der Kampf gegen widerstehende, Ueberwindung oder Anpas- sung, Ausscheidung innerer, Verdrängung äusserer Widrig- keiten. Lebend bewährt und beweist der Organismus seine Lebens- Fähigkeit, d. i. die zweckmässige (richtige gute) Beschaffenheit, Einrichtung, Ordnung seiner Kräfte oder Theile. Aber vom Leben schlechthin und daher von der Fähigkeit dazu muss die Fähigkeit zum Leben auf eine bestimmte Weise, in einer besonderen Gestalt, und folglich unter besonderen erleichternden und erschwerenden Bedin- gungen unterschieden werden. Wo die Bedingungen günstig sind, kann auch das Schwächere leben oder länger leben, als es sonst vermöchte; wo ungünstig, vermag das Starke sich nicht zu erhalten. Und was mit seinen gege- benen Eigenschaften in gewisser Beziehung unzweckmässig ist, kann vielleicht durch Veränderung derselben, also durch Anpassung an die Umstände fortleben. Und wie vom In- dividuo, so gilt dies von jeder durch Abstammung verbun- denen Gruppe, sofern dieselbe als Einheit begriffen wird. In Bezug auf sie kann ein Individuum und dessen besondere Beschaffenheit mehr oder minder zweckmässig, d. h. sie darzustellen, zu erhalten und fortzusetzen tüchtig sein. Denn wenn von Verschiedenheit der Umstände abgesehen und dagegen durchschnittlich-gleiche Günstigkeit derselben ange- nommen wird, so gibt es kein anderes Kriterium für die Zweck- mässigkeit, welche ein Lebendiges in Bezug auf sich selber und daher auch, wenn es in Bezug auf ein anderes Ganzes be- trachtet wird, haben möge, als seine Dauer. Was aber dauert, ist nicht die Materie, sondern die Form. Und in dieser Hin- sicht stehen die Formen der Structur und die Formen des Wesenwillens ganz und gar auf gleicher Linie; beide nicht durch Sinne fassbar, nicht durch sinnliche Kategorien denk- bar. Die Form, als das Ganze, wird jedesmal constituirt durch ihre Elemente, welche in Bezug auf sie materielle sind, und durch diesen ihren Zusammenhang sich erhalten und sich propagiren. So ist denn überhaupt immer für ein Ganzes (als überlebende Form) sein Theil eine vergäng- lichere Modification seiner selbst, welche seine Natur in mehr oder minder vollständiger Weise ausdrückt; und könnte als ein blosses Mittel zu seinem Leben und Zwecke angesehen
der Kampf gegen widerstehende, Ueberwindung oder Anpas- sung, Ausscheidung innerer, Verdrängung äusserer Widrig- keiten. Lebend bewährt und beweist der Organismus seine Lebens- Fähigkeit, d. i. die zweckmässige (richtige gute) Beschaffenheit, Einrichtung, Ordnung seiner Kräfte oder Theile. Aber vom Leben schlechthin und daher von der Fähigkeit dazu muss die Fähigkeit zum Leben auf eine bestimmte Weise, in einer besonderen Gestalt, und folglich unter besonderen erleichternden und erschwerenden Bedin- gungen unterschieden werden. Wo die Bedingungen günstig sind, kann auch das Schwächere leben oder länger leben, als es sonst vermöchte; wo ungünstig, vermag das Starke sich nicht zu erhalten. Und was mit seinen gege- benen Eigenschaften in gewisser Beziehung unzweckmässig ist, kann vielleicht durch Veränderung derselben, also durch Anpassung an die Umstände fortleben. Und wie vom In- dividuo, so gilt dies von jeder durch Abstammung verbun- denen Gruppe, sofern dieselbe als Einheit begriffen wird. In Bezug auf sie kann ein Individuum und dessen besondere Beschaffenheit mehr oder minder zweckmässig, d. h. sie darzustellen, zu erhalten und fortzusetzen tüchtig sein. Denn wenn von Verschiedenheit der Umstände abgesehen und dagegen durchschnittlich-gleiche Günstigkeit derselben ange- nommen wird, so gibt es kein anderes Kriterium für die Zweck- mässigkeit, welche ein Lebendiges in Bezug auf sich selber und daher auch, wenn es in Bezug auf ein anderes Ganzes be- trachtet wird, haben möge, als seine Dauer. Was aber dauert, ist nicht die Materie, sondern die Form. Und in dieser Hin- sicht stehen die Formen der Structur und die Formen des Wesenwillens ganz und gar auf gleicher Linie; beide nicht durch Sinne fassbar, nicht durch sinnliche Kategorien denk- bar. Die Form, als das Ganze, wird jedesmal constituirt durch ihre Elemente, welche in Bezug auf sie materielle sind, und durch diesen ihren Zusammenhang sich erhalten und sich propagiren. So ist denn überhaupt immer für ein Ganzes (als überlebende Form) sein Theil eine vergäng- lichere Modification seiner selbst, welche seine Natur in mehr oder minder vollständiger Weise ausdrückt; und könnte als ein blosses Mittel zu seinem Leben und Zwecke angesehen
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[199/0235]
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sung, Ausscheidung innerer, Verdrängung äusserer Widrig-
keiten. Lebend bewährt und beweist der Organismus seine
Lebens- Fähigkeit, d. i. die zweckmässige (richtige gute)
Beschaffenheit, Einrichtung, Ordnung seiner Kräfte oder
Theile. Aber vom Leben schlechthin und daher von der
Fähigkeit dazu muss die Fähigkeit zum Leben auf eine
bestimmte Weise, in einer besonderen Gestalt, und folglich
unter besonderen erleichternden und erschwerenden Bedin-
gungen unterschieden werden. Wo die Bedingungen
günstig sind, kann auch das Schwächere leben oder länger
leben, als es sonst vermöchte; wo ungünstig, vermag das
Starke sich nicht zu erhalten. Und was mit seinen gege-
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ist, kann vielleicht durch Veränderung derselben, also durch
Anpassung an die Umstände fortleben. Und wie vom In-
dividuo, so gilt dies von jeder durch Abstammung verbun-
denen Gruppe, sofern dieselbe als Einheit begriffen wird.
In Bezug auf sie kann ein Individuum und dessen besondere
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Denn wenn von Verschiedenheit der Umstände abgesehen und
dagegen durchschnittlich-gleiche Günstigkeit derselben ange-
nommen wird, so gibt es kein anderes Kriterium für die Zweck-
mässigkeit, welche ein Lebendiges in Bezug auf sich selber
und daher auch, wenn es in Bezug auf ein anderes Ganzes be-
trachtet wird, haben möge, als seine Dauer. Was aber dauert,
ist nicht die Materie, sondern die Form. Und in dieser Hin-
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Wesenwillens ganz und gar auf gleicher Linie; beide nicht
durch Sinne fassbar, nicht durch sinnliche Kategorien denk-
bar. Die Form, als das Ganze, wird jedesmal constituirt
durch ihre Elemente, welche in Bezug auf sie materielle
sind, und durch diesen ihren Zusammenhang sich erhalten
und sich propagiren. So ist denn überhaupt immer für ein
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/235>, abgerufen am 22.11.2024.
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