Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Costniz, welche, wie Magdeburg, den Zorn des Kaisers noch nicht abgekaufet hatte, nun in die Acht erkläret und sich dem Hause Oesterreich zu unterwerfen gezwungen wurde; die Lehrer wurden von da und aus endern Städten vertrieben, viele Bürger zogen freiwillig an andere Orte: in Westphalen ward in den Clevischen und einigen gräfligen Ländern auch viele Gewalt mit AEnderung des Gottesdienstes verübet: ganz Niedersachsen blieb hingegen von der AEnderung befreiet; die Stadt Magdeburg, welche zum zweitenmale in die Acht erkläret und allen Benachbarten preis gegeben ward, zeigte in der grösesten Gefar sich standhaft, lies Schriften ausgehen, sowol ihren Wiederstand gegen das Mittelbuch zubezeugen, als wegen anderer Beschuldigungen sich zurechtfertigen: im anspachischen Antheile von Franken fürete man die vorgeschriebenen römischen Gebräuche ein, Markgraf Albrecht von Bareut ging weiter und befal auch die Anrufung der Heiligen; in Heßen hingegen bewiesen sich die Söhne des gefangenen Landgrafen standhaft, gleich den Söhnen des gefangenen Kurfürsten, ohne die meinzischen Anforderungen zuachten; Wolfgang zu Zweibrük erklärte, da er sich dem Kaiser und seiner Gewalt nicht wiedersezen, sondern geschehen laßen wolte; was er äuserlig verfügte, verlangte aber Gewißensfreiheit, für sich und seine Unterthanen: die kaiserligen Erinnerungen, so an Morizen ergingen,

Costniz, welche, wie Magdeburg, den Zorn des Kaisers noch nicht abgekaufet hatte, nun in die Acht erkläret und sich dem Hause Oesterreich zu unterwerfen gezwungen wurde; die Lehrer wurden von da und aus endern Städten vertrieben, viele Bürger zogen freiwillig an andere Orte: in Westphalen ward in den Clevischen und einigen gräfligen Ländern auch viele Gewalt mit AEnderung des Gottesdienstes verübet: ganz Niedersachsen blieb hingegen von der AEnderung befreiet; die Stadt Magdeburg, welche zum zweitenmale in die Acht erkläret und allen Benachbarten preis gegeben ward, zeigte in der grösesten Gefar sich standhaft, lies Schriften ausgehen, sowol ihren Wiederstand gegen das Mittelbuch zubezeugen, als wegen anderer Beschuldigungen sich zurechtfertigen: im anspachischen Antheile von Franken fürete man die vorgeschriebenen römischen Gebräuche ein, Markgraf Albrecht von Bareut ging weiter und befal auch die Anrufung der Heiligen; in Heßen hingegen bewiesen sich die Söhne des gefangenen Landgrafen standhaft, gleich den Söhnen des gefangenen Kurfürsten, ohne die meinzischen Anforderungen zuachten; Wolfgang zu Zweibrük erklärte, da er sich dem Kaiser und seiner Gewalt nicht wiedersezen, sondern geschehen laßen wolte; was er äuserlig verfügte, verlangte aber Gewißensfreiheit, für sich und seine Unterthanen: die kaiserligen Erinnerungen, so an Morizen ergingen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0768" n="756"/>
Costniz, welche, wie Magdeburg, den Zorn des                      Kaisers noch nicht abgekaufet hatte, nun in die Acht erkläret und sich dem Hause                      Oesterreich zu unterwerfen gezwungen wurde; die Lehrer wurden von da und aus                      endern Städten vertrieben, viele Bürger zogen freiwillig an andere Orte: in                      Westphalen ward in den Clevischen und einigen gräfligen Ländern auch viele                      Gewalt mit AEnderung des Gottesdienstes verübet: ganz Niedersachsen blieb                      hingegen von der AEnderung befreiet; die Stadt Magdeburg, welche zum zweitenmale                      in die Acht erkläret und allen Benachbarten preis gegeben ward, zeigte in der                      grösesten Gefar sich standhaft, lies Schriften ausgehen, sowol ihren Wiederstand                      gegen das Mittelbuch zubezeugen, als wegen anderer Beschuldigungen sich                      zurechtfertigen: im anspachischen Antheile von Franken fürete man die                      vorgeschriebenen römischen Gebräuche ein, Markgraf Albrecht von Bareut ging                      weiter und befal auch die Anrufung der Heiligen; in Heßen hingegen bewiesen sich                      die Söhne des gefangenen Landgrafen standhaft, gleich den Söhnen des gefangenen                      Kurfürsten, ohne die meinzischen Anforderungen zuachten; Wolfgang zu Zweibrük                      erklärte, da er sich dem Kaiser und seiner Gewalt nicht wiedersezen, sondern                      geschehen laßen wolte; was er äuserlig verfügte, verlangte aber                      Gewißensfreiheit, für sich und seine Unterthanen: die kaiserligen Erinnerungen,                      so an Morizen ergingen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[756/0768] Costniz, welche, wie Magdeburg, den Zorn des Kaisers noch nicht abgekaufet hatte, nun in die Acht erkläret und sich dem Hause Oesterreich zu unterwerfen gezwungen wurde; die Lehrer wurden von da und aus endern Städten vertrieben, viele Bürger zogen freiwillig an andere Orte: in Westphalen ward in den Clevischen und einigen gräfligen Ländern auch viele Gewalt mit AEnderung des Gottesdienstes verübet: ganz Niedersachsen blieb hingegen von der AEnderung befreiet; die Stadt Magdeburg, welche zum zweitenmale in die Acht erkläret und allen Benachbarten preis gegeben ward, zeigte in der grösesten Gefar sich standhaft, lies Schriften ausgehen, sowol ihren Wiederstand gegen das Mittelbuch zubezeugen, als wegen anderer Beschuldigungen sich zurechtfertigen: im anspachischen Antheile von Franken fürete man die vorgeschriebenen römischen Gebräuche ein, Markgraf Albrecht von Bareut ging weiter und befal auch die Anrufung der Heiligen; in Heßen hingegen bewiesen sich die Söhne des gefangenen Landgrafen standhaft, gleich den Söhnen des gefangenen Kurfürsten, ohne die meinzischen Anforderungen zuachten; Wolfgang zu Zweibrük erklärte, da er sich dem Kaiser und seiner Gewalt nicht wiedersezen, sondern geschehen laßen wolte; was er äuserlig verfügte, verlangte aber Gewißensfreiheit, für sich und seine Unterthanen: die kaiserligen Erinnerungen, so an Morizen ergingen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/768
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/768>, abgerufen am 22.11.2024.