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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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ne Sache dem Cardinale und römischen Stule gänzlig übergeben: der Handel war ohne Vorwißen des Kurfürsten angegangen, er nam sich aber dennoch Luthers an, welchen er als einen berümten Lehrer auf der von ihm gestifteten Hohenschule schäzte, da er überdem leicht einsah, was jeden in die Augen fiel, daß es gut und höchstnöthig war der übertriebenen Ablaskrämerei und andern Misbräuchen oder Anmaßungen des römischen Stuls zuwiederstehen, Luther hatte auch Freunde, die für ihn das Beste redeten bei dem Kurfürsten, welcher zu Augsburg, wo er selbst gegenwärtig war, Cajetane zwar versprach Luthern dahin kommen zulaßen, doch unter der Bedingung, daß der Cardinal ihn gütlig wieder entließe; worauf er, nach Endigung des Reichstages, in sein Land kerete, wo indes zu Wittenberg den 25 Aug. Philip Melanchthon ankommen war, der zum Lehrer der grichischen Sprache berufen worden und bald großen Beifal fand. Luther machte sich im Sept. auf dem Weg und kam den 7 Oct. nach Augsburg; stelte sich aber nicht vor dem Cardinale, bis er vom Kaiser sicher Geleite erhalten hatte, wie solches die Freunde riethen, welchen er empfolen war; als er den 11 Oct. zum ersten male von Cajetane gehöret wurde, sorderte dieser sogleich, daß er seine ausgestreueten Irthümer wiederrufen und künftig sich dessen enthalten solte, was die Gemeine beunruhigen

ne Sache dem Cardinale und römischen Stule gänzlig übergeben: der Handel war ohne Vorwißen des Kurfürsten angegangen, er nam sich aber dennoch Luthers an, welchen er als einen berümten Lehrer auf der von ihm gestifteten Hohenschule schäzte, da er überdem leicht einsah, was jeden in die Augen fiel, daß es gut und höchstnöthig war der übertriebenen Ablaskrämerei und andern Misbräuchen oder Anmaßungen des römischen Stuls zuwiederstehen, Luther hatte auch Freunde, die für ihn das Beste redeten bei dem Kurfürsten, welcher zu Augsburg, wo er selbst gegenwärtig war, Cajetane zwar versprach Luthern dahin kommen zulaßen, doch unter der Bedingung, daß der Cardinal ihn gütlig wieder entließe; worauf er, nach Endigung des Reichstages, in sein Land kerete, wo indes zu Wittenberg den 25 Aug. Philip Melanchthon ankommen war, der zum Lehrer der grichischen Sprache berufen worden und bald großen Beifal fand. Luther machte sich im Sept. auf dem Weg und kam den 7 Oct. nach Augsburg; stelte sich aber nicht vor dem Cardinale, bis er vom Kaiser sicher Geleite erhalten hatte, wie solches die Freunde riethen, welchen er empfolen war; als er den 11 Oct. zum ersten male von Cajetane gehöret wurde, sorderte dieser sogleich, daß er seine ausgestreueten Irthümer wiederrufen und künftig sich dessen enthalten solte, was die Gemeine beunruhigen

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[661/0673] ne Sache dem Cardinale und römischen Stule gänzlig übergeben: der Handel war ohne Vorwißen des Kurfürsten angegangen, er nam sich aber dennoch Luthers an, welchen er als einen berümten Lehrer auf der von ihm gestifteten Hohenschule schäzte, da er überdem leicht einsah, was jeden in die Augen fiel, daß es gut und höchstnöthig war der übertriebenen Ablaskrämerei und andern Misbräuchen oder Anmaßungen des römischen Stuls zuwiederstehen, Luther hatte auch Freunde, die für ihn das Beste redeten bei dem Kurfürsten, welcher zu Augsburg, wo er selbst gegenwärtig war, Cajetane zwar versprach Luthern dahin kommen zulaßen, doch unter der Bedingung, daß der Cardinal ihn gütlig wieder entließe; worauf er, nach Endigung des Reichstages, in sein Land kerete, wo indes zu Wittenberg den 25 Aug. Philip Melanchthon ankommen war, der zum Lehrer der grichischen Sprache berufen worden und bald großen Beifal fand. Luther machte sich im Sept. auf dem Weg und kam den 7 Oct. nach Augsburg; stelte sich aber nicht vor dem Cardinale, bis er vom Kaiser sicher Geleite erhalten hatte, wie solches die Freunde riethen, welchen er empfolen war; als er den 11 Oct. zum ersten male von Cajetane gehöret wurde, sorderte dieser sogleich, daß er seine ausgestreueten Irthümer wiederrufen und künftig sich dessen enthalten solte, was die Gemeine beunruhigen

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/673>, abgerufen am 22.11.2024.