Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Brasilien, ein Stük des westligen festen Landes, welches daselbst sich näher gegen Afrika strekket: Der Papst Alexander schenkte beiden Königen die Länder, so der eine ost- der andere westwerts entdekken würde; von beiden Völkern, sonderlig aber von den Castilianern wurde viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit verübet, indem sie sich in selbigen festsezten: Der Yberflus von fremden Schäzen und Gewürzen änderte nachmals die Sitten Europens und merete seine Bedürfnis.

Da der Kaiser Fridrich 3 den 19 Aug. 1493 verstarb, gelangte sein Sohn Maxmilian1493 1 zur Verwaltung des Reichs, als römischer König, wozu er bei des Vaters Leben erwelet worden. Das Geschlecht von Anjou war ausgestorben, der lezte des mänligen Stammes hatte die Könige von Frankreich zu Erben seiner Grafschaft Provence und seines Anspruchs auf Neapolis eingesezet: Karl 8, König von Frankreich, wolte diesen Anspruch ausfüren, kam nach Italien und den 31 Decemb. 1494 nach Rom, nam1394 Neapolis ein, und hegte weitaussehende Anschläge den Arragoniern Sicilien, den Türken Griechenland abzunemen, Kaiser in Osten und Westen zuwerden, der Herzog von Orleans suchte zugleich seinen Anspruch auf Meiland hervor; es schloßen aber der Papst, der römische König, der König von Spanien und andere Mächte zu Venedig ein Bünd-

Brasilien, ein Stük des westligen festen Landes, welches daselbst sich näher gegen Afrika strekket: Der Papst Alexander schenkte beiden Königen die Länder, so der eine ost- der andere westwerts entdekken würde; von beiden Völkern, sonderlig aber von den Castilianern wurde viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit verübet, indem sie sich in selbigen festsezten: Der Yberflus von fremden Schäzen und Gewürzen änderte nachmals die Sitten Europens und merete seine Bedürfnis.

Da der Kaiser Fridrich 3 den 19 Aug. 1493 verstarb, gelangte sein Sohn Maxmilian1493 1 zur Verwaltung des Reichs, als römischer König, wozu er bei des Vaters Leben erwelet worden. Das Geschlecht von Anjou war ausgestorben, der lezte des mänligen Stammes hatte die Könige von Frankreich zu Erben seiner Grafschaft Provence und seines Anspruchs auf Neapolis eingesezet: Karl 8, König von Frankreich, wolte diesen Anspruch ausfüren, kam nach Italien und den 31 Decemb. 1494 nach Rom, nam1394 Neapolis ein, und hegte weitaussehende Anschläge den Arragoniern Sicilien, den Türken Griechenland abzunemen, Kaiser in Osten und Westen zuwerden, der Herzog von Orleans suchte zugleich seinen Anspruch auf Meiland hervor; es schloßen aber der Papst, der römische König, der König von Spanien und andere Mächte zu Venedig ein Bünd-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0659" n="647"/>
Brasilien, ein Stük des westligen festen                      Landes, welches daselbst sich näher gegen Afrika strekket: Der Papst Alexander                      schenkte beiden Königen die Länder, so der eine ost- der andere westwerts                      entdekken würde; von beiden Völkern, sonderlig aber von den Castilianern wurde                      viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit verübet, indem sie sich in selbigen                      festsezten: Der Yberflus von fremden Schäzen und Gewürzen änderte nachmals die                      Sitten Europens und merete seine Bedürfnis.</p>
        <p>Da der Kaiser Fridrich 3 den 19 Aug. 1493 verstarb, gelangte sein Sohn                          Maxmilian<note place="right">1493</note> 1 zur Verwaltung des Reichs,                      als römischer König, wozu er bei des Vaters Leben erwelet worden. Das Geschlecht                      von Anjou war ausgestorben, der lezte des mänligen Stammes hatte die Könige von                      Frankreich zu Erben seiner Grafschaft Provence und seines Anspruchs auf Neapolis                      eingesezet: Karl 8, König von Frankreich, wolte diesen Anspruch ausfüren, kam                      nach Italien und den 31 Decemb. 1494 nach Rom, nam<note place="right">1394</note> Neapolis ein, und hegte weitaussehende Anschläge den                      Arragoniern Sicilien, den Türken Griechenland abzunemen, Kaiser in Osten und                      Westen zuwerden, der Herzog von Orleans suchte zugleich seinen Anspruch auf                      Meiland hervor; es schloßen aber der Papst, der römische König, der König von                      Spanien und andere Mächte zu Venedig ein Bünd-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[647/0659] Brasilien, ein Stük des westligen festen Landes, welches daselbst sich näher gegen Afrika strekket: Der Papst Alexander schenkte beiden Königen die Länder, so der eine ost- der andere westwerts entdekken würde; von beiden Völkern, sonderlig aber von den Castilianern wurde viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit verübet, indem sie sich in selbigen festsezten: Der Yberflus von fremden Schäzen und Gewürzen änderte nachmals die Sitten Europens und merete seine Bedürfnis. Da der Kaiser Fridrich 3 den 19 Aug. 1493 verstarb, gelangte sein Sohn Maxmilian 1 zur Verwaltung des Reichs, als römischer König, wozu er bei des Vaters Leben erwelet worden. Das Geschlecht von Anjou war ausgestorben, der lezte des mänligen Stammes hatte die Könige von Frankreich zu Erben seiner Grafschaft Provence und seines Anspruchs auf Neapolis eingesezet: Karl 8, König von Frankreich, wolte diesen Anspruch ausfüren, kam nach Italien und den 31 Decemb. 1494 nach Rom, nam Neapolis ein, und hegte weitaussehende Anschläge den Arragoniern Sicilien, den Türken Griechenland abzunemen, Kaiser in Osten und Westen zuwerden, der Herzog von Orleans suchte zugleich seinen Anspruch auf Meiland hervor; es schloßen aber der Papst, der römische König, der König von Spanien und andere Mächte zu Venedig ein Bünd- 1493 1394

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/659
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/659>, abgerufen am 22.11.2024.