Erlauben können die Unterthanen Klage füren und er könne sie vom Gehorsame gegen die bösen Fürsten lossprechen, er könne die Kaiser absezen. Das lezte war noch nicht sehr gewönlig; das jezige Beispiel an Heinriche schien daher denen hart, welche selbiges ohne Eigennuz und falsche Absicht ansahen: doch, die Sachsen und andere misvergnügte Fürsten, die theils nach dem Reiche trachteten, waren willig, oder ließen sich leicht von des Papstes Boten überreden Heinriche den Gehorsam aufzukündigen, gingen wieder ihn zufelde, hielten Versamlungen über die Wahl zurathschlagen, wobei sich die Gesandten des Papstes ein fanden und seine Genemhaltung versicherten. Heinrich lies den Muth sinken, erbot sich zu allem, was die Misvergnügten fordern konten, endlig auch dazu, daß der Papst Schiedsrichter sein solte, er indes der Geschäfte sich entschlagen, sein Heer entlaßen und Befreiung vom Banne erlangen, wiedrigen Fals des Reichs verlustig sein wolte: er ging darauf mitten im Winter über die Alpen, die päpstlige Lossprechung zusuchen.
1077
Der Papst hatte sich 1077 auf den Weg nach Teutschland begeben, um alda das Urtheil zufällen: in seiner Geselschaft befand sich Mathild, mit welcher er in vertrautem Umgange lebte, nachdem er sie von zwei Männern getrennet hatte, deren ersterer erst im vorigen Jahre gestorben: bei des Kö-
Erlauben können die Unterthanen Klage füren und er könne sie vom Gehorsame gegen die bösen Fürsten lossprechen, er könne die Kaiser absezen. Das lezte war noch nicht sehr gewönlig; das jezige Beispiel an Heinriche schien daher denen hart, welche selbiges ohne Eigennuz und falsche Absicht ansahen: doch, die Sachsen und andere misvergnügte Fürsten, die theils nach dem Reiche trachteten, waren willig, oder ließen sich leicht von des Papstes Boten überreden Heinriche den Gehorsam aufzukündigen, gingen wieder ihn zufelde, hielten Versamlungen über die Wahl zurathschlagen, wobei sich die Gesandten des Papstes ein fanden und seine Genemhaltung versicherten. Heinrich lies den Muth sinken, erbot sich zu allem, was die Misvergnügten fordern konten, endlig auch dazu, daß der Papst Schiedsrichter sein solte, er indes der Geschäfte sich entschlagen, sein Heer entlaßen und Befreiung vom Banne erlangen, wiedrigen Fals des Reichs verlustig sein wolte: er ging darauf mitten im Winter über die Alpen, die päpstlige Lossprechung zusuchen.
1077
Der Papst hatte sich 1077 auf den Weg nach Teutschland begeben, um alda das Urtheil zufällen: in seiner Geselschaft befand sich Mathild, mit welcher er in vertrautem Umgange lebte, nachdem er sie von zwei Männern getrennet hatte, deren ersterer erst im vorigen Jahre gestorben: bei des Kö-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0380"n="368"/>
Erlauben können die Unterthanen Klage füren und er könne sie vom Gehorsame gegen die bösen Fürsten lossprechen, er könne die Kaiser absezen. Das lezte war noch nicht sehr gewönlig; das jezige Beispiel an Heinriche schien daher denen hart, welche selbiges ohne Eigennuz und falsche Absicht ansahen: doch, die Sachsen und andere misvergnügte Fürsten, die theils nach dem Reiche trachteten, waren willig, oder ließen sich leicht von des Papstes Boten überreden Heinriche den Gehorsam aufzukündigen, gingen wieder ihn zufelde, hielten Versamlungen über die Wahl zurathschlagen, wobei sich die Gesandten des Papstes ein fanden und seine Genemhaltung versicherten. Heinrich lies den Muth sinken, erbot sich zu allem, was die Misvergnügten fordern konten, endlig auch dazu, daß der Papst Schiedsrichter sein solte, er indes der Geschäfte sich entschlagen, sein Heer entlaßen und Befreiung vom Banne erlangen, wiedrigen Fals des Reichs verlustig sein wolte: er ging darauf mitten im Winter über die Alpen, die päpstlige Lossprechung zusuchen.</p><noteplace="left">1077</note><p>Der Papst hatte sich 1077 auf den Weg nach Teutschland begeben, um alda das Urtheil zufällen: in seiner Geselschaft befand sich Mathild, mit welcher er in vertrautem Umgange lebte, nachdem er sie von zwei Männern getrennet hatte, deren ersterer erst im vorigen Jahre gestorben: bei des Kö-
</p></div></body></text></TEI>
[368/0380]
Erlauben können die Unterthanen Klage füren und er könne sie vom Gehorsame gegen die bösen Fürsten lossprechen, er könne die Kaiser absezen. Das lezte war noch nicht sehr gewönlig; das jezige Beispiel an Heinriche schien daher denen hart, welche selbiges ohne Eigennuz und falsche Absicht ansahen: doch, die Sachsen und andere misvergnügte Fürsten, die theils nach dem Reiche trachteten, waren willig, oder ließen sich leicht von des Papstes Boten überreden Heinriche den Gehorsam aufzukündigen, gingen wieder ihn zufelde, hielten Versamlungen über die Wahl zurathschlagen, wobei sich die Gesandten des Papstes ein fanden und seine Genemhaltung versicherten. Heinrich lies den Muth sinken, erbot sich zu allem, was die Misvergnügten fordern konten, endlig auch dazu, daß der Papst Schiedsrichter sein solte, er indes der Geschäfte sich entschlagen, sein Heer entlaßen und Befreiung vom Banne erlangen, wiedrigen Fals des Reichs verlustig sein wolte: er ging darauf mitten im Winter über die Alpen, die päpstlige Lossprechung zusuchen.
Der Papst hatte sich 1077 auf den Weg nach Teutschland begeben, um alda das Urtheil zufällen: in seiner Geselschaft befand sich Mathild, mit welcher er in vertrautem Umgange lebte, nachdem er sie von zwei Männern getrennet hatte, deren ersterer erst im vorigen Jahre gestorben: bei des Kö-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/380>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.