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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Gnadenlehre gleichfals zugethan, entschlug sich aber des Bundes, duldete in seinem Lande viel römische Gebräuche, unterhielt Freundschaft mit Ferdinande und wolte einem Vermitler abgeben. Der Papst vermittelte zu Nißa im Brachm. zwischen dem Kaiser und Könige von Frankreich einen zehenjärigen Stilstand, erhielt anbei für einen seiner Sohnssöhne die unechte Tochter des Kaisers, Witwe des ermordeten Herzogs von Florenz; aus diesem unechten Farnesischen Geschlechte entsproßen bei zweihundert Jahre lang die Herzoge von Parma und Plazenz. Den Paulus 3 ris diese Länder an sich und machte seinen Sohn zum Herzoge. Der Stilstand schien den Wiederstehern Krieg zudrohen: einige römisch gesinte Fürsten schloßen 1538 den 10 Heum. ein Gegenbündnis, doch wurde der völlige Bruch annoch verhütet, obgleich Heinrich, Herzog von Braunsweig zu Wolfenbüttel mangerlei Bewegungen machte. Georg zu Dresden hatte seine Söhne überlebet und war selbst nunmer dem 1539Tode nahe, verordnete daher 1539 durch einen lezten Willen, daß ihm sein Bruder Heinrich folgen solte, unter der Bedingung, daß er den Gottesdienst nicht änderte, wolte er sich dazu nicht verbinden, solten die Lande dem Kaiser und Könige übergeben sein, bis er oder seine Nachkommen darein wilgten: auf der Landstände Verlangen ward eine Botschaft an Henrichen abgefertiget ihm

Gnadenlehre gleichfals zugethan, entschlug sich aber des Bundes, duldete in seinem Lande viel römische Gebräuche, unterhielt Freundschaft mit Ferdinande und wolte einem Vermitler abgeben. Der Papst vermittelte zu Nißa im Brachm. zwischen dem Kaiser und Könige von Frankreich einen zehenjärigen Stilstand, erhielt anbei für einen seiner Sohnssöhne die unechte Tochter des Kaisers, Witwe des ermordeten Herzogs von Florenz; aus diesem unechten Farnesischen Geschlechte entsproßen bei zweihundert Jahre lang die Herzoge von Parma und Plazenz. Den Paulus 3 ris diese Länder an sich und machte seinen Sohn zum Herzoge. Der Stilstand schien den Wiederstehern Krieg zudrohen: einige römisch gesinte Fürsten schloßen 1538 den 10 Heum. ein Gegenbündnis, doch wurde der völlige Bruch annoch verhütet, obgleich Heinrich, Herzog von Braunsweig zu Wolfenbüttel mangerlei Bewegungen machte. Georg zu Dresden hatte seine Söhne überlebet und war selbst nunmer dem 1539Tode nahe, verordnete daher 1539 durch einen lezten Willen, daß ihm sein Bruder Heinrich folgen solte, unter der Bedingung, daß er den Gottesdienst nicht änderte, wolte er sich dazu nicht verbinden, solten die Lande dem Kaiser und Könige übergeben sein, bis er oder seine Nachkommen darein wilgten: auf der Landstände Verlangen ward eine Botschaft an Henrichen abgefertiget ihm

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[726/0738] Gnadenlehre gleichfals zugethan, entschlug sich aber des Bundes, duldete in seinem Lande viel römische Gebräuche, unterhielt Freundschaft mit Ferdinande und wolte einem Vermitler abgeben. Der Papst vermittelte zu Nißa im Brachm. zwischen dem Kaiser und Könige von Frankreich einen zehenjärigen Stilstand, erhielt anbei für einen seiner Sohnssöhne die unechte Tochter des Kaisers, Witwe des ermordeten Herzogs von Florenz; aus diesem unechten Farnesischen Geschlechte entsproßen bei zweihundert Jahre lang die Herzoge von Parma und Plazenz. Den Paulus 3 ris diese Länder an sich und machte seinen Sohn zum Herzoge. Der Stilstand schien den Wiederstehern Krieg zudrohen: einige römisch gesinte Fürsten schloßen 1538 den 10 Heum. ein Gegenbündnis, doch wurde der völlige Bruch annoch verhütet, obgleich Heinrich, Herzog von Braunsweig zu Wolfenbüttel mangerlei Bewegungen machte. Georg zu Dresden hatte seine Söhne überlebet und war selbst nunmer dem Tode nahe, verordnete daher 1539 durch einen lezten Willen, daß ihm sein Bruder Heinrich folgen solte, unter der Bedingung, daß er den Gottesdienst nicht änderte, wolte er sich dazu nicht verbinden, solten die Lande dem Kaiser und Könige übergeben sein, bis er oder seine Nachkommen darein wilgten: auf der Landstände Verlangen ward eine Botschaft an Henrichen abgefertiget ihm 1539

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/738>, abgerufen am 22.11.2024.