1395 für Geld zu einem erbligen Herzogthume1395 gemacht und also das Reich vermindert, den Unruhen in selbigem keinesweges gesteuret, sondern selbst große Unordnungen verursachet hätte; der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz ward an seine Stelle erwelet und sowol diese Wahl, als jene Absezung von Boniface bestätigt; doch bieltens mange Stände noch mit Wenzeln und beide Könige hatten in Teutschland wenig Ansehen. Zu Prag war 1392 von einem dasigen Bürger ein geräumiges Bethaus erbauet, der Hohenschule gewitmet und Bethlehem genant worden, in welchem Johannes, von seinem Geburtsorte Huß zugenannt, 1400 das öffentlige Lehramt1400 bekam, der auch auf der Hohenschule Lehrer der Gottesgelartheit war: zu gleicher Zeit kam Hietonymus, ein geborner Prager, auch ein Lehrer auf dasiger Hohenschule, aus Engelland wohin er verreiset gewesen, zurük und brachte viele von Wiklefs Schriften mit, dergleichen auch andere, so dorthin reiseten, und Engelländer, so nach Bömen kamen, hieselbst bekant machten, deren Gebrauch zwar von einigen heftig bestritten aber von Huße und andern verteidiget wurde, die wieder das Papftthum zeugeten; wiewol Huß dabei nicht soweit ging, als Wiklef gegangen: Wenzels Absezung auf Bonifazens Anstiften, wie auch deßen Ablasjahr und gesamte Krämerei gaben Huße Anlas und Freiheit wieder des Papstes an-
1395 für Geld zu einem erbligen Herzogthume1395 gemacht und also das Reich vermindert, den Unruhen in selbigem keinesweges gesteuret, sondern selbst große Unordnungen verursachet hätte; der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz ward an seine Stelle erwelet und sowol diese Wahl, als jene Absezung von Boniface bestätigt; doch bieltens mange Stände noch mit Wenzeln und beide Könige hatten in Teutschland wenig Ansehen. Zu Prag war 1392 von einem dasigen Bürger ein geräumiges Bethaus erbauet, der Hohenschule gewitmet und Bethlehem genant worden, in welchem Johannes, von seinem Geburtsorte Huß zugenannt, 1400 das öffentlige Lehramt1400 bekam, der auch auf der Hohenschule Lehrer der Gottesgelartheit war: zu gleicher Zeit kam Hietonymus, ein geborner Prager, auch ein Lehrer auf dasiger Hohenschule, aus Engelland wohin er verreiset gewesen, zurük und brachte viele von Wiklefs Schriften mit, dergleichen auch andere, so dorthin reiseten, und Engelländer, so nach Bömen kamen, hieselbst bekant machten, deren Gebrauch zwar von einigen heftig bestritten aber von Huße und andern verteidiget wurde, die wieder das Papftthum zeugeten; wiewol Huß dabei nicht soweit ging, als Wiklef gegangen: Wenzels Absezung auf Bonifazens Anstiften, wie auch deßen Ablasjahr und gesamte Krämerei gaben Huße Anlas und Freiheit wieder des Papstes an-
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1395 für Geld zu einem erbligen Herzogthume<noteplace="right">1395</note> gemacht und also das Reich vermindert, den Unruhen in selbigem keinesweges gesteuret, sondern selbst große Unordnungen verursachet hätte; der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz ward an seine Stelle erwelet und sowol diese Wahl, als jene Absezung von Boniface bestätigt; doch bieltens mange Stände noch mit Wenzeln und beide Könige hatten in Teutschland wenig Ansehen. Zu Prag war 1392 von einem dasigen Bürger ein geräumiges Bethaus erbauet, der Hohenschule gewitmet und Bethlehem genant worden, in welchem Johannes, von seinem Geburtsorte Huß zugenannt, 1400 das öffentlige Lehramt<noteplace="right">1400</note> bekam, der auch auf der Hohenschule Lehrer der Gottesgelartheit war: zu gleicher Zeit kam Hietonymus, ein geborner Prager, auch ein Lehrer auf dasiger Hohenschule, aus Engelland wohin er verreiset gewesen, zurük und brachte viele von Wiklefs Schriften mit, dergleichen auch andere, so dorthin reiseten, und Engelländer, so nach Bömen kamen, hieselbst bekant machten, deren Gebrauch zwar von einigen heftig bestritten aber von Huße und andern verteidiget wurde, die wieder das Papftthum zeugeten; wiewol Huß dabei nicht soweit ging, als Wiklef gegangen: Wenzels Absezung auf Bonifazens Anstiften, wie auch deßen Ablasjahr und gesamte Krämerei gaben Huße Anlas und Freiheit wieder des Papstes an-
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1395 für Geld zu einem erbligen Herzogthume gemacht und also das Reich vermindert, den Unruhen in selbigem keinesweges gesteuret, sondern selbst große Unordnungen verursachet hätte; der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz ward an seine Stelle erwelet und sowol diese Wahl, als jene Absezung von Boniface bestätigt; doch bieltens mange Stände noch mit Wenzeln und beide Könige hatten in Teutschland wenig Ansehen. Zu Prag war 1392 von einem dasigen Bürger ein geräumiges Bethaus erbauet, der Hohenschule gewitmet und Bethlehem genant worden, in welchem Johannes, von seinem Geburtsorte Huß zugenannt, 1400 das öffentlige Lehramt bekam, der auch auf der Hohenschule Lehrer der Gottesgelartheit war: zu gleicher Zeit kam Hietonymus, ein geborner Prager, auch ein Lehrer auf dasiger Hohenschule, aus Engelland wohin er verreiset gewesen, zurük und brachte viele von Wiklefs Schriften mit, dergleichen auch andere, so dorthin reiseten, und Engelländer, so nach Bömen kamen, hieselbst bekant machten, deren Gebrauch zwar von einigen heftig bestritten aber von Huße und andern verteidiget wurde, die wieder das Papftthum zeugeten; wiewol Huß dabei nicht soweit ging, als Wiklef gegangen: Wenzels Absezung auf Bonifazens Anstiften, wie auch deßen Ablasjahr und gesamte Krämerei gaben Huße Anlas und Freiheit wieder des Papstes an-
1395
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/551>, abgerufen am 22.11.2024.
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