war aber nicht mer die alte, dieses Volk lernete kriegen: gleichwol achtete Karl es gering, da ihn sein anscheinendes Glük blendete, hielt nicht für nöthig Ingermanland wieder zu erobern, sondern wolte gerades Weges nach Moskau gehen; und als dieses nicht gelung, wandte er sich südwerts, in Hofnung, daß die Kosaken ihm zufallen würden; dieses felete, sein Heer lit 1709 vieles vom1709 Mangel und andern Beschwerden; als er Pultava belagerte, ward er verwundet und als er ein rußisches Heer angrif, so unter Petern zum Entsaze anrükte, erlit er eine gänzlige Niederlage, daß er mit wenigen Leuten zu den Türken fliehen muste: worauf August wieder nach Polen kam solches zubehaupten, Friedrich 4 von Dänemark den Krieg wieder Schweden erneuerte, Peter 1710 ganz Liefland1710 eroberte; und obgleich die Türken diesem den Krieg ankündigten, auch in der Moldau 1711 ihn samt seinem Heere umringeten, so1711 erhielt er doch, nach Bestechung des Vasirs, einen leidligen Frieden, trat Aßov ab und sezte den nordischen Krieg fort, welcher nach Endigung des spanischen Erbschaftskrieges neuen Zuwachs bekam.
Brittanien war seit Wilhelms Zeiten als das Haupt des großen Bundes anzusehen, und Anna hatte bisher die Bestreitung Frankreichs eifrig fortgesezet: als aber 1710 durch heimlige französische Bemühung andere Leute derselben Gunst erhielten, hingegen die alten
war aber nicht mer die alte, dieses Volk lernete kriegen: gleichwol achtete Karl es gering, da ihn sein anscheinendes Glük blendete, hielt nicht für nöthig Ingermanland wieder zu erobern, sondern wolte gerades Weges nach Moskau gehen; und als dieses nicht gelung, wandte er sich südwerts, in Hofnung, daß die Kosaken ihm zufallen würden; dieses felete, sein Heer lit 1709 vieles vom1709 Mangel und andern Beschwerden; als er Pultava belagerte, ward er verwundet und als er ein rußisches Heer angrif, so unter Petern zum Entsaze anrükte, erlit er eine gänzlige Niederlage, daß er mit wenigen Leuten zu den Türken fliehen muste: worauf August wieder nach Polen kam solches zubehaupten, Friedrich 4 von Dänemark den Krieg wieder Schweden erneuerte, Peter 1710 ganz Liefland1710 eroberte; und obgleich die Türken diesem den Krieg ankündigten, auch in der Moldau 1711 ihn samt seinem Heere umringeten, so1711 erhielt er doch, nach Bestechung des Vasirs, einen leidligen Frieden, trat Aßov ab und sezte den nordischen Krieg fort, welcher nach Endigung des spanischen Erbschaftskrieges neuen Zuwachs bekam.
Brittanien war seit Wilhelms Zeiten als das Haupt des großen Bundes anzusehen, und Anna hatte bisher die Bestreitung Frankreichs eifrig fortgesezet: als aber 1710 durch heimlige französische Bemühung andere Leute derselben Gunst erhielten, hingegen die alten
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0865"n="853"/>
war aber nicht mer die alte, dieses Volk lernete kriegen: gleichwol achtete Karl es gering, da ihn sein anscheinendes Glük blendete, hielt nicht für nöthig Ingermanland wieder zu erobern, sondern wolte gerades Weges nach Moskau gehen; und als dieses nicht gelung, wandte er sich südwerts, in Hofnung, daß die Kosaken ihm zufallen würden; dieses felete, sein Heer lit 1709 vieles vom<noteplace="right">1709</note> Mangel und andern Beschwerden; als er Pultava belagerte, ward er verwundet und als er ein rußisches Heer angrif, so unter Petern zum Entsaze anrükte, erlit er eine gänzlige Niederlage, daß er mit wenigen Leuten zu den Türken fliehen muste: worauf August wieder nach Polen kam solches zubehaupten, Friedrich 4 von Dänemark den Krieg wieder Schweden erneuerte, Peter 1710 ganz Liefland<noteplace="right">1710</note> eroberte; und obgleich die Türken diesem den Krieg ankündigten, auch in der Moldau 1711 ihn samt seinem Heere umringeten, so<noteplace="right">1711</note> erhielt er doch, nach Bestechung des Vasirs, einen leidligen Frieden, trat Aßov ab und sezte den nordischen Krieg fort, welcher nach Endigung des spanischen Erbschaftskrieges neuen Zuwachs bekam.</p><p>Brittanien war seit Wilhelms Zeiten als das Haupt des großen Bundes anzusehen, und Anna hatte bisher die Bestreitung Frankreichs eifrig fortgesezet: als aber 1710 durch heimlige französische Bemühung andere Leute derselben Gunst erhielten, hingegen die alten
</p></div></body></text></TEI>
[853/0865]
war aber nicht mer die alte, dieses Volk lernete kriegen: gleichwol achtete Karl es gering, da ihn sein anscheinendes Glük blendete, hielt nicht für nöthig Ingermanland wieder zu erobern, sondern wolte gerades Weges nach Moskau gehen; und als dieses nicht gelung, wandte er sich südwerts, in Hofnung, daß die Kosaken ihm zufallen würden; dieses felete, sein Heer lit 1709 vieles vom Mangel und andern Beschwerden; als er Pultava belagerte, ward er verwundet und als er ein rußisches Heer angrif, so unter Petern zum Entsaze anrükte, erlit er eine gänzlige Niederlage, daß er mit wenigen Leuten zu den Türken fliehen muste: worauf August wieder nach Polen kam solches zubehaupten, Friedrich 4 von Dänemark den Krieg wieder Schweden erneuerte, Peter 1710 ganz Liefland eroberte; und obgleich die Türken diesem den Krieg ankündigten, auch in der Moldau 1711 ihn samt seinem Heere umringeten, so erhielt er doch, nach Bestechung des Vasirs, einen leidligen Frieden, trat Aßov ab und sezte den nordischen Krieg fort, welcher nach Endigung des spanischen Erbschaftskrieges neuen Zuwachs bekam.
1709
1710
1711 Brittanien war seit Wilhelms Zeiten als das Haupt des großen Bundes anzusehen, und Anna hatte bisher die Bestreitung Frankreichs eifrig fortgesezet: als aber 1710 durch heimlige französische Bemühung andere Leute derselben Gunst erhielten, hingegen die alten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/865>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.