keit der Bischöfe, als auch an die Bischöfe, mit Befele Wiklefen gefangen zunemen; sie luden ihn abermals, er verantwortete sich aber wohl und ward, vorfallender Umstände wegen, abermals frei- gelaßen, doch ihm ein Stilschweigen auferleget und allen, die zu Oxfort den Wißenschaften oblagen, untersaget seiner Lehre anzuhangen, bei Strafe des Gefängnißes. Andere, die auch wieder den Papst, als den Wiedersacher, zeugten und manchen Misbräuchen wiederstunden, langten doch an Wiklefs Einsicht: Der Bilder- und Heiligendienst war eine so alte und eingewurzelte Abgötterei, daß man die Zeit nicht mer wuste, da sie neu gewesen, und selbst Wiklef sie später erkante, als die meisten neuern Gräuel. Die Frommen dieser Zeit, welche sich im Verborgenen zuerst mit ihrer eigenen Heiligung beschäftigten, sodan mer die Menschen selbst, ihre Sitten und ihr Leben, als die Lehre und Verfaßung der Gemeine zubeßern suchten, hatten zwar ein lebhaftes, aber mer verwornes, als deutliges Erkentnis, kleideten solches auch ein in einem dunkeln oft verblümten und uneigentligen, ja unbequemen Vortrag und Ausdruk, welches von uns weder als nothwendig zur Erbauung anzusehen, noch als ein Vorzug zurümen, noch bei verliehenem deutligerm Unterrichte zusuchen und nachzuamen ist; dieselben ganz redligen Leute hatten mer Einsicht vom Geseze, als von der Gnadenlehre,
keit der Bischöfe, als auch an die Bischöfe, mit Befele Wiklefen gefangen zunemen; sie luden ihn abermals, er verantwortete sich aber wohl und ward, vorfallender Umstände wegen, abermals frei- gelaßen, doch ihm ein Stilschweigen auferleget und allen, die zu Oxfort den Wißenschaften oblagen, untersaget seiner Lehre anzuhangen, bei Strafe des Gefängnißes. Andere, die auch wieder den Papst, als den Wiedersacher, zeugten und manchen Misbräuchen wiederstunden, langten doch an Wiklefs Einsicht: Der Bilder- und Heiligendienst war eine so alte und eingewurzelte Abgötterei, daß man die Zeit nicht mer wuste, da sie neu gewesen, und selbst Wiklef sie später erkante, als die meisten neuern Gräuel. Die Frommen dieser Zeit, welche sich im Verborgenen zuerst mit ihrer eigenen Heiligung beschäftigten, sodan mer die Menschen selbst, ihre Sitten und ihr Leben, als die Lehre und Verfaßung der Gemeine zubeßern suchten, hatten zwar ein lebhaftes, aber mer verwornes, als deutliges Erkentnis, kleideten solches auch ein in einem dunkeln oft verblümten und uneigentligen, ja unbequemen Vortrag und Ausdruk, welches von uns weder als nothwendig zur Erbauung anzusehen, noch als ein Vorzug zurümen, noch bei verliehenem deutligerm Unterrichte zusuchen und nachzuamen ist; dieselben ganz redligen Leute hatten mer Einsicht vom Geseze, als von der Gnadenlehre,
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keit der Bischöfe, als auch an die Bischöfe, mit Befele Wiklefen gefangen zunemen; sie luden ihn abermals, er verantwortete sich aber wohl und ward, vorfallender Umstände wegen, abermals frei- gelaßen, doch ihm ein Stilschweigen auferleget und allen, die zu Oxfort den Wißenschaften oblagen, untersaget seiner Lehre anzuhangen, bei Strafe des Gefängnißes. Andere, die auch wieder den Papst, als den Wiedersacher, zeugten und manchen Misbräuchen wiederstunden, langten doch an Wiklefs Einsicht: Der Bilder- und Heiligendienst war eine so alte und eingewurzelte Abgötterei, daß man die Zeit nicht mer wuste, da sie neu gewesen, und selbst Wiklef sie später erkante, als die meisten neuern Gräuel. Die Frommen dieser Zeit, welche sich im Verborgenen zuerst mit ihrer eigenen Heiligung beschäftigten, sodan mer die Menschen selbst, ihre Sitten und ihr Leben, als die Lehre und Verfaßung der Gemeine zubeßern suchten, hatten zwar ein lebhaftes, aber mer verwornes, als deutliges Erkentnis, kleideten solches auch ein in einem dunkeln oft verblümten und uneigentligen, ja unbequemen Vortrag und Ausdruk, welches von uns weder als nothwendig zur Erbauung anzusehen, noch als ein Vorzug zurümen, noch bei verliehenem deutligerm Unterrichte zusuchen und nachzuamen ist; dieselben ganz redligen Leute hatten mer Einsicht vom Geseze, als von der Gnadenlehre,
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keit der Bischöfe, als auch an die Bischöfe, mit Befele Wiklefen gefangen zunemen; sie luden ihn abermals, er verantwortete sich aber wohl und ward, vorfallender Umstände wegen, abermals frei- gelaßen, doch ihm ein Stilschweigen auferleget und allen, die zu Oxfort den Wißenschaften oblagen, untersaget seiner Lehre anzuhangen, bei Strafe des Gefängnißes. Andere, die auch wieder den Papst, als den Wiedersacher, zeugten und manchen Misbräuchen wiederstunden, langten doch an Wiklefs Einsicht: Der Bilder- und Heiligendienst war eine so alte und eingewurzelte Abgötterei, daß man die Zeit nicht mer wuste, da sie neu gewesen, und selbst Wiklef sie später erkante, als die meisten neuern Gräuel. Die Frommen dieser Zeit, welche sich im Verborgenen zuerst mit ihrer eigenen Heiligung beschäftigten, sodan mer die Menschen selbst, ihre Sitten und ihr Leben, als die Lehre und Verfaßung der Gemeine zubeßern suchten, hatten zwar ein lebhaftes, aber mer verwornes, als deutliges Erkentnis, kleideten solches auch ein in einem dunkeln oft verblümten und uneigentligen, ja unbequemen Vortrag und Ausdruk, welches von uns weder als nothwendig zur Erbauung anzusehen, noch als ein Vorzug zurümen, noch bei verliehenem deutligerm Unterrichte zusuchen und nachzuamen ist; dieselben ganz redligen Leute hatten mer Einsicht vom Geseze, als von der Gnadenlehre,
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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