billig erkanten, kanten doch die algemeine Vorschrift von der Duldung nicht, oder wandten sie nicht algemein genug an; zum Verbrennen und Morden sind sie gleichwol selten geschritten und kan der einzelne Fal nicht gerechnet werden gegen die fortwärende römische Grausamkeit: es felete zu Genf nicht an Leuten, die so dachten wie Servet: sie verbargen anfangs ihre Meinung, wurden endlig entdekket und vertrieben, wandten sich nach Polen und Siebenbürgen, wo die reinere Lehre bereits durch Bömen, Sachsen und Helveter bekantgemacht war, suchten sich zu diesen Bekennern zugesellen, wurden aber ausgeschloßen, als jene 1570 zu Sendomir sich vereinigten. Lälius Socinus von Siena, lebte zu Zürch, trug aber seine Meinungen mündlig blos als Zweifel vor, verfaßete sie schriftlig und überlies Fauste, seines Bruders Sohne, solche künftig bekanter zumachen, welcher auch nach seinem Tode 1562 die Schriften zu sich nam, nach Italien ging und alda 1570 den Anfang machte sie herauszugeben, 1574 zurük nach Basel kam, von da 1577 nach Siebenbürgen eingeladen wurde und endlig 1579 sich nach Polen wandte, in welchen Ländern unter den Gegnern der Dreieinigkeit sein Irthum die Oberhand behielte, welcher den Gesalbten Gottes nur einen großen Lehrer sein lies, der vor der menschligen Geburt sowenig als andere Menschen gewesen,
billig erkanten, kanten doch die algemeine Vorschrift von der Duldung nicht, oder wandten sie nicht algemein genug an; zum Verbrennen und Morden sind sie gleichwol selten geschritten und kan der einzelne Fal nicht gerechnet werden gegen die fortwärende römische Grausamkeit: es felete zu Genf nicht an Leuten, die so dachten wie Servet: sie verbargen anfangs ihre Meinung, wurden endlig entdekket und vertrieben, wandten sich nach Polen und Siebenbürgen, wo die reinere Lehre bereits durch Bömen, Sachsen und Helveter bekantgemacht war, suchten sich zu diesen Bekennern zugesellen, wurden aber ausgeschloßen, als jene 1570 zu Sendomir sich vereinigten. Lälius Socinus von Siena, lebte zu Zürch, trug aber seine Meinungen mündlig blos als Zweifel vor, verfaßete sie schriftlig und überlies Fauste, seines Bruders Sohne, solche künftig bekanter zumachen, welcher auch nach seinem Tode 1562 die Schriften zu sich nam, nach Italien ging und alda 1570 den Anfang machte sie herauszugeben, 1574 zurük nach Basel kam, von da 1577 nach Siebenbürgen eingeladen wurde und endlig 1579 sich nach Polen wandte, in welchen Ländern unter den Gegnern der Dreieinigkeit sein Irthum die Oberhand behielte, welcher den Gesalbten Gottes nur einen großen Lehrer sein lies, der vor der menschligen Geburt sowenig als andere Menschen gewesen,
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0784"n="772"/>
billig erkanten, kanten doch die algemeine Vorschrift von der Duldung nicht, oder wandten sie nicht algemein genug an; zum Verbrennen und Morden sind sie gleichwol selten geschritten und kan der einzelne Fal nicht gerechnet werden gegen die fortwärende römische Grausamkeit: es felete zu Genf nicht an Leuten, die so dachten wie Servet: sie verbargen anfangs ihre Meinung, wurden endlig entdekket und vertrieben, wandten sich nach Polen und Siebenbürgen, wo die reinere Lehre bereits durch Bömen, Sachsen und Helveter bekantgemacht war, suchten sich zu diesen Bekennern zugesellen, wurden aber ausgeschloßen, als jene 1570 zu Sendomir sich vereinigten. Lälius Socinus von Siena, lebte zu Zürch, trug aber seine Meinungen mündlig blos als Zweifel vor, verfaßete sie schriftlig und überlies Fauste, seines Bruders Sohne, solche künftig bekanter zumachen, welcher auch nach seinem Tode 1562 die Schriften zu sich nam, nach Italien ging und alda 1570 den Anfang machte sie herauszugeben, 1574 zurük nach Basel kam, von da 1577 nach Siebenbürgen eingeladen wurde und endlig 1579 sich nach Polen wandte, in welchen Ländern unter den Gegnern der Dreieinigkeit sein Irthum die Oberhand behielte, welcher den Gesalbten Gottes nur einen großen Lehrer sein lies, der vor der menschligen Geburt sowenig als andere Menschen gewesen,
</p></div></body></text></TEI>
[772/0784]
billig erkanten, kanten doch die algemeine Vorschrift von der Duldung nicht, oder wandten sie nicht algemein genug an; zum Verbrennen und Morden sind sie gleichwol selten geschritten und kan der einzelne Fal nicht gerechnet werden gegen die fortwärende römische Grausamkeit: es felete zu Genf nicht an Leuten, die so dachten wie Servet: sie verbargen anfangs ihre Meinung, wurden endlig entdekket und vertrieben, wandten sich nach Polen und Siebenbürgen, wo die reinere Lehre bereits durch Bömen, Sachsen und Helveter bekantgemacht war, suchten sich zu diesen Bekennern zugesellen, wurden aber ausgeschloßen, als jene 1570 zu Sendomir sich vereinigten. Lälius Socinus von Siena, lebte zu Zürch, trug aber seine Meinungen mündlig blos als Zweifel vor, verfaßete sie schriftlig und überlies Fauste, seines Bruders Sohne, solche künftig bekanter zumachen, welcher auch nach seinem Tode 1562 die Schriften zu sich nam, nach Italien ging und alda 1570 den Anfang machte sie herauszugeben, 1574 zurük nach Basel kam, von da 1577 nach Siebenbürgen eingeladen wurde und endlig 1579 sich nach Polen wandte, in welchen Ländern unter den Gegnern der Dreieinigkeit sein Irthum die Oberhand behielte, welcher den Gesalbten Gottes nur einen großen Lehrer sein lies, der vor der menschligen Geburt sowenig als andere Menschen gewesen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/784>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.