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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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dritten Feldzuge. Henrich 4 war ein blosser Mundbekenner; so werth war ihm die Warheit nicht, daß er ein Königreich dafür hätte aufsezen wollen: weil ers für schwer oder unmöglig hielt bei seinem jezigen Bekentniße Frankreich zubehaupten, bekante 1593er sich 1593 zum römischen Aberglauben; worauf sich eine Stadt nach der andern unterwarf, die Spanier aus Frankreich 1594vertrieben und sogleich 1594 in ihren belgischen Landschaften angegriffen wurden: als gegen den Winter Henrich eine Reise nach Kämmerich vorgenommen hatte und von da den 27 Decemb. zu Paris wieder anlangete, ward beim Absteigen ihm die Oberlippe mit einem Meßer verwundet und wurden zwei Zäne ausgestoßen; der Thäter, ein Schüler der Jesuwiten, hatte nach der Käle gezielet, aber den Mund getroffen, weil der König sich vor den Großen verbeugte, die versamlet waren ihn zuempfangen; die Jesuwiter hatten den Menschen des überredet, er könne durch eine solche That seine Sünden büßen, sie wurden deswegen aus Frankreich verbannet, doch nachmals wieder aufgenommen; Die Bekenner machten von diesem Vorfalle die Deutung, der Mund sei verlezet worden, weil er die Watheit verleugnet habe. Philip 2 hatte sich durch Mannigfaltigkeit seiner kostbaren Unternemungen gehindert und geschwächet: der heranwach-

dritten Feldzuge. Henrich 4 war ein blosser Mundbekenner; so werth war ihm die Warheit nicht, daß er ein Königreich dafür hätte aufsezen wollen: weil ers für schwer oder unmöglig hielt bei seinem jezigen Bekentniße Frankreich zubehaupten, bekante 1593er sich 1593 zum römischen Aberglauben; worauf sich eine Stadt nach der andern unterwarf, die Spanier aus Frankreich 1594vertrieben und sogleich 1594 in ihren belgischen Landschaften angegriffen wurden: als gegen den Winter Henrich eine Reise nach Kämmerich vorgenommen hatte und von da den 27 Decemb. zu Paris wieder anlangete, ward beim Absteigen ihm die Oberlippe mit einem Meßer verwundet und wurden zwei Zäne ausgestoßen; der Thäter, ein Schüler der Jesuwiten, hatte nach der Käle gezielet, aber den Mund getroffen, weil der König sich vor den Großen verbeugte, die versamlet waren ihn zuempfangen; die Jesuwiter hatten den Menschen des überredet, er könne durch eine solche That seine Sünden büßen, sie wurden deswegen aus Frankreich verbannet, doch nachmals wieder aufgenommen; Die Bekenner machten von diesem Vorfalle die Deutung, der Mund sei verlezet worden, weil er die Watheit verleugnet habe. Philip 2 hatte sich durch Mannigfaltigkeit seiner kostbaren Unternemungen gehindert und geschwächet: der heranwach-

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[790/0802] dritten Feldzuge. Henrich 4 war ein blosser Mundbekenner; so werth war ihm die Warheit nicht, daß er ein Königreich dafür hätte aufsezen wollen: weil ers für schwer oder unmöglig hielt bei seinem jezigen Bekentniße Frankreich zubehaupten, bekante er sich 1593 zum römischen Aberglauben; worauf sich eine Stadt nach der andern unterwarf, die Spanier aus Frankreich vertrieben und sogleich 1594 in ihren belgischen Landschaften angegriffen wurden: als gegen den Winter Henrich eine Reise nach Kämmerich vorgenommen hatte und von da den 27 Decemb. zu Paris wieder anlangete, ward beim Absteigen ihm die Oberlippe mit einem Meßer verwundet und wurden zwei Zäne ausgestoßen; der Thäter, ein Schüler der Jesuwiten, hatte nach der Käle gezielet, aber den Mund getroffen, weil der König sich vor den Großen verbeugte, die versamlet waren ihn zuempfangen; die Jesuwiter hatten den Menschen des überredet, er könne durch eine solche That seine Sünden büßen, sie wurden deswegen aus Frankreich verbannet, doch nachmals wieder aufgenommen; Die Bekenner machten von diesem Vorfalle die Deutung, der Mund sei verlezet worden, weil er die Watheit verleugnet habe. Philip 2 hatte sich durch Mannigfaltigkeit seiner kostbaren Unternemungen gehindert und geschwächet: der heranwach- 1593 1594

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/802>, abgerufen am 22.11.2024.