschaft der Natur, so lange wir ewig
nur an diesen Systemen kleben, und nicht auf
die Erreichung jenes Ziels ausgehen. Ein
Werk, worin die vielen Thatsachen, die in
den Schriften der Naturforscher zerstreut lie-
gen, in Beziehung auf jenen Zweck zu einem
Ganzen verbunden wären, würde einen hö-
hern Werth haben, als alle Beschreibungen
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/11>, abgerufen am 23.11.2024.
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