Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Da der Papst und sein Anhang es gut hießen, es als ein löbliges Verhalten anpriesen und beförderten, daß zur Erhebung des römischen Stuls Eid und Pflicht gebrochen, die stärksten Verbindungen zerrißen, Unterthanen und Kinder wieder Eltern und Obrigkeiten aufgewiegelt wurden: so muste die Ruchlosigkeit gros werden und solchen, die noch einige Redligkeit hegten, in die Augen leuchten. Der Kaiser Heinrich 4 wurde 1101 von seinem aufrürischen Sohne Konrade,1101 durch deßen Tod befreiet und achtete wenig, daß 1102 Paschalis 2 den Ban1102 wieder ihn erneuerte, auch die Meinung als eine Käzerei verdammete, daß nicht jeder, sonderlig wieder Könige ergangene Ban gültig sei, welches nun die Henricische Käzerei genant wurde: aber sein anderer Sohn, Heinrich, dem 1103 die Nachfolge im1103 Reiche nochmals versichert worden, der dabei sich eidlig verpflichtet hatte, dem Vater getreu zubleiben, lies dennoch von des Papstes Boten sich verleiten, daß er vom Vater abtrat, weil er verbannet sei, daß er auch vor dem Gesandten des Papstes die Henricische Käzerei abschwur, und eidlig dem Papste Gehorsam gelobte. Durch verstelte Aussönung erlangte hernach dieser betrogene Betrüger 11061106 die gesuchte Gelegenheit sich seines Veters zubemächtigen, welchen er zwang dem Reiche mit Ybergebung der Kleinode zuentsagen: nach abermaliger Gefangenschaft und grober

Da der Papst und sein Anhang es gut hießen, es als ein löbliges Verhalten anpriesen und beförderten, daß zur Erhebung des römischen Stuls Eid und Pflicht gebrochen, die stärksten Verbindungen zerrißen, Unterthanen und Kinder wieder Eltern und Obrigkeiten aufgewiegelt wurden: so muste die Ruchlosigkeit gros werden und solchen, die noch einige Redligkeit hegten, in die Augen leuchten. Der Kaiser Heinrich 4 wurde 1101 von seinem aufrürischen Sohne Konrade,1101 durch deßen Tod befreiet und achtete wenig, daß 1102 Paschalis 2 den Ban1102 wieder ihn erneuerte, auch die Meinung als eine Käzerei verdammete, daß nicht jeder, sonderlig wieder Könige ergangene Ban gültig sei, welches nun die Henricische Käzerei genant wurde: aber sein anderer Sohn, Heinrich, dem 1103 die Nachfolge im1103 Reiche nochmals versichert worden, der dabei sich eidlig verpflichtet hatte, dem Vater getreu zubleiben, lies dennoch von des Papstes Boten sich verleiten, daß er vom Vater abtrat, weil er verbannet sei, daß er auch vor dem Gesandten des Papstes die Henricische Käzerei abschwur, und eidlig dem Papste Gehorsam gelobte. Durch verstelte Aussönung erlangte hernach dieser betrogene Betrüger 11061106 die gesuchte Gelegenheit sich seines Veters zubemächtigen, welchen er zwang dem Reiche mit Ybergebung der Kleinode zuentsagen: nach abermaliger Gefangenschaft und grober

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0399" n="387"/>
        <p>Da der Papst und sein Anhang es gut hießen, es als ein löbliges Verhalten                      anpriesen und beförderten, daß zur Erhebung des römischen Stuls Eid und Pflicht                      gebrochen, die stärksten Verbindungen zerrißen, Unterthanen und Kinder wieder                      Eltern und Obrigkeiten aufgewiegelt wurden: so muste die Ruchlosigkeit gros                      werden und solchen, die noch einige Redligkeit hegten, in die Augen leuchten.                      Der Kaiser Heinrich 4 wurde 1101 von seinem aufrürischen Sohne Konrade,<note place="right">1101</note> durch deßen Tod befreiet und achtete wenig,                      daß 1102 Paschalis 2 den Ban<note place="right">1102</note> wieder ihn                      erneuerte, auch die Meinung als eine Käzerei verdammete, daß nicht jeder,                      sonderlig wieder Könige ergangene Ban gültig sei, welches nun die Henricische                      Käzerei genant wurde: aber sein anderer Sohn, Heinrich, dem 1103 die Nachfolge                          im<note place="right">1103</note> Reiche nochmals versichert worden,                      der dabei sich eidlig verpflichtet hatte, dem Vater getreu zubleiben, lies                      dennoch von des Papstes Boten sich verleiten, daß er vom Vater abtrat, weil er                      verbannet sei, daß er auch vor dem Gesandten des Papstes die Henricische Käzerei                      abschwur, und eidlig dem Papste Gehorsam gelobte. Durch verstelte Aussönung                      erlangte hernach dieser betrogene Betrüger 1106<note place="right">1106</note> die gesuchte Gelegenheit sich seines Veters zubemächtigen, welchen                      er zwang dem Reiche mit Ybergebung der Kleinode zuentsagen: nach abermaliger                      Gefangenschaft und grober
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0399] Da der Papst und sein Anhang es gut hießen, es als ein löbliges Verhalten anpriesen und beförderten, daß zur Erhebung des römischen Stuls Eid und Pflicht gebrochen, die stärksten Verbindungen zerrißen, Unterthanen und Kinder wieder Eltern und Obrigkeiten aufgewiegelt wurden: so muste die Ruchlosigkeit gros werden und solchen, die noch einige Redligkeit hegten, in die Augen leuchten. Der Kaiser Heinrich 4 wurde 1101 von seinem aufrürischen Sohne Konrade, durch deßen Tod befreiet und achtete wenig, daß 1102 Paschalis 2 den Ban wieder ihn erneuerte, auch die Meinung als eine Käzerei verdammete, daß nicht jeder, sonderlig wieder Könige ergangene Ban gültig sei, welches nun die Henricische Käzerei genant wurde: aber sein anderer Sohn, Heinrich, dem 1103 die Nachfolge im Reiche nochmals versichert worden, der dabei sich eidlig verpflichtet hatte, dem Vater getreu zubleiben, lies dennoch von des Papstes Boten sich verleiten, daß er vom Vater abtrat, weil er verbannet sei, daß er auch vor dem Gesandten des Papstes die Henricische Käzerei abschwur, und eidlig dem Papste Gehorsam gelobte. Durch verstelte Aussönung erlangte hernach dieser betrogene Betrüger 1106 die gesuchte Gelegenheit sich seines Veters zubemächtigen, welchen er zwang dem Reiche mit Ybergebung der Kleinode zuentsagen: nach abermaliger Gefangenschaft und grober 1101 1102 1103 1106

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/399
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/399>, abgerufen am 25.11.2024.