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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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der beßerm Lehre geneigt und lies ihr den Lauf: Luther, der sich an Fridrichs Behutsamkeit gewönet hatte, wiederrieth steets allen Gebrauch der Gewalt und es war auch die Gewalt aller Bekenner, wen sie aufs beste vereinigt gewesen wäre, doch viel zugering, als daß damit einer entgegenstehenden weit größern Macht hätte können Wiederstand geleistet werden; gleichwol besas Philip von Heßen Muth, auch Johan Fridrich, Johanson, Erbe der Kurwürde, welche den 7 Nov. 1525 auf dem heßischen Schloße Freienwalde zusammen kamen, wegen eines Verteidigungsbündnißes Abrede zunemen: es wurde aber auf dem Reichstage 11 Nov -- 9 Jan. 1526 noch nichts anders beschloßen, als was beide Theile für sich deuteten, daß Gottes Wort solte recht gelehtet werden; die Umstände fügten sich so, daß ausser der Verfolgung einzelner Bekenner noch keine offenbare Gewalt gebrauchet wurde gegen Fürsten, Länder und Städte, so die Verbesrung angenommen hatten. Karl 5, der noch immer in Spanien blieb und von den teutschen Angelegenheiten nicht aufs beste unterrichtet war, befal zwar einmal über das andere, seine Wormser Verordnung solte volzogen werden; aber Ferdinand, sein Bruder und Stathalter, und sogar die eifrigsten Verteidiger des Aberglaubens fanden Hinderungen: er selbst war in stetem Kriege begriffen, sonderlig wieder Frankreich,

der beßerm Lehre geneigt und lies ihr den Lauf: Luther, der sich an Fridrichs Behutsamkeit gewönet hatte, wiederrieth steets allen Gebrauch der Gewalt und es war auch die Gewalt aller Bekenner, wen sie aufs beste vereinigt gewesen wäre, doch viel zugering, als daß damit einer entgegenstehenden weit größern Macht hätte können Wiederstand geleistet werden; gleichwol besas Philip von Heßen Muth, auch Johan Fridrich, Johanson, Erbe der Kurwürde, welche den 7 Nov. 1525 auf dem heßischen Schloße Freienwalde zusammen kamen, wegen eines Verteidigungsbündnißes Abrede zunemen: es wurde aber auf dem Reichstage 11 Nov — 9 Jan. 1526 noch nichts anders beschloßen, als was beide Theile für sich deuteten, daß Gottes Wort solte recht gelehtet werden; die Umstände fügten sich so, daß ausser der Verfolgung einzelner Bekenner noch keine offenbare Gewalt gebrauchet wurde gegen Fürsten, Länder und Städte, so die Verbesrung angenommen hatten. Karl 5, der noch immer in Spanien blieb und von den teutschen Angelegenheiten nicht aufs beste unterrichtet war, befal zwar einmal über das andere, seine Wormser Verordnung solte volzogen werden; aber Ferdinand, sein Bruder und Stathalter, und sogar die eifrigsten Verteidiger des Aberglaubens fanden Hinderungen: er selbst war in stetem Kriege begriffen, sonderlig wieder Frankreich,

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[695/0707] der beßerm Lehre geneigt und lies ihr den Lauf: Luther, der sich an Fridrichs Behutsamkeit gewönet hatte, wiederrieth steets allen Gebrauch der Gewalt und es war auch die Gewalt aller Bekenner, wen sie aufs beste vereinigt gewesen wäre, doch viel zugering, als daß damit einer entgegenstehenden weit größern Macht hätte können Wiederstand geleistet werden; gleichwol besas Philip von Heßen Muth, auch Johan Fridrich, Johanson, Erbe der Kurwürde, welche den 7 Nov. 1525 auf dem heßischen Schloße Freienwalde zusammen kamen, wegen eines Verteidigungsbündnißes Abrede zunemen: es wurde aber auf dem Reichstage 11 Nov — 9 Jan. 1526 noch nichts anders beschloßen, als was beide Theile für sich deuteten, daß Gottes Wort solte recht gelehtet werden; die Umstände fügten sich so, daß ausser der Verfolgung einzelner Bekenner noch keine offenbare Gewalt gebrauchet wurde gegen Fürsten, Länder und Städte, so die Verbesrung angenommen hatten. Karl 5, der noch immer in Spanien blieb und von den teutschen Angelegenheiten nicht aufs beste unterrichtet war, befal zwar einmal über das andere, seine Wormser Verordnung solte volzogen werden; aber Ferdinand, sein Bruder und Stathalter, und sogar die eifrigsten Verteidiger des Aberglaubens fanden Hinderungen: er selbst war in stetem Kriege begriffen, sonderlig wieder Frankreich,

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/707>, abgerufen am 22.11.2024.