wen sie ja noch einige Zeit zubleiben verbunden sind, wird dennoch manger unter ihnen sich schwerlig entschließen, sich durch das Band der Ehe fester an den Staat zuknüpfen, den jederman haßet. Auf solche Art wird auch die Zeugung der Kinder und die Vermehrung der Bürger, vermittelst der Fortpflanzung, verhindert werden. Den wer wird willig sein, sich eine Nachkommenschaft zugeben, von der er voraussieht, daß sie ein eben so betrübtes Schiksal, als er selbst, zuerwarten habe. Es kömt noch hinzu, daß Leute, die mit der Regierung zufrieden sind, ermuntert werden, ihre Kräfte zur Wohlfahrt des Staats schärfer anzustrengen, daß bei einem sorgenfreien vergnügten Leben der Verstand mehr Erfindsamkeit äußere, der Wille mehr Thätigkeit beweise, und alles Thun von einem gewißen Feuer beselet werde, welches keinen Wiederstand kennet. Die Erfahrung bezeuget es so sehr, als die Natur der Sache selbst uns davon versichert, daß alles, was mit Lust geschiehet, viel glüklicher vonstatten gebe, als was dem Zwange und der Nothwendigkeit seinen Ursprung danket. Wen nun dieses alles gewiß ist, wie wird man denn behaupten können, daß ein Staat glüklich sei, in welchem die Bürger den Bedrükkungen des Fürsten, oder den wilkürligen Einschränkungen, von Seiten seiner Beamten und Näthe ausgesezet ist. Werden nicht alle,
wen sie ja noch einige Zeit zubleiben verbunden sind, wird dennoch manger unter ihnen sich schwerlig entschließen, sich durch das Band der Ehe fester an den Staat zuknüpfen, den jederman haßet. Auf solche Art wird auch die Zeugung der Kinder und die Vermehrung der Bürger, vermittelst der Fortpflanzung, verhindert werden. Den wer wird willig sein, sich eine Nachkommenschaft zugeben, von der er voraussieht, daß sie ein eben so betrübtes Schiksal, als er selbst, zuerwarten habe. Es kömt noch hinzu, daß Leute, die mit der Regierung zufrieden sind, ermuntert werden, ihre Kräfte zur Wohlfahrt des Staats schärfer anzustrengen, daß bei einem sorgenfreien vergnügten Leben der Verstand mehr Erfindsamkeit äußere, der Wille mehr Thätigkeit beweise, und alles Thun von einem gewißen Feuer beselet werde, welches keinen Wiederstand kennet. Die Erfahrung bezeuget es so sehr, als die Natur der Sache selbst uns davon versichert, daß alles, was mit Lust geschiehet, viel glüklicher vonstatten gebe, als was dem Zwange und der Nothwendigkeit seinen Ursprung danket. Wen nun dieses alles gewiß ist, wie wird man denn behaupten können, daß ein Staat glüklich sei, in welchem die Bürger den Bedrükkungen des Fürsten, oder den wilkürligen Einschränkungen, von Seiten seiner Beamten und Näthe ausgesezet ist. Werden nicht alle,
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0919"n="907"/>
wen sie ja noch einige Zeit zubleiben verbunden sind, wird dennoch manger unter ihnen sich schwerlig entschließen, sich durch das Band der Ehe fester an den Staat zuknüpfen, den jederman haßet. Auf solche Art wird auch die Zeugung der Kinder und die Vermehrung der Bürger, vermittelst der Fortpflanzung, verhindert werden. Den wer wird willig sein, sich eine Nachkommenschaft zugeben, von der er voraussieht, daß sie ein eben so betrübtes Schiksal, als er selbst, zuerwarten habe. Es kömt noch hinzu, daß Leute, die mit der Regierung zufrieden sind, ermuntert werden, ihre Kräfte zur Wohlfahrt des Staats schärfer anzustrengen, daß bei einem sorgenfreien vergnügten Leben der Verstand mehr Erfindsamkeit äußere, der Wille mehr Thätigkeit beweise, und alles Thun von einem gewißen Feuer beselet werde, welches keinen Wiederstand kennet. Die Erfahrung bezeuget es so sehr, als die Natur der Sache selbst uns davon versichert, daß alles, was mit Lust geschiehet, viel glüklicher vonstatten gebe, als was dem Zwange und der Nothwendigkeit seinen Ursprung danket. Wen nun dieses alles gewiß ist, wie wird man denn behaupten können, daß ein Staat glüklich sei, in welchem die Bürger den Bedrükkungen des Fürsten, oder den wilkürligen Einschränkungen, von Seiten seiner Beamten und Näthe ausgesezet ist. Werden nicht alle,
</p></div></body></text></TEI>
[907/0919]
wen sie ja noch einige Zeit zubleiben verbunden sind, wird dennoch manger unter ihnen sich schwerlig entschließen, sich durch das Band der Ehe fester an den Staat zuknüpfen, den jederman haßet. Auf solche Art wird auch die Zeugung der Kinder und die Vermehrung der Bürger, vermittelst der Fortpflanzung, verhindert werden. Den wer wird willig sein, sich eine Nachkommenschaft zugeben, von der er voraussieht, daß sie ein eben so betrübtes Schiksal, als er selbst, zuerwarten habe. Es kömt noch hinzu, daß Leute, die mit der Regierung zufrieden sind, ermuntert werden, ihre Kräfte zur Wohlfahrt des Staats schärfer anzustrengen, daß bei einem sorgenfreien vergnügten Leben der Verstand mehr Erfindsamkeit äußere, der Wille mehr Thätigkeit beweise, und alles Thun von einem gewißen Feuer beselet werde, welches keinen Wiederstand kennet. Die Erfahrung bezeuget es so sehr, als die Natur der Sache selbst uns davon versichert, daß alles, was mit Lust geschiehet, viel glüklicher vonstatten gebe, als was dem Zwange und der Nothwendigkeit seinen Ursprung danket. Wen nun dieses alles gewiß ist, wie wird man denn behaupten können, daß ein Staat glüklich sei, in welchem die Bürger den Bedrükkungen des Fürsten, oder den wilkürligen Einschränkungen, von Seiten seiner Beamten und Näthe ausgesezet ist. Werden nicht alle,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/919>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.