Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.Im Dornenstrauch verendet weich ein Wild. Nachgleitet dir ein heller Kindertag, Der graue Wind, der flatterhaft und vag Verfallne Düfte durch die Dämmerung spült. 3. Ein altes Wiegenlied macht dich sehr bang. Am Wegrand fromm ein Weib ihr Kindlein stillt. Traumwandelnd hörst du wie ihr Bronnen quillt. Aus Apfelzweigen fällt ein Weiheklang. Und Brot und Wein sind süß von harten Mühn. Nach Früchten tastet silbern deine Hand. Die tote Rahel geht durchs Ackerland. Mit friedlicher Geberde winkt das Grün. Gesegnet auch blüht armer Mägde Schoß, Die träumend dort am alten Brunnen stehn. Einsame froh auf stillen Pfaden gehn Mit Gottes Kreaturen sündelos. Im Dornenstrauch verendet weich ein Wild. Nachgleitet dir ein heller Kindertag, Der graue Wind, der flatterhaft und vag Verfallne Düfte durch die Dämmerung spült. 3. Ein altes Wiegenlied macht dich sehr bang. Am Wegrand fromm ein Weib ihr Kindlein stillt. Traumwandelnd hörst du wie ihr Bronnen quillt. Aus Apfelzweigen fällt ein Weiheklang. Und Brot und Wein sind süß von harten Mühn. Nach Früchten tastet silbern deine Hand. Die tote Rahel geht durchs Ackerland. Mit friedlicher Geberde winkt das Grün. Gesegnet auch blüht armer Mägde Schoß, Die träumend dort am alten Brunnen stehn. Einsame froh auf stillen Pfaden gehn Mit Gottes Kreaturen sündelos. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0035" n="37"/> <lg n="4"> <l>Im Dornenstrauch verendet weich ein Wild.</l><lb/> <l>Nachgleitet dir ein heller Kindertag,</l><lb/> <l>Der graue Wind, der flatterhaft und vag</l><lb/> <l>Verfallne Düfte durch die Dämmerung spült.</l><lb/> </lg> </lg> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Ein altes Wiegenlied macht dich sehr bang.</l><lb/> <l>Am Wegrand fromm ein Weib ihr Kindlein stillt.</l><lb/> <l>Traumwandelnd hörst du wie ihr Bronnen quillt.</l><lb/> <l>Aus Apfelzweigen fällt ein Weiheklang.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und Brot und Wein sind süß von harten Mühn.</l><lb/> <l>Nach Früchten tastet silbern deine Hand.</l><lb/> <l>Die tote Rahel geht durchs Ackerland.</l><lb/> <l>Mit friedlicher Geberde winkt das Grün.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Gesegnet auch blüht armer Mägde Schoß,</l><lb/> <l>Die träumend dort am alten Brunnen stehn.</l><lb/> <l>Einsame froh auf stillen Pfaden gehn</l><lb/> <l>Mit Gottes Kreaturen sündelos.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [37/0035]
Im Dornenstrauch verendet weich ein Wild.
Nachgleitet dir ein heller Kindertag,
Der graue Wind, der flatterhaft und vag
Verfallne Düfte durch die Dämmerung spült.
3.
Ein altes Wiegenlied macht dich sehr bang.
Am Wegrand fromm ein Weib ihr Kindlein stillt.
Traumwandelnd hörst du wie ihr Bronnen quillt.
Aus Apfelzweigen fällt ein Weiheklang.
Und Brot und Wein sind süß von harten Mühn.
Nach Früchten tastet silbern deine Hand.
Die tote Rahel geht durchs Ackerland.
Mit friedlicher Geberde winkt das Grün.
Gesegnet auch blüht armer Mägde Schoß,
Die träumend dort am alten Brunnen stehn.
Einsame froh auf stillen Pfaden gehn
Mit Gottes Kreaturen sündelos.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/35>, abgerufen am 16.02.2025. |