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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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erheben sich die Vorsteher, unterdrükken das Volk, geben ihrem Geize Raum, schüzen die Bosheit, sie donnern damit vornemlig gegen die, so die Schalkheit des Wiedersachers entdekken; die Verdammung der 45 Säze Wiklefs ist unvernünftig und unbillig; es hat gar keinen Schein, daß die Gemeine Gottes nothwendig ein sichtbares Haupt haben müste sie zubeherschen, ohne solche ungeheure Häupter kan der Gesalbte seine Gemeine beßer verwalten, durch seine zerstreuten wahren Jünger, wie geschehen ist, ehe der Papst war, und geschehen würde, wen kein Papst wäre, bis an den Tag des Gerichts; keiner, der in Todsünden lebet, ist ein rechtmäßiger Herr im Gemeinenwesen, oder Vorsteher des Gottesdienstes. Die Stükke, so durch Zeugen erwiesen sein solten, enthielten vieles von seinem Ungehorsame, daß er nicht aufhören wollen zuleten, wen es verboten oder er selbst im Banne gewesen; daß er gelehret, das Brodt bleibe beim heiligen Abendmale wahres Brodt auch nach der Einsegnung; daß er Wiklefen und seine Säze hartnäkkig verteidiget, gewünschet, seine Sele mögte bei deßen Sele sein, hingegen sich verlauten laßen, der jüngst verstorbene Papst, von welchem er nicht wiße, ob er im Himmel, oder in der Hölle

erheben sich die Vorsteher, unterdrükken das Volk, geben ihrem Geize Raum, schüzen die Bosheit, sie donnern damit vornemlig gegen die, so die Schalkheit des Wiedersachers entdekken; die Verdammung der 45 Säze Wiklefs ist unvernünftig und unbillig; es hat gar keinen Schein, daß die Gemeine Gottes nothwendig ein sichtbares Haupt haben müste sie zubeherschen, ohne solche ungeheure Häupter kan der Gesalbte seine Gemeine beßer verwalten, durch seine zerstreuten wahren Jünger, wie geschehen ist, ehe der Papst war, und geschehen würde, wen kein Papst wäre, bis an den Tag des Gerichts; keiner, der in Todsünden lebet, ist ein rechtmäßiger Herr im Gemeinenwesen, oder Vorsteher des Gottesdienstes. Die Stükke, so durch Zeugen erwiesen sein solten, enthielten vieles von seinem Ungehorsame, daß er nicht aufhören wollen zuleten, wen es verboten oder er selbst im Banne gewesen; daß er gelehret, das Brodt bleibe beim heiligen Abendmale wahres Brodt auch nach der Einsegnung; daß er Wiklefen und seine Säze hartnäkkig verteidiget, gewünschet, seine Sele mögte bei deßen Sele sein, hingegen sich verlauten laßen, der jüngst verstorbene Papst, von welchem er nicht wiße, ob er im Himmel, oder in der Hölle

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[563/0575] erheben sich die Vorsteher, unterdrükken das Volk, geben ihrem Geize Raum, schüzen die Bosheit, sie donnern damit vornemlig gegen die, so die Schalkheit des Wiedersachers entdekken; die Verdammung der 45 Säze Wiklefs ist unvernünftig und unbillig; es hat gar keinen Schein, daß die Gemeine Gottes nothwendig ein sichtbares Haupt haben müste sie zubeherschen, ohne solche ungeheure Häupter kan der Gesalbte seine Gemeine beßer verwalten, durch seine zerstreuten wahren Jünger, wie geschehen ist, ehe der Papst war, und geschehen würde, wen kein Papst wäre, bis an den Tag des Gerichts; keiner, der in Todsünden lebet, ist ein rechtmäßiger Herr im Gemeinenwesen, oder Vorsteher des Gottesdienstes. Die Stükke, so durch Zeugen erwiesen sein solten, enthielten vieles von seinem Ungehorsame, daß er nicht aufhören wollen zuleten, wen es verboten oder er selbst im Banne gewesen; daß er gelehret, das Brodt bleibe beim heiligen Abendmale wahres Brodt auch nach der Einsegnung; daß er Wiklefen und seine Säze hartnäkkig verteidiget, gewünschet, seine Sele mögte bei deßen Sele sein, hingegen sich verlauten laßen, der jüngst verstorbene Papst, von welchem er nicht wiße, ob er im Himmel, oder in der Hölle

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/575>, abgerufen am 25.11.2024.