Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

gepflogen: Die Hußiten forderten vier Stükke, so die Prager Bedingungen genant wurden: 1. Daß der Genus des Weins im Abendmale dem Volke verstattet und aller Gottesdienst in der Muttersprache verrichtet würde, an welchem einen Stükke die Calixtiner gnug hatten; die Taboriten forderten auch 2. daß Gottes Wort von jedermanne zuhause und aller Orten frei dürfte gelehret werden, womit für die Taboriten allenthalben ein abgesonderter Gottesdienst bedungen ward, 3. daß öffentlige Sünden öffentlig, ohne Standes Unterschied, an Gottesdienstligen sowol, als andern Leuten gestrafet und also die AErgernisse vertilget würden, indem sonst Gottesdienstlige bei allen Lastern ungestrafet blieben oder nur gelinde gestrafet wurden, am schwersten aber der Ungehorsam gegen den Papst oder seine Geweiheten geahndet ward, wobei die Laster überhand namen, 4. daß gottesdienstlige Leute keine Gewalt in bürgerligen Dingen haben oder sich anmassen dürften, durch welche Bedingung die päpstligen Vorsteher wären entwafnet und alle verschiedenen Theile oder Bekentnisse gleicher gemacht worden. Sigismund verweigerte diese Bedingungen, konte aber wieder die Stadt nichts ausrich-

gepflogen: Die Hußiten forderten vier Stükke, so die Prager Bedingungen genant wurden: 1. Daß der Genus des Weins im Abendmale dem Volke verstattet und aller Gottesdienst in der Muttersprache verrichtet würde, an welchem einen Stükke die Calixtiner gnug hatten; die Taboriten forderten auch 2. daß Gottes Wort von jedermanne zuhause und aller Orten frei dürfte gelehret werden, womit für die Taboriten allenthalben ein abgesonderter Gottesdienst bedungen ward, 3. daß öffentlige Sünden öffentlig, ohne Standes Unterschied, an Gottesdienstligen sowol, als andern Leuten gestrafet und also die AErgernisse vertilget würden, indem sonst Gottesdienstlige bei allen Lastern ungestrafet blieben oder nur gelinde gestrafet wurden, am schwersten aber der Ungehorsam gegen den Papst oder seine Geweiheten geahndet ward, wobei die Laster überhand namen, 4. daß gottesdienstlige Leute keine Gewalt in bürgerligen Dingen haben oder sich anmassen dürften, durch welche Bedingung die päpstligen Vorsteher wären entwafnet und alle verschiedenen Theile oder Bekentnisse gleicher gemacht worden. Sigismund verweigerte diese Bedingungen, konte aber wieder die Stadt nichts ausrich-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0598" n="586"/>
gepflogen: Die Hußiten forderten vier Stükke, so die Prager Bedingungen                      genant wurden: 1. Daß der Genus des Weins im Abendmale dem Volke verstattet und                      aller Gottesdienst in der Muttersprache verrichtet würde, an welchem einen                      Stükke die Calixtiner gnug hatten; die Taboriten forderten auch 2. daß Gottes                      Wort von jedermanne zuhause und aller Orten frei dürfte gelehret werden, womit                      für die Taboriten allenthalben ein abgesonderter Gottesdienst bedungen ward, 3.                      daß öffentlige Sünden öffentlig, ohne Standes Unterschied, an Gottesdienstligen                      sowol, als andern Leuten gestrafet und also die AErgernisse vertilget würden,                      indem sonst Gottesdienstlige bei allen Lastern ungestrafet blieben oder nur                      gelinde gestrafet wurden, am schwersten aber der Ungehorsam gegen den Papst oder                      seine Geweiheten geahndet ward, wobei die Laster überhand namen, 4. daß                      gottesdienstlige Leute keine Gewalt in bürgerligen Dingen haben oder sich                      anmassen dürften, durch welche Bedingung die päpstligen Vorsteher wären                      entwafnet und alle verschiedenen Theile oder Bekentnisse gleicher gemacht                      worden. Sigismund verweigerte diese Bedingungen, konte aber wieder die Stadt                      nichts ausrich-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0598] gepflogen: Die Hußiten forderten vier Stükke, so die Prager Bedingungen genant wurden: 1. Daß der Genus des Weins im Abendmale dem Volke verstattet und aller Gottesdienst in der Muttersprache verrichtet würde, an welchem einen Stükke die Calixtiner gnug hatten; die Taboriten forderten auch 2. daß Gottes Wort von jedermanne zuhause und aller Orten frei dürfte gelehret werden, womit für die Taboriten allenthalben ein abgesonderter Gottesdienst bedungen ward, 3. daß öffentlige Sünden öffentlig, ohne Standes Unterschied, an Gottesdienstligen sowol, als andern Leuten gestrafet und also die AErgernisse vertilget würden, indem sonst Gottesdienstlige bei allen Lastern ungestrafet blieben oder nur gelinde gestrafet wurden, am schwersten aber der Ungehorsam gegen den Papst oder seine Geweiheten geahndet ward, wobei die Laster überhand namen, 4. daß gottesdienstlige Leute keine Gewalt in bürgerligen Dingen haben oder sich anmassen dürften, durch welche Bedingung die päpstligen Vorsteher wären entwafnet und alle verschiedenen Theile oder Bekentnisse gleicher gemacht worden. Sigismund verweigerte diese Bedingungen, konte aber wieder die Stadt nichts ausrich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/598
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/598>, abgerufen am 25.07.2024.