Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nung und das trauliche Gespräch befreiten den Pfarrer gänzlich von einem beengenden Gefühle, das ihm bei der Ankunft des Schlittens überfallen hatte. Es hatte ihn ergriffen über die ungerechten Vorwürfe, die er ausgesprochen hatte, wie eine böse Ahnung, die ihn aber in der Nähe der fröhlich beredten Gäste bald verließ. Als der Pfarrer meinte, daß das Galazimmer, welches er gewöhnlich nicht zu heizen pflegte, warm genug und auch das Mittagsessen fertig sei, nöthigte er seine Gäste aus der Stube, um sie ins erste Stockwerk zu führen; als sie aber in das Vorhaus traten, erblickten sie durch die geöffnete Küchenthüre den Förster, der den Bratspieß drehte, mit der Köchin ein lebhaftes Gespräch führte und dabei hochvergnügt aussah. Nach einem vorwurfsvollen Rufe des Hofrichters folgte der Alte seinem Gönner über die Stiege und trat mit ihm ins Gemach, das sanfte Wärme und wohlthuender Zimmerrauch erfüllten. -- Der Tisch war gedeckt, die Suppe ließ nicht lange warten, und nach einem kurzen Gebete fuhren die Silberlöffel zerstörend in die zitternden delikaten Markknödelchen. Nach der Suppe trank man gewässerten Kerschbacher und lag während des Rindfleisches und eines Gerichtes Würste mit Blumenkohl lautlos der Sättigung des begehrlichen Magens ob. Gebratene Haselhühner, die nun erschienen, gaben dem Diner einen festtäglichen Anstrich, ein Rehbraten und ein Pommeranzensalat, von den Gästen gespendet, erweckten weitschweifige Danksagungen des Hauswirthes, und als aus nung und das trauliche Gespräch befreiten den Pfarrer gänzlich von einem beengenden Gefühle, das ihm bei der Ankunft des Schlittens überfallen hatte. Es hatte ihn ergriffen über die ungerechten Vorwürfe, die er ausgesprochen hatte, wie eine böse Ahnung, die ihn aber in der Nähe der fröhlich beredten Gäste bald verließ. Als der Pfarrer meinte, daß das Galazimmer, welches er gewöhnlich nicht zu heizen pflegte, warm genug und auch das Mittagsessen fertig sei, nöthigte er seine Gäste aus der Stube, um sie ins erste Stockwerk zu führen; als sie aber in das Vorhaus traten, erblickten sie durch die geöffnete Küchenthüre den Förster, der den Bratspieß drehte, mit der Köchin ein lebhaftes Gespräch führte und dabei hochvergnügt aussah. Nach einem vorwurfsvollen Rufe des Hofrichters folgte der Alte seinem Gönner über die Stiege und trat mit ihm ins Gemach, das sanfte Wärme und wohlthuender Zimmerrauch erfüllten. — Der Tisch war gedeckt, die Suppe ließ nicht lange warten, und nach einem kurzen Gebete fuhren die Silberlöffel zerstörend in die zitternden delikaten Markknödelchen. Nach der Suppe trank man gewässerten Kerschbacher und lag während des Rindfleisches und eines Gerichtes Würste mit Blumenkohl lautlos der Sättigung des begehrlichen Magens ob. Gebratene Haselhühner, die nun erschienen, gaben dem Diner einen festtäglichen Anstrich, ein Rehbraten und ein Pommeranzensalat, von den Gästen gespendet, erweckten weitschweifige Danksagungen des Hauswirthes, und als aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015"/> nung und das trauliche Gespräch befreiten den Pfarrer gänzlich von einem beengenden Gefühle, das ihm bei der Ankunft des Schlittens überfallen hatte. Es hatte ihn ergriffen über die ungerechten Vorwürfe, die er ausgesprochen hatte, wie eine böse Ahnung, die ihn aber in der Nähe der fröhlich beredten Gäste bald verließ.</p><lb/> <p>Als der Pfarrer meinte, daß das Galazimmer, welches er gewöhnlich nicht zu heizen pflegte, warm genug und auch das Mittagsessen fertig sei, nöthigte er seine Gäste aus der Stube, um sie ins erste Stockwerk zu führen; als sie aber in das Vorhaus traten, erblickten sie durch die geöffnete Küchenthüre den Förster, der den Bratspieß drehte, mit der Köchin ein lebhaftes Gespräch führte und dabei hochvergnügt aussah. Nach einem vorwurfsvollen Rufe des Hofrichters folgte der Alte seinem Gönner über die Stiege und trat mit ihm ins Gemach, das sanfte Wärme und wohlthuender Zimmerrauch erfüllten. — Der Tisch war gedeckt, die Suppe ließ nicht lange warten, und nach einem kurzen Gebete fuhren die Silberlöffel zerstörend in die zitternden delikaten Markknödelchen. Nach der Suppe trank man gewässerten Kerschbacher und lag während des Rindfleisches und eines Gerichtes Würste mit Blumenkohl lautlos der Sättigung des begehrlichen Magens ob. Gebratene Haselhühner, die nun erschienen, gaben dem Diner einen festtäglichen Anstrich, ein Rehbraten und ein Pommeranzensalat, von den Gästen gespendet, erweckten weitschweifige Danksagungen des Hauswirthes, und als aus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
nung und das trauliche Gespräch befreiten den Pfarrer gänzlich von einem beengenden Gefühle, das ihm bei der Ankunft des Schlittens überfallen hatte. Es hatte ihn ergriffen über die ungerechten Vorwürfe, die er ausgesprochen hatte, wie eine böse Ahnung, die ihn aber in der Nähe der fröhlich beredten Gäste bald verließ.
Als der Pfarrer meinte, daß das Galazimmer, welches er gewöhnlich nicht zu heizen pflegte, warm genug und auch das Mittagsessen fertig sei, nöthigte er seine Gäste aus der Stube, um sie ins erste Stockwerk zu führen; als sie aber in das Vorhaus traten, erblickten sie durch die geöffnete Küchenthüre den Förster, der den Bratspieß drehte, mit der Köchin ein lebhaftes Gespräch führte und dabei hochvergnügt aussah. Nach einem vorwurfsvollen Rufe des Hofrichters folgte der Alte seinem Gönner über die Stiege und trat mit ihm ins Gemach, das sanfte Wärme und wohlthuender Zimmerrauch erfüllten. — Der Tisch war gedeckt, die Suppe ließ nicht lange warten, und nach einem kurzen Gebete fuhren die Silberlöffel zerstörend in die zitternden delikaten Markknödelchen. Nach der Suppe trank man gewässerten Kerschbacher und lag während des Rindfleisches und eines Gerichtes Würste mit Blumenkohl lautlos der Sättigung des begehrlichen Magens ob. Gebratene Haselhühner, die nun erschienen, gaben dem Diner einen festtäglichen Anstrich, ein Rehbraten und ein Pommeranzensalat, von den Gästen gespendet, erweckten weitschweifige Danksagungen des Hauswirthes, und als aus
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