gewalt in Bömen samt andern Vortheilen an: es waren aber zu gleicher Zeit in Teutschlande Zwistigkeiten entstanden, so ihn hinderten sich der bömischen Händel anzunemen und aus dasigem Zwiste würkligen Vortheil zuzrehen; der Kurfürst Albrecht 3, Herzog von Sachsen zu Wittenberg war 1422 unbeerbt umgekommen1422 und Erich, Herzog von Sachsen zu Lauenburg machte Anspruch auf die Erbschaft; doch Sigismund, welcher von diesem schwachen Fürsten wenige Hülfe zum Zuge nach Bömen erhielt und erwartete, warf ihm den Mangel der Mitbelenung vor, erklärte Land und Würde für ein eröfnetes Lehn, verlieh beides 1423 an Fridrichen den1423 Streitbaren, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen zu Meßien, befriedigte auch den Kurfürsten von Brandenburg wegen seines weibligen Anspruchs, welche beide mer Beistand leisten konten: es kam aber darüber zu keinem Zuge nach Bömen.
Unter den fortwärenden Feldzügen der Engelländer in Frankreich hatte des Dauphins Schwäher Ludwig 2 von Anjou dieses Reich meistens zuverwalten gehabt, bis er 1417 verstorben: als hernach, mit Genemhaltung des Dauphins, die Königin vom Hofe und von den Geschäften entfernet worden, sie aber den Herzog Johan von Burgund zuhülfe gerufen und solcher sich der Stadt Paris, des Königs und ganzen Hofes bemächtiget hatte; wolte der Dauphin sich die-
gewalt in Bömen samt andern Vortheilen an: es waren aber zu gleicher Zeit in Teutschlande Zwistigkeiten entstanden, so ihn hinderten sich der bömischen Händel anzunemen und aus dasigem Zwiste würkligen Vortheil zuzrehen; der Kurfürst Albrecht 3, Herzog von Sachsen zu Wittenberg war 1422 unbeerbt umgekommen1422 und Erich, Herzog von Sachsen zu Lauenburg machte Anspruch auf die Erbschaft; doch Sigismund, welcher von diesem schwachen Fürsten wenige Hülfe zum Zuge nach Bömen erhielt und erwartete, warf ihm den Mangel der Mitbelenung vor, erklärte Land und Würde für ein eröfnetes Lehn, verlieh beides 1423 an Fridrichen den1423 Streitbaren, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen zu Meßien, befriedigte auch den Kurfürsten von Brandenburg wegen seines weibligen Anspruchs, welche beide mer Beistand leisten konten: es kam aber darüber zu keinem Zuge nach Bömen.
Unter den fortwärenden Feldzügen der Engelländer in Frankreich hatte des Dauphins Schwäher Ludwig 2 von Anjou dieses Reich meistens zuverwalten gehabt, bis er 1417 verstorben: als hernach, mit Genemhaltung des Dauphins, die Königin vom Hofe und von den Geschäften entfernet worden, sie aber den Herzog Johan von Burgund zuhülfe gerufen und solcher sich der Stadt Paris, des Königs und ganzen Hofes bemächtiget hatte; wolte der Dauphin sich die-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0601"n="589"/>
gewalt in Bömen samt andern Vortheilen an: es waren aber zu gleicher Zeit in Teutschlande Zwistigkeiten entstanden, so ihn hinderten sich der bömischen Händel anzunemen und aus dasigem Zwiste würkligen Vortheil zuzrehen; der Kurfürst Albrecht 3, Herzog von Sachsen zu Wittenberg war 1422 unbeerbt umgekommen<noteplace="right">1422</note> und Erich, Herzog von Sachsen zu Lauenburg machte Anspruch auf die Erbschaft; doch Sigismund, welcher von diesem schwachen Fürsten wenige Hülfe zum Zuge nach Bömen erhielt und erwartete, warf ihm den Mangel der Mitbelenung vor, erklärte Land und Würde für ein eröfnetes Lehn, verlieh beides 1423 an Fridrichen den<noteplace="right">1423</note> Streitbaren, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen zu Meßien, befriedigte auch den Kurfürsten von Brandenburg wegen seines weibligen Anspruchs, welche beide mer Beistand leisten konten: es kam aber darüber zu keinem Zuge nach Bömen.</p><p>Unter den fortwärenden Feldzügen der Engelländer in Frankreich hatte des Dauphins Schwäher Ludwig 2 von Anjou dieses Reich meistens zuverwalten gehabt, bis er 1417 verstorben: als hernach, mit Genemhaltung des Dauphins, die Königin vom Hofe und von den Geschäften entfernet worden, sie aber den Herzog Johan von Burgund zuhülfe gerufen und solcher sich der Stadt Paris, des Königs und ganzen Hofes bemächtiget hatte; wolte der Dauphin sich die-
</p></div></body></text></TEI>
[589/0601]
gewalt in Bömen samt andern Vortheilen an: es waren aber zu gleicher Zeit in Teutschlande Zwistigkeiten entstanden, so ihn hinderten sich der bömischen Händel anzunemen und aus dasigem Zwiste würkligen Vortheil zuzrehen; der Kurfürst Albrecht 3, Herzog von Sachsen zu Wittenberg war 1422 unbeerbt umgekommen und Erich, Herzog von Sachsen zu Lauenburg machte Anspruch auf die Erbschaft; doch Sigismund, welcher von diesem schwachen Fürsten wenige Hülfe zum Zuge nach Bömen erhielt und erwartete, warf ihm den Mangel der Mitbelenung vor, erklärte Land und Würde für ein eröfnetes Lehn, verlieh beides 1423 an Fridrichen den Streitbaren, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen zu Meßien, befriedigte auch den Kurfürsten von Brandenburg wegen seines weibligen Anspruchs, welche beide mer Beistand leisten konten: es kam aber darüber zu keinem Zuge nach Bömen.
1422
1423 Unter den fortwärenden Feldzügen der Engelländer in Frankreich hatte des Dauphins Schwäher Ludwig 2 von Anjou dieses Reich meistens zuverwalten gehabt, bis er 1417 verstorben: als hernach, mit Genemhaltung des Dauphins, die Königin vom Hofe und von den Geschäften entfernet worden, sie aber den Herzog Johan von Burgund zuhülfe gerufen und solcher sich der Stadt Paris, des Königs und ganzen Hofes bemächtiget hatte; wolte der Dauphin sich die-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/601>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.