Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

tigt, welche Dominicus Guzman, ein blutgiriger Spanier, und Franciscus von Aßisi, ein schwermerischer Italiäner gestiftet hatten, sondern auch eine einlige Untersuchung Zwang, Feuer und Krieg veranstaltet, gegen die, so von der herschenden Gemeine sich absonderten und ihr wiedersprachen. Vorhin verfuren die Bischöfe wieder die vermeinten Irgläubigen, wie sie konten oder wolten, und wurden häufig durch Briefe von Rom erinnert Ernst hiebei zugebrauchen: weil aber sie und ihre Vorweser nicht so eifrig in dieser Sache waren, als die Päpste wünschten; bedienten sie sich nun dieser neuen Orden: der Bischöfe Gewalt ward immer mer eingeschränket und alles von Rom durch Mönche betrieben, welche selbst auf das Verhalten der Bischöfe acht haben, und alles berichten musten. Der grausame Papst Nocentius 3 schikte zuerst 1205 den Dominicus nach Frankreich wegen der Abweichenden und wegen des Eifers der Bischöfe wieder sie nachzuforschen; daher die ganze Anstalt eine Nachforschung oder Inquisition hies: hernach wurden zwölf Eistertienser und mit ihnen Dominicus 1206 nach Toulouse gehen,1206 deßen Graf den Waldensern beigetreten war, die sich in seinem Gebiete am meisten ausgebreitet hatten: Die Boten des Papstes fingen an die Waldenser mie Gründen zubestreiten, schritten aber bald zu gewaltsamen Mitteln, wie Dominicus angerathen hatte; da

tigt, welche Dominicus Guzman, ein blutgiriger Spanier, und Franciscus von Aßisi, ein schwermerischer Italiäner gestiftet hatten, sondern auch eine einlige Untersuchung Zwang, Feuer und Krieg veranstaltet, gegen die, so von der herschenden Gemeine sich absonderten und ihr wiedersprachen. Vorhin verfuren die Bischöfe wieder die vermeinten Irgläubigen, wie sie konten oder wolten, und wurden häufig durch Briefe von Rom erinnert Ernst hiebei zugebrauchen: weil aber sie und ihre Vorweser nicht so eifrig in dieser Sache waren, als die Päpste wünschten; bedienten sie sich nun dieser neuen Orden: der Bischöfe Gewalt ward immer mer eingeschränket und alles von Rom durch Mönche betrieben, welche selbst auf das Verhalten der Bischöfe acht haben, und alles berichten musten. Der grausame Papst Nocentius 3 schikte zuerst 1205 den Dominicus nach Frankreich wegen der Abweichenden und wegen des Eifers der Bischöfe wieder sie nachzuforschen; daher die ganze Anstalt eine Nachforschung oder Inquisition hies: hernach wurden zwölf Eistertienser und mit ihnen Dominicus 1206 nach Toulouse gehen,1206 deßen Graf den Waldensern beigetreten war, die sich in seinem Gebiete am meisten ausgebreitet hatten: Die Boten des Papstes fingen an die Waldenser mie Gründen zubestreiten, schritten aber bald zu gewaltsamen Mitteln, wie Dominicus angerathen hatte; da

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0459" n="447"/>
tigt, welche Dominicus Guzman, ein blutgiriger                      Spanier, und Franciscus von Aßisi, ein schwermerischer Italiäner gestiftet                      hatten, sondern auch eine einlige Untersuchung Zwang, Feuer und Krieg                      veranstaltet, gegen die, so von der herschenden Gemeine sich absonderten und ihr                      wiedersprachen. Vorhin verfuren die Bischöfe wieder die vermeinten Irgläubigen,                      wie sie konten oder wolten, und wurden häufig durch Briefe von Rom erinnert                      Ernst hiebei zugebrauchen: weil aber sie und ihre Vorweser nicht so eifrig in                      dieser Sache waren, als die Päpste wünschten; bedienten sie sich nun dieser                      neuen Orden: der Bischöfe Gewalt ward immer mer eingeschränket und alles von Rom                      durch Mönche betrieben, welche selbst auf das Verhalten der Bischöfe acht haben,                      und alles berichten musten. Der grausame Papst Nocentius 3 schikte zuerst 1205                      den Dominicus nach Frankreich wegen der Abweichenden und wegen des Eifers der                      Bischöfe wieder sie nachzuforschen; daher die ganze Anstalt eine Nachforschung                      oder Inquisition hies: hernach wurden zwölf Eistertienser und mit ihnen                      Dominicus 1206 nach Toulouse gehen,<note place="right">1206</note> deßen                      Graf den Waldensern beigetreten war, die sich in seinem Gebiete am meisten                      ausgebreitet hatten: Die Boten des Papstes fingen an die Waldenser mie Gründen                      zubestreiten, schritten aber bald zu gewaltsamen Mitteln, wie Dominicus                      angerathen hatte; da
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0459] tigt, welche Dominicus Guzman, ein blutgiriger Spanier, und Franciscus von Aßisi, ein schwermerischer Italiäner gestiftet hatten, sondern auch eine einlige Untersuchung Zwang, Feuer und Krieg veranstaltet, gegen die, so von der herschenden Gemeine sich absonderten und ihr wiedersprachen. Vorhin verfuren die Bischöfe wieder die vermeinten Irgläubigen, wie sie konten oder wolten, und wurden häufig durch Briefe von Rom erinnert Ernst hiebei zugebrauchen: weil aber sie und ihre Vorweser nicht so eifrig in dieser Sache waren, als die Päpste wünschten; bedienten sie sich nun dieser neuen Orden: der Bischöfe Gewalt ward immer mer eingeschränket und alles von Rom durch Mönche betrieben, welche selbst auf das Verhalten der Bischöfe acht haben, und alles berichten musten. Der grausame Papst Nocentius 3 schikte zuerst 1205 den Dominicus nach Frankreich wegen der Abweichenden und wegen des Eifers der Bischöfe wieder sie nachzuforschen; daher die ganze Anstalt eine Nachforschung oder Inquisition hies: hernach wurden zwölf Eistertienser und mit ihnen Dominicus 1206 nach Toulouse gehen, deßen Graf den Waldensern beigetreten war, die sich in seinem Gebiete am meisten ausgebreitet hatten: Die Boten des Papstes fingen an die Waldenser mie Gründen zubestreiten, schritten aber bald zu gewaltsamen Mitteln, wie Dominicus angerathen hatte; da 1206

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/459
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/459>, abgerufen am 22.11.2024.