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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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ten, welcher für den erzbischöfligen Mantel noch nicht alles Geld an den Papst entrichtet hatte, aus diesem Handel aber ein mereres zulösen hofte; er bedienete sich zu solchem Gewerbe eines Dominicaners und bestelten Verfolgers oder Nachforschers, Namens Johan Tezel, der in solchem Handel bereits geübet, sonst aber sehr unwißend, auch zu Inspruk vormals Ehebruchs wegen zur Ersäufung verurtheilet, doch auf des Kurfürsten Fridrichs von Sachsen Fürbitte vom Kaiser Maxmilian losgegeben war; dieser gebrauchte andere seines Ordens zu Gehülfen, welche von dem Gelde ein Theil in den öffentligen Schenken liederlig durchbrachten, wobei die gröbsten Irthümer von dem Werte ihres neu aufgerichteten Kreuzes, von des Papstes Hoheit und Gewalt, von der Würkung ihres Ablaßes zur gewißen Seligkeit gelehret, auch für künftige Sünden, auch für Mord und andere Halsverbrechen Ablasbriefe ertheilet wurden. Martin Luther, ein Abgesonderter Augustiner Ordens und Geweiheter nach päpstligen Gebräuchen, war von Erfurt nach Wittenberg berufen worden, wo er jezt als erklärter und bestelter Lehrer der heiligen Schrift auf der Hohenschule und als verordneter Lehrer der Gemeine in Ansehen stund: er hatte zu Erfurt im zweiten Jahre seines abgesonderten Lebens 1506 zum erstenmale und als von ohngefer die Samlung der heiligen Schriften in lateinischer Sprache zu Ge-

ten, welcher für den erzbischöfligen Mantel noch nicht alles Geld an den Papst entrichtet hatte, aus diesem Handel aber ein mereres zulösen hofte; er bedienete sich zu solchem Gewerbe eines Dominicaners und bestelten Verfolgers oder Nachforschers, Namens Johan Tezel, der in solchem Handel bereits geübet, sonst aber sehr unwißend, auch zu Inspruk vormals Ehebruchs wegen zur Ersäufung verurtheilet, doch auf des Kurfürsten Fridrichs von Sachsen Fürbitte vom Kaiser Maxmilian losgegeben war; dieser gebrauchte andere seines Ordens zu Gehülfen, welche von dem Gelde ein Theil in den öffentligen Schenken liederlig durchbrachten, wobei die gröbsten Irthümer von dem Werte ihres neu aufgerichteten Kreuzes, von des Papstes Hoheit und Gewalt, von der Würkung ihres Ablaßes zur gewißen Seligkeit gelehret, auch für künftige Sünden, auch für Mord und andere Halsverbrechen Ablasbriefe ertheilet wurden. Martin Luther, ein Abgesonderter Augustiner Ordens und Geweiheter nach päpstligen Gebräuchen, war von Erfurt nach Wittenberg berufen worden, wo er jezt als erklärter und bestelter Lehrer der heiligen Schrift auf der Hohenschule und als verordneter Lehrer der Gemeine in Ansehen stund: er hatte zu Erfurt im zweiten Jahre seines abgesonderten Lebens 1506 zum erstenmale und als von ohngefer die Samlung der heiligen Schriften in lateinischer Sprache zu Ge-

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[656/0668] ten, welcher für den erzbischöfligen Mantel noch nicht alles Geld an den Papst entrichtet hatte, aus diesem Handel aber ein mereres zulösen hofte; er bedienete sich zu solchem Gewerbe eines Dominicaners und bestelten Verfolgers oder Nachforschers, Namens Johan Tezel, der in solchem Handel bereits geübet, sonst aber sehr unwißend, auch zu Inspruk vormals Ehebruchs wegen zur Ersäufung verurtheilet, doch auf des Kurfürsten Fridrichs von Sachsen Fürbitte vom Kaiser Maxmilian losgegeben war; dieser gebrauchte andere seines Ordens zu Gehülfen, welche von dem Gelde ein Theil in den öffentligen Schenken liederlig durchbrachten, wobei die gröbsten Irthümer von dem Werte ihres neu aufgerichteten Kreuzes, von des Papstes Hoheit und Gewalt, von der Würkung ihres Ablaßes zur gewißen Seligkeit gelehret, auch für künftige Sünden, auch für Mord und andere Halsverbrechen Ablasbriefe ertheilet wurden. Martin Luther, ein Abgesonderter Augustiner Ordens und Geweiheter nach päpstligen Gebräuchen, war von Erfurt nach Wittenberg berufen worden, wo er jezt als erklärter und bestelter Lehrer der heiligen Schrift auf der Hohenschule und als verordneter Lehrer der Gemeine in Ansehen stund: er hatte zu Erfurt im zweiten Jahre seines abgesonderten Lebens 1506 zum erstenmale und als von ohngefer die Samlung der heiligen Schriften in lateinischer Sprache zu Ge-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/668>, abgerufen am 22.11.2024.