Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Doch dieser und dergleichen Scheingründe ungeachtet, getraue ich mir vor Gotte nach Anrufung seines Heil. Namens auf die vorgelegten Fragen nicht anders, als mit einem runden Nein zu antworten, und zwar um folgender Ursachen willen. 1) Weil der Heil. Geist mit allem Ernste, und bey Verluste unserer Seligkeit, uns so wohl in genere befohlen hat vor falschen Lehrern, als reissenden Wölfen und blinden Leitern, als auch in specie vor dem Pabstthume uns zu hüten, und keinesweges wieder besser Wissen und Gewissen solcher Irthümer uns thelhaftig zumachen. Von denen die solche Lehre haben, die nichts den Menschengebote sind, spricht Christus selber Math. 15, 14. lasset sie fahren sie sind blind und blinde Leiter, wenn aber ein Blinder den andern leitet so fallen sie beyde in die Grube und Math. 23, 13. saget er von solchen Häuchlern, die, wie damahlen in der wahren Israelitischen Kirche, also nun auch in der Christenheit gefunden werden, daß sie das Himmelreich zuschliessen vor den Menschen, sie kommen nicht hinein, und die hinein wollen lassen sie nicht hinein gehen. Weßwegen er auch Math. 7, 15. den Seinen gebeut, daß sie sich vor falschen Propheten hüten sollen als reissenden Wölfen. Welches der H. Geist 2 Petr. 2, 1. ausdrücklich auf die falschen Lehrer unserer Zeit deutet, wie Lutherus wohl angemerket hat Tom. II. Jen. Germ. fol. 405. von solchen falschen Lehrern unsrer Zeit sagt Petrus sie werden verderbliche Secten neben ein-

Doch dieser und dergleichen Scheingründe ungeachtet, getraue ich mir vor Gotte nach Anrufung seines Heil. Namens auf die vorgelegten Fragen nicht anders, als mit einem runden Nein zu antworten, und zwar um folgender Ursachen willen. 1) Weil der Heil. Geist mit allem Ernste, und bey Verluste unserer Seligkeit, uns so wohl in genere befohlen hat vor falschen Lehrern, als reissenden Wölfen und blinden Leitern, als auch in specie vor dem Pabstthume uns zu hüten, und keinesweges wieder besser Wissen und Gewissen solcher Irthümer uns thelhaftig zumachen. Von denen die solche Lehre haben, die nichts den Menschengebote sind, spricht Christus selber Math. 15, 14. lasset sie fahren sie sind blind und blinde Leiter, wenn aber ein Blinder den andern leitet so fallen sie beyde in die Grube und Math. 23, 13. saget er von solchen Häuchlern, die, wie damahlen in der wahren Israelitischen Kirche, also nun auch in der Christenheit gefunden werden, daß sie das Himmelreich zuschliessen vor den Menschen, sie kommen nicht hinein, und die hinein wollen lassen sie nicht hinein gehen. Weßwegen er auch Math. 7, 15. den Seinen gebeut, daß sie sich vor falschen Propheten hüten sollen als reissenden Wölfen. Welches der H. Geist 2 Petr. 2, 1. ausdrücklich auf die falschen Lehrer unserer Zeit deutet, wie Lutherus wohl angemerket hat Tom. II. Jen. Germ. fol. 405. von solchen falschen Lehrern unsrer Zeit sagt Petrus sie werden verderbliche Secten neben ein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0977" n="21"/>
Doch dieser und dergleichen Scheingründe ungeachtet,                      getraue ich mir vor Gotte nach Anrufung seines Heil. Namens auf die vorgelegten                      Fragen nicht anders, als mit einem runden Nein zu antworten, und zwar um                      folgender Ursachen willen. 1) Weil der Heil. Geist mit allem Ernste, und bey                      Verluste unserer Seligkeit, uns so wohl in genere befohlen hat vor falschen                      Lehrern, als reissenden Wölfen und blinden Leitern, als auch in specie vor dem                      Pabstthume uns zu hüten, und keinesweges wieder besser Wissen und Gewissen                      solcher Irthümer uns thelhaftig zumachen. Von denen die solche Lehre haben, die                      nichts den Menschengebote sind, spricht Christus selber Math. 15, 14. lasset sie                      fahren sie sind blind und blinde Leiter, wenn aber ein Blinder den andern leitet                      so fallen sie beyde in die Grube und Math. 23, 13. saget er von solchen                      Häuchlern, die, wie damahlen in der wahren Israelitischen Kirche, also nun auch                      in der Christenheit gefunden werden, daß sie das Himmelreich zuschliessen vor                      den Menschen, sie kommen nicht hinein, und die hinein wollen lassen sie nicht                      hinein gehen. Weßwegen er auch Math. 7, 15. den Seinen gebeut, daß sie sich vor                      falschen Propheten hüten sollen als reissenden Wölfen. Welches der H. Geist 2                      Petr. 2, 1. ausdrücklich auf die falschen Lehrer unserer Zeit deutet, wie                      Lutherus wohl angemerket hat Tom. II. Jen. Germ. fol. 405. von solchen falschen                      Lehrern unsrer Zeit sagt Petrus sie werden verderbliche Secten neben ein-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0977] Doch dieser und dergleichen Scheingründe ungeachtet, getraue ich mir vor Gotte nach Anrufung seines Heil. Namens auf die vorgelegten Fragen nicht anders, als mit einem runden Nein zu antworten, und zwar um folgender Ursachen willen. 1) Weil der Heil. Geist mit allem Ernste, und bey Verluste unserer Seligkeit, uns so wohl in genere befohlen hat vor falschen Lehrern, als reissenden Wölfen und blinden Leitern, als auch in specie vor dem Pabstthume uns zu hüten, und keinesweges wieder besser Wissen und Gewissen solcher Irthümer uns thelhaftig zumachen. Von denen die solche Lehre haben, die nichts den Menschengebote sind, spricht Christus selber Math. 15, 14. lasset sie fahren sie sind blind und blinde Leiter, wenn aber ein Blinder den andern leitet so fallen sie beyde in die Grube und Math. 23, 13. saget er von solchen Häuchlern, die, wie damahlen in der wahren Israelitischen Kirche, also nun auch in der Christenheit gefunden werden, daß sie das Himmelreich zuschliessen vor den Menschen, sie kommen nicht hinein, und die hinein wollen lassen sie nicht hinein gehen. Weßwegen er auch Math. 7, 15. den Seinen gebeut, daß sie sich vor falschen Propheten hüten sollen als reissenden Wölfen. Welches der H. Geist 2 Petr. 2, 1. ausdrücklich auf die falschen Lehrer unserer Zeit deutet, wie Lutherus wohl angemerket hat Tom. II. Jen. Germ. fol. 405. von solchen falschen Lehrern unsrer Zeit sagt Petrus sie werden verderbliche Secten neben ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/977
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/977>, abgerufen am 23.11.2024.