sichte bekommen und mit Verwunderung entdekket, daß mer darinnen befindlig, als die Abschnitte, so gewönlig dem Volke vorgelesen wurden; als er im selbigen Jahre krank gewesen, hatte ein alter Bruder ihm die Lehre von Vergebung der Sünden und Annemung derselben durch den Glauben bekant gemacht; daher er seinen Fleis auf die heiligen Schriften verwand und immer mer sich von den Welt- und Schulweisen entfernet: da er nun 1508 zu Wittenberg anfing zu lehren, urtheilte man bereits von ihm, daß er die hergebrachte Lehrart ändern würde, welches er schon that sobald er 1512 Lehrer der heiligen Schrift worden, indem er die nothwendige Lehre von der Bekerung, von Vergebung der Sünde, vom Glauben, vom waren Troste im Leiden immer deutliger und bekanter machte. Als die Ablaskrämer 1517 in die Nähe von Wittenberg1517 kamen, lief das Volk hinaus, kaufte Ablas, beichtete nicht mer, weil es die Sünden, so es hätte bekennen sollen, schon abgekaufet hatte: der Beichtstul konte die Menschen im gesezligen Zwange halten und einen ängstligen Geist erwekken, der Ablas machte frech und war auf der andern Seite ein weit schädligers Ybel. Luther sah den Schaden; er lies den 31 Oct. 95 Säze anschlagen, wieder den vermeinten Schaz von guten Werken, welchen der Papst zuverwalten hätte und wieder den Werth des
sichte bekommen und mit Verwunderung entdekket, daß mer darinnen befindlig, als die Abschnitte, so gewönlig dem Volke vorgelesen wurden; als er im selbigen Jahre krank gewesen, hatte ein alter Bruder ihm die Lehre von Vergebung der Sünden und Annemung derselben durch den Glauben bekant gemacht; daher er seinen Fleis auf die heiligen Schriften verwand und immer mer sich von den Welt- und Schulweisen entfernet: da er nun 1508 zu Wittenberg anfing zu lehren, urtheilte man bereits von ihm, daß er die hergebrachte Lehrart ändern würde, welches er schon that sobald er 1512 Lehrer der heiligen Schrift worden, indem er die nothwendige Lehre von der Bekerung, von Vergebung der Sünde, vom Glauben, vom waren Troste im Leiden immer deutliger und bekanter machte. Als die Ablaskrämer 1517 in die Nähe von Wittenberg1517 kamen, lief das Volk hinaus, kaufte Ablas, beichtete nicht mer, weil es die Sünden, so es hätte bekennen sollen, schon abgekaufet hatte: der Beichtstul konte die Menschen im gesezligen Zwange halten und einen ängstligen Geist erwekken, der Ablas machte frech und war auf der andern Seite ein weit schädligers Ybel. Luther sah den Schaden; er lies den 31 Oct. 95 Säze anschlagen, wieder den vermeinten Schaz von guten Werken, welchen der Papst zuverwalten hätte und wieder den Werth des
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sichte bekommen und mit Verwunderung entdekket, daß mer darinnen befindlig, als die Abschnitte, so gewönlig dem Volke vorgelesen wurden; als er im selbigen Jahre krank gewesen, hatte ein alter Bruder ihm die Lehre von Vergebung der Sünden und Annemung derselben durch den Glauben bekant gemacht; daher er seinen Fleis auf die heiligen Schriften verwand und immer mer sich von den Welt- und Schulweisen entfernet: da er nun 1508 zu Wittenberg anfing zu lehren, urtheilte man bereits von ihm, daß er die hergebrachte Lehrart ändern würde, welches er schon that sobald er 1512 Lehrer der heiligen Schrift worden, indem er die nothwendige Lehre von der Bekerung, von Vergebung der Sünde, vom Glauben, vom waren Troste im Leiden immer deutliger und bekanter machte. Als die Ablaskrämer 1517 in die Nähe von Wittenberg<noteplace="right">1517</note> kamen, lief das Volk hinaus, kaufte Ablas, beichtete nicht mer, weil es die Sünden, so es hätte bekennen sollen, schon abgekaufet hatte: der Beichtstul konte die Menschen im gesezligen Zwange halten und einen ängstligen Geist erwekken, der Ablas machte frech und war auf der andern Seite ein weit schädligers Ybel. Luther sah den Schaden; er lies den 31 Oct. 95 Säze anschlagen, wieder den vermeinten Schaz von guten Werken, welchen der Papst zuverwalten hätte und wieder den Werth des
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sichte bekommen und mit Verwunderung entdekket, daß mer darinnen befindlig, als die Abschnitte, so gewönlig dem Volke vorgelesen wurden; als er im selbigen Jahre krank gewesen, hatte ein alter Bruder ihm die Lehre von Vergebung der Sünden und Annemung derselben durch den Glauben bekant gemacht; daher er seinen Fleis auf die heiligen Schriften verwand und immer mer sich von den Welt- und Schulweisen entfernet: da er nun 1508 zu Wittenberg anfing zu lehren, urtheilte man bereits von ihm, daß er die hergebrachte Lehrart ändern würde, welches er schon that sobald er 1512 Lehrer der heiligen Schrift worden, indem er die nothwendige Lehre von der Bekerung, von Vergebung der Sünde, vom Glauben, vom waren Troste im Leiden immer deutliger und bekanter machte. Als die Ablaskrämer 1517 in die Nähe von Wittenberg kamen, lief das Volk hinaus, kaufte Ablas, beichtete nicht mer, weil es die Sünden, so es hätte bekennen sollen, schon abgekaufet hatte: der Beichtstul konte die Menschen im gesezligen Zwange halten und einen ängstligen Geist erwekken, der Ablas machte frech und war auf der andern Seite ein weit schädligers Ybel. Luther sah den Schaden; er lies den 31 Oct. 95 Säze anschlagen, wieder den vermeinten Schaz von guten Werken, welchen der Papst zuverwalten hätte und wieder den Werth des
1517
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/669>, abgerufen am 22.11.2024.
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