Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ligen Verses sich selbst mit olympischen Gelächter unterbrach, tönte wieder die Hausglocke, -- der Pfarrer entfärbte sich und verstummte. Was giebt's schon wieder? murmelte Blasius. Ich sehe nach, antwortete Rosi, und eilte aus dem Zimmer. Nicht du, ich! rief der Pfarrer, war aber aus Schreck nicht im Stande, sich von seinem Stuhle zu erheben. Was ist dir? fragte Blasius erstaunt. Nichts; die Glocke hatte einen so schrillernden Klang. Du bist ja blaß? Nun ja, vor Schreck. Ich singe da meine Schwänke, und dann gellt die Sturm- und die Nothglocke. Nothglocke, welcher Unsinn! lachte Blasius -- Nothglocke, wiederholte der Pfarrer und versank in ein dumpfes Schweigen. Jetzt nahten sich schwere Männertritte von außen der Zimmerthür. Dem Pfarrer stand der Angstschweiß auf der Stirne: Freunde, sprach er, Jeder ist ein Mensch und kann fehlen, und Jedem von Euch würde ich verzeihn, wenn er an meiner Stelle -- da öffnete sich die Thüre, und Rosi trat ein -- hinter ihr des Hofrichters Kutscher. Gestrenger Herr, sprach der Knecht, es hört nicht auf zu schneien. Es ist das Beste, wenn wir jetzt fahren, ehe die Wege noch gefährlicher und unkenntlicher werden. ligen Verses sich selbst mit olympischen Gelächter unterbrach, tönte wieder die Hausglocke, — der Pfarrer entfärbte sich und verstummte. Was giebt's schon wieder? murmelte Blasius. Ich sehe nach, antwortete Rosi, und eilte aus dem Zimmer. Nicht du, ich! rief der Pfarrer, war aber aus Schreck nicht im Stande, sich von seinem Stuhle zu erheben. Was ist dir? fragte Blasius erstaunt. Nichts; die Glocke hatte einen so schrillernden Klang. Du bist ja blaß? Nun ja, vor Schreck. Ich singe da meine Schwänke, und dann gellt die Sturm- und die Nothglocke. Nothglocke, welcher Unsinn! lachte Blasius — Nothglocke, wiederholte der Pfarrer und versank in ein dumpfes Schweigen. Jetzt nahten sich schwere Männertritte von außen der Zimmerthür. Dem Pfarrer stand der Angstschweiß auf der Stirne: Freunde, sprach er, Jeder ist ein Mensch und kann fehlen, und Jedem von Euch würde ich verzeihn, wenn er an meiner Stelle — da öffnete sich die Thüre, und Rosi trat ein — hinter ihr des Hofrichters Kutscher. Gestrenger Herr, sprach der Knecht, es hört nicht auf zu schneien. Es ist das Beste, wenn wir jetzt fahren, ehe die Wege noch gefährlicher und unkenntlicher werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024"/> ligen Verses sich selbst mit olympischen Gelächter unterbrach, tönte wieder die Hausglocke, — der Pfarrer entfärbte sich und verstummte.</p><lb/> <p>Was giebt's schon wieder? murmelte Blasius.</p><lb/> <p>Ich sehe nach, antwortete Rosi, und eilte aus dem Zimmer.</p><lb/> <p>Nicht du, ich! rief der Pfarrer, war aber aus Schreck nicht im Stande, sich von seinem Stuhle zu erheben.</p><lb/> <p>Was ist dir? fragte Blasius erstaunt.</p><lb/> <p>Nichts; die Glocke hatte einen so schrillernden Klang.</p><lb/> <p>Du bist ja blaß?</p><lb/> <p>Nun ja, vor Schreck. Ich singe da meine Schwänke, und dann gellt die Sturm- und die Nothglocke.</p><lb/> <p>Nothglocke, welcher Unsinn! lachte Blasius —</p><lb/> <p>Nothglocke, wiederholte der Pfarrer und versank in ein dumpfes Schweigen.</p><lb/> <p>Jetzt nahten sich schwere Männertritte von außen der Zimmerthür. Dem Pfarrer stand der Angstschweiß auf der Stirne: Freunde, sprach er, Jeder ist ein Mensch und kann fehlen, und Jedem von Euch würde ich verzeihn, wenn er an meiner Stelle — da öffnete sich die Thüre, und Rosi trat ein — hinter ihr des Hofrichters Kutscher.</p><lb/> <p>Gestrenger Herr, sprach der Knecht, es hört nicht auf zu schneien. Es ist das Beste, wenn wir jetzt fahren, ehe die Wege noch gefährlicher und unkenntlicher werden.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
ligen Verses sich selbst mit olympischen Gelächter unterbrach, tönte wieder die Hausglocke, — der Pfarrer entfärbte sich und verstummte.
Was giebt's schon wieder? murmelte Blasius.
Ich sehe nach, antwortete Rosi, und eilte aus dem Zimmer.
Nicht du, ich! rief der Pfarrer, war aber aus Schreck nicht im Stande, sich von seinem Stuhle zu erheben.
Was ist dir? fragte Blasius erstaunt.
Nichts; die Glocke hatte einen so schrillernden Klang.
Du bist ja blaß?
Nun ja, vor Schreck. Ich singe da meine Schwänke, und dann gellt die Sturm- und die Nothglocke.
Nothglocke, welcher Unsinn! lachte Blasius —
Nothglocke, wiederholte der Pfarrer und versank in ein dumpfes Schweigen.
Jetzt nahten sich schwere Männertritte von außen der Zimmerthür. Dem Pfarrer stand der Angstschweiß auf der Stirne: Freunde, sprach er, Jeder ist ein Mensch und kann fehlen, und Jedem von Euch würde ich verzeihn, wenn er an meiner Stelle — da öffnete sich die Thüre, und Rosi trat ein — hinter ihr des Hofrichters Kutscher.
Gestrenger Herr, sprach der Knecht, es hört nicht auf zu schneien. Es ist das Beste, wenn wir jetzt fahren, ehe die Wege noch gefährlicher und unkenntlicher werden.
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Zitationshilfe: | Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/traun_gebirgspfarrer_1910/24>, abgerufen am 02.03.2025. |